
"Huch, was ist denn mit Louise passiert? Trägt beige Anzüge und eine biedere Frisur? Und wieso ist Thelma jetzt blond, hat dickere Titten und sieht aus wie Goldie Hawn? Wie jetzt, sagen Sie, das sind gar nicht Thelma & Louise? Sondern? Die was, die Banger Sisters? Von wem so genannt, Frank Zappa? Kenn ich nicht. Hmm, aber ich hätte schwören können..."
Wenn
es ihnen so geht wie diesem Kinobesucher, sind sie voll auf die
Banger Sisters hereingefallen: Girls Just Wanna have Fun gilt auch
hier, nur dass an Susan Sarandons Seite jetzt die liebliche Goldie
Hawn als pöbelnde, lebenslustige Schlampe Suzette auftaucht,
die der stocksteifen "Vinnie" Spaß und Spontaneität
zurückgibt: Und dass die beiden Damen statt Tankstellenraub
und ähnlichem lieber im engen Kostüm tanzen gehen, oder
über einem gemütlichen Joint ihre "Rock-Cock Collection"
bewundern, die Sammlung von Polaroids der - sagen wir das mal blumig
mit Jim Morrison - kleinen Eidechsenkönige der großen
Rockstars: Vinnie (mittlerweile ganz spießig Lavinia) und
Suzette waren nämlich mal Groupies, und zwar die bekanntesten
der Westküste. Nur dass das vor zwanzig Jahren war, und während
Suzettes einzige Errungenschaft ein Silicon Valley im Brustbereich
ist, hat sich Lavinia in spießig-bürgerliches Leben mit
Rechtsanwaltsgatten und zwei verzogenen Kindern (darunter Erika
Christensen,
die quasi ihre "Traffic"-Rolle wiederholt, minus der harten
Drogen) hereingelebt, in der eher die perfekte Gartenparty Priorität
hat als irgendeine Rock'n'roll-Party. Und so ganz uneigennützig
kommt Suzette ja eigentlich auch nicht zu ihrer alten Weggefährtin
gestolpert: Job weg, Konto im Minus, da bietet es sich doch an der
wohlhabenden Freundin mal einen Besuch abzustatten: Dass sie allerdings
auch noch den so gehemmten wie neurotischen Schriftsteller Harry
(Geoffrey Rush) mit im Gepäck hat, verbessert Lavinias erschreckten
ersten Eindruck nicht gerade. Da hat also Suzette noch einiges zu
tun, um Lavinia ihr altes Ich schmackhaft zu machen und auch deren
Familie aufzuzeigen, was für eine lebenslustige Person dort
eigentlich als Gattin und Mutter direkt vor ihnen steht.
Leider,
leider geht dieses "einiges zu tun" nicht nur viel zu
schnell sondern auch nach allen Konventionen dieser Komödienuntergattung,
in der jemand sein verschüttetes Ich findet, vonstatten. Wie
man sich überhaupt nicht mit viel Geplänkel aufhält,
was freilich eher schadet als nützt: Dass sämtliche Figuren
reine Karikaturen sind versteht sich von selbst und wäre auch
nicht wirklich schlimm. Dass man aber Harry und Suzette innerhalb
von fünf Minuten ohne große Subtilitäten zusammenschmeißt
ist so unrealistisch, dass einem selbst die hier gezeigten Karikaturen
unglaubwürdig vorkommen: Und dies ist dann wirklich schlecht.
Zumal auch Lavinias Wandlung viel zu schnell und oberflächlich
vonstatten geht.
Nun sind wir hier nicht in einem Problemfilm, in dem es darum geht
die Vergangenheit tiefgründig aufzuarbeiten, aber trotzdem:
Ein Quentchen mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit hätten die
Figuren hier allemal vertragen können. Jedenfalls nutzt der
Film das Auslassen von störenden Details dazu, recht kurzweilig
und spritzig der wie erwartet rührseligen Auflösung entgegen
zu schreiten. Nur in einigen kurzen Szenen, etwa wenn
die veränderte Lavinia den Unsinn schwatzenden Harry kurzerhand
über den Haufen fährt, blitzt der subversive Witz auf,
den man hier vermisst: Bei der Prämisse wäre nämlich
grundsätzlich mehr drin gewesen. So aber geht alles seinen
braven Gang als wären wir in einem Disneyfilm, und die Familie
freut sich.
Harmlose Familienunterhaltung also, die weder wehtut noch langweilt, aber eben auch nicht im Gedächtnis bleibt. Immerhin mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellerinnen, die sich auch im etwas reiferen Alter nicht zu schade sind, in der knackengen Lackhose rumzurennen. Und wie Goldie Hawn - immer mit Schnodderschnauze unterwegs - kokett ihr beachtliches Dekollete zeigt oder auch mal zwei Zentimeter nackten Hintern aufblitzen lässt, zeugt von Mut. Ach, wären ein paar andere hier doch auch etwas mutiger gewesen. Denn so sind die "Banger Sisters" nicht mehr als Thelma und Louise in der flauschigen Vorrentnerversion.
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