Die Karriere des Sylvester Stallone war vor ein paar Jahren eigentlich vorbei, denn unzeitgemäßer als seine Version des muskelbepackten Einzelkämpfers schien damals kaum etwas zu sein. In einem Alter, in dem man sich zudem entweder einfach zurückzieht oder es sich höchstens noch gehören würde, mit ein paar Charakterrollen in kleinen Independent-Filmen einen ehrenvollen Abgang vorzubereiten, machte Stallone jedoch etwas völlig anderes, was zunächst noch von allen kopfschüttelnd belächelt wurde: Er schlüpfte einfach noch einmal in seine beiden bekanntesten Rollen und schob nach vielen Jahren zwei Fortsetzungen hinterher, mit denen erstens niemand gerechnet und nach denen zweitens auch keiner so wirklich gefragt hatte. Aber siehe da: Das vermeintliche Relikt der 80er präsentierte uns mit "Rocky Balboa" einen richtig guten, erstaunlicherweise überhaupt nicht peinlichen Film und mit dem inhaltlich und ob seiner Brutalität sicher wieder diskutablen "John Rambo" eine Schlachtplatte, die zumindest in ihrer Konsequenz zu beeindrucken wusste. "Blamiert" oder gar lächerlich gemacht hatte sich Stallone nach übereinstimmender Meinung jedenfalls nicht. Ob diese wohlmeinende Anerkennung nun aber irgendeine Auswirkung auf seine weiteren Pläne hatte oder der Mann sein neues Projekt so oder so durchgezogen hätte, weiß man nicht. Auf jeden Fall geht es nun also munter weiter mit einem Ausflug in die Zeit, als Actionhelden es noch richtig krachen ließen und nicht von grüblerischen, selbst zweifelnden Weicheiern gemimt wurden. Meine Damen und Herren, vor der Tür stehen "The Expendables".
Diese Söldnertruppe, der ihre eigene "Entbehrlichkeit" im Krisenfall so bewusst ist, dass sich ihr Anführer Barney Ross (Sylvester Stallone) das Wort sogar auf den Rücken tätowiert, besteht des weiteren noch aus dem Messerwerfer Christmas (Jason Statham), dem Nahkampfspezialisten Yin Yang (Jet Li), dem Scharfschützen Gunnar Jensen (Dolph Lundgren) und zwei nicht ganz so wichtigen Experten für Waffen und Sprengstoffe. Versammeln tut sich die harte Truppe am Liebsten in der runter gekommenen Werkstatt des mittlerweile aus dem aktiven Kampf ausgestiegenen Tool (Mickey Rourke), wo sie auch ihren neuesten Auftrag beratschlagt. Der zwielichtige Mr. Church hat eine Mission im für diesem Film ganz neu geschaffenen Inselstaat Vilena im Angebot, wo ein korrupter General, ein rücksichtsloser Geschäftsmann und deren willige Helfershelfer der einheimischen Bevölkerung das Leben zur Hölle machen. Aber Barney und Co. brauchen nicht lange, bis sich dort einiges ändert.
Gut, das ganz große Revival wirklich sämtlicher Actionhelden der 80er Jahre, als das "The Expendables" zuerst angekündigt wurde, ist es dann doch nicht geworden. Von den Herren Jean-Claude van Damme oder Steven Seagal ist jedenfalls weit und breit nichts zu sehen und vor allem Mr. Seagal besitzt ja mittlerweile eine Statur, die man nun beim besten Willen nicht übersehen könnte. Neben den bereits genannten ist immerhin noch der alte Kämpe Steve "Stone Cold" Austin auf der Seite der Bösen dabei, und dann gibt es da natürlich noch den kurzen Gastauftritt der ganz großen Namen Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger.
Stallone hatte sich zwar eine größere Beteiligung der beiden gewünscht, stieß damit aber vor allem beim amtierenden Gouverneur von Kalifornien auf Widerstand. Das was dabei nun herausgekommen ist, erweist sich als leidlich amüsant, denn selbstverständlich sorgt es für ein breites Grinsen im Gesicht des Zuschauers, wenn diese drei Ikonen sich gegenseitig anfrotzeln. Ein wenig schade ist es allerdings, dass die kurze Szene kaum noch für irgendjemanden als Überraschung wirken wird, da man sich entschieden hat sie gleich mit in die Vorschauen zu nehmen und zudem die Namen Willis und Schwarzenegger so groß aufs Plakat zu packen, dass es schon einer kleinen Mogelpackung gleichkommt.
