Der überdimensionale Smiley auf dem Filmplakat verkündet es deutlich: "Evolution" ist gedacht als Gute-Laune-Film, als luftige Sommerkomödie. Und das Konzept einer nicht ganz ernst zu nehmenden Invasion der Erde durch bunte Aliens hat sich ja auch schon mal als extrem erfolgreich erwiesen: "Men in Black" heißt dementsprechend auch ganz klar das Vorbild,
Seann Willam Scott wirkt ein wenig verwirrt. |
welches hier an vielen Stellen mehr als nur leicht durchschimmert. Und da die Fortsetzung des Will Smith-Blockbusters erstaunlich lange auf sich warten läßt, wäre sogar der Raum vorhanden, um diesen Platz einzunehmen. Daß dies "Evolution" nicht gelingt, liegt daran, daß der Film in vielerlei Hinsicht leider überhaupt nicht funktioniert.
Das Team der Alien-Jäger besteht diesmal aus Lehrern und Wissenschaftlern: Ira Kane (David Duchovny) und Harry Block (Orlando Jones) entdecken als erste einen frisch eingeschlagenen Meteoriten in der Wüste von Arizona. Sie beschließen ihre Entdeckung von lebenden, sich rasant entwickelnden außerirdischen Zellen für sich zu behalten, eigene Experimente daran durchzuführen und den nächsten Nobelpreis brüderlich zu teilen. Es dauert aber trotzdem nicht allzu lange, bis das Militär die Absturzstelle abriegelt und die beiden Hobbyforscher des Feldes verweist. Wie üblich erweisen sich die befehlenden Generäle und Politiker aber als völlig unfähig, das wahre Ausmaß der Gefahr auch
außerirdischer Evolutions-Eskapaden. |
nur ansatzweise zu erkennen: Im Gegensatz zur Jahrmillionen andauernden Evolution des Menschen brauchen die Alien-Organismen nämlich nur wenige Tage für die Entwicklung vom Einzeller bis zum Primaten. Schon breitet sich das außerirdische Ökosystem rapide über ganz Arizona aus und strebt die Herrschaft über die gesamten USA an (was offensichtlich mit der Weltherrschaft gleichzusetzen ist - denn weiter reicht die Prognose der Experten nicht). Verstärkt durch die Alien-Forscherin Allison Reed (Julianne Moore) und den Brandbekämpfer Wayne (zur falschen Zeit am falschen Ort: Seann William Scott) sind unsere wackeren Helden anscheinend die Einzigen, denen eine wirksame Gegenstrategie einfällt, um die Menschheit (zumindest die amerikanische) zu retten.
Regisseur Ivan Reitman darf wohl getrost als Ikone der Achtziger Jahre bezeichnet werden, hat er doch mit "Animal House" oder den "Ghostbusters"-Filmen dieser Zeit seinen Komödienstempel aufgedrückt. Offensichtlich wird Reitman immer noch als große Nummer
dieses Jahr wieder besonders spannend. |
betrachtet, ist doch sein "Traumprojekt" mit "Ivan Reitman's Evolution" betitelt. Ