Er ist der Star in einem der erfolgreichsten Comic-Strips der Welt, obwohl er am liebsten reglos in seiner Kiste liegt: Der fette Kater Garfield ist der König aller Faulpelze, und seine trickreichen Kämpfe mit seinem Besitzer Jon um noch mehr Lasagne und noch weniger Bewegung erfreuen seit Jahrzehnten die Leser von über 2000 Zeitungen weltweit. Nachdem es Garfield in den 80ern bereits kurzzeitig zu seiner eigenen Trickfilm-Fernsehserie gebracht hatte, schlägt nun also die Stunde für seinen Katzensprung auf die Kinoleinwand - als CGI-Kater in einer Realverfilmung.
Das hört sich ziemlich gewöhnungsbedürftig an, denn die Entscheidung, sämtliche Charaktere (inklusive der tierischen) durch echte Wesen aus Fleisch und Blut darstellen zu lassen, während einzig der Hauptakteur als Computeranimation durchs Bild trottet, dürfte gerade bei Fans erst einmal für Murren sorgen - schon allein weil Breckin Meyer nur bedingt Ähnlichkeit mit Garfields Herrchen Jon hat, wie man ihn aus den Comic-Strips kennt. Der kommt seinem Vorbild aber immerhin noch näher als der fleischgewordene Odie - jener treudoofe Trottel von einem Hund, den sich Jon von der hübschen Tierärztin Liz (Jennifer Love Hewitt) aufschwatzen lässt, um bei ihr Punkte zu sammeln. Mit dem schlappohrigen, hechelnden Grinsetier der Vorlage hat der Film-Odie rein visuell kaum noch etwas gemein, und da auch der Titelheld Garfield als CGI-Kreatur ein wenig runderneuert wurde, fehlt der Wiedererkennungswert an allen Ecken und Enden.
Woran es auch vollständig fehlt, ist eine interessante Geschichte: Vollkommen ideenlos spult "Garfield" die grundlegende Hintergrundstory des Comic-Strips ab (in Tierärztin verliebter Jon schleppt Odie mit nach Hause, was Kater Garfield natürlich gar nicht gefällt) und entwickelt sie weiter mit der langweiligsten Standard-Wendung des Tierfilms: Des Menschen bester Freund (der Hund) wird ausgesperrt, rennt weg, und muss im Folgenden wiedergefunden und gerettet werden - natürlich von Garfield, der in Windeseile seine Faulheit und Abneigung gegen Odie ablegt und zum besseren Menschen respektive Kater wird, weil er den Wert seiner Freundschaft zum Hund erkennt. So weit, so abgedroschen. Der als Bösewicht in die Handlung eingebaute Tiershow-Moderator Happy Chapman (Stephen Tobolowsky), der mit Odies Tanz-Talenten den großen Reibach machen will und den Hund deswegen entführt, ist nichts mehr als eine konventionelle Plot-Komplikation in einem Drehbuch von wahrlich tierischer Einfalt.
Diese von der ersten bis zur letzten Minute unspannend und öde ablaufende Story wäre dabei noch zu verschmerzen, wenn der Film wenigstens seinem Titelhelden gerecht werden würde. Die katzgewordene Inkarnation aller Couch-Potatoes ist schließlich nicht von ungefähr seit Jahrzehnten so beliebt und erfolgreich: Mit beißender Ironie und grundehrlichem Egoismus spiegelt Garfield das missmutige Ich in uns allen wieder - ein Anti-Held mit bestem Identifikationspotential. Von dem kriegt man allerdings nur zu Beginn des Films etwas zu sehen. Der clevere Kater, der sich auf Kosten seiner Umgebung ein gutes Frühstück und seine extra Portion Milch zu organisieren weiß und ansonsten am liebsten faul vor der Glotze liegt, hat die Leinwand schon nach einer guten halben Stunde verlassen. Danach läuft und springt Garfield trotz überdeutlichem Hängebauch durch die Gegend wie ein … äh … junger Hund. Unterdessen driftet der Humor des Films immer mehr Richtung flachem Radau ab, obwohl er den Großmeister des trockenen Witzes als Titelhelden hat. Anstelle eines spitzzüngigen Gag-Feuerwerks des unnachahmlichen Garfield bekommt man hier dann eine konventionelle Tierkomödie mit Katz und Hund geboten, die selbst in diesem anspruchslosen Genre enttäuscht - man denke im Vergleich nur an Filme wie den um Klassen besseren "Cats & Dogs".
Mindestens einen Extra-Punkt Abzug gibt's schließlich noch für die deutsche Synchronisation: Lieh im amerikanischen Original noch Comedy-Urgestein Bill Murray dem Titelhelden seine Stimme (was angesichts von Murrays lakonisch-trockenem Stil passte wie die Faust aufs Auge), legt in der deutschen Fassung Thomas Gottschalk seine Worte in des Katers Mund. Die Allzweckwaffe der deutschen TV-Unterhaltung soll hier natürlich für mächtig Promi-Bonus sorgen, ist aber schlichtweg eine katastrophale Fehlbesetzung. Gottschalks kalauernde Vitalität verträgt sich mit dem stoischen Sarkasmus von Garfield ungefähr so gut wie - genau - Hunde und Katzen, und so erweist sich seine Stimme als das Befremdlichste im gesamten Erscheinen dieses CGI-Katers, und tötet zudem auch noch die letzten Spuren von Garfields echtem Charakter ab, der in der Murray-Interpretation noch vorhanden war.
Als Baby in "Kuck mal wer da spricht" war Gottschalk damals noch ganz witzig, als "Garfield" ruiniert er jedoch einen ohnehin schon schlechten Film. Das Eintrittsgeld investiert man jedenfalls wesentlich besser in eine große Portion Lasagne.
Originaltitel
Garfield
Land
Jahr
2004
Laufzeit
85 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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