Nachdem in der knalligen Eröffnungsszene gleich mal ein paar Körperteile durch die Luft geflogen, ein Konflikt innerhalb der Gruppe ins Rollen gebracht und anschließend das beschriebene "Gipfeltreffen" abgehakt wurde, geht es dann mit der eigentlichen Geschichte los, bei der man sich allerdings nicht allzu viel Mühe gegeben hat, beim Setzbaukasten für die Bestandteile des gemeinen Söldnerfilms auch mal etwas in die hinteren Fächer zu greifen. Von seinen Idealen entfremdeter, einheimischer Militär als Marionette der Amerikaner? - Check. Skrupelloser Anzug- und Sonnenbrillenträger als Strippenzieher im Hintergrund? - Check. Widerspenstige Tochter des Generals als aufrechte Freiheitskämpferin? - Doppelcheck, da wir damit auch gleich die einzig nennenswerte Frauenrolle des Films identifiziert hätten (nein, eine Charisma Carpenter, die sich als Stathams Ex-Flamme von ihrem neuen Lover verprügeln lassen muss, läuft nicht unter "nennenswert"). Für die Konsequenz, mit der rassigen Rebellin aber eben nicht noch eine schnelle kleine Lovestory einzubauen, darf man dann aber schon wieder den Hut ziehen, denn auf dieses Element mag ja sonst kaum mal eine Produktion des Genres verzichten (wobei es bei der Altersdifferenz zwischen Stallone und der jungen Dame allerdings auch eher bizarr gewirkt hätte).
Wobei "Konsequenz" sowieso der Begriff ist, den man hier und im Zusammenhang mit den Spätwerken des Sylvester Stallone eigentlich ständig und immer wieder verwenden muss. Denn im Grunde gibt es das gerade erwähnte Genre des reinrassigen Söldner/Actionfilms ja überhaupt nicht mehr, jedenfalls eher nicht im Kino, sondern höchstens noch als direkte DVD-Premiere, wo Werke wie "Universal Soldier 3" dann ihr treues Publikum finden. Um "B-Ware" allerdings handelt es sich hier nicht nur aufgrund der beteiligten Namen keineswegs, denn auch was Schießereien, Explosionen und Stunts angeht, wird soviel geboten, dass der Kassenpatient sich nun wirklich nicht beklagen kann. Innovativ ist das zu keinem Moment und der von einigen vielleicht erwartete Humor wird auch recht dosiert eingesetzt. Ein paar kleinere verbale Kabbeleien, an denen vor allem der körperlich halt etwas benachteiligte Jet Li beteiligt ist, und das war es dann im Grunde auch schon. Ansonsten sind das Witzigste hier noch die "sprechenden Namen" der Hauptfiguren. Dazu ein kurzer Augenblick der nachdenklichen Melancholie, für den die Figur von Mickey Rourke zuständig ist, auch das muss reichen. Weitere Spurenelemente der modernen "gebrochenen Helden" sucht man vergeblich.
Langatmig oder gar -weilig wird es daher nie, dafür weiß der erneut in Dreifachfunktion als Hauptdarsteller, Regisseur und Co-Drehbuchautor verantwortlich zeichnende Stallone auch viel zu gut, welche Knöpfe er wann zu drücken hat. Letztendlich bleiben daher auch nur ein paar relevante Fragen übrig, die man sich bei so einer Art Film stellen kann: Macht das ganze Spektakel nun also Spaß? - Antwort: Aber unbedingt. Handelt es sich um eine bahnbrechende Erneuerung des Genres? - Sicher nicht. Und muss man davon noch mehr haben? - Nö, aber dieser eine Ausflug ins genauso nostalgische wie brutale Männerkino war halt mal wieder das, was man von Stallone erwarten darf. Genau: Kompromisslos und konsequent.
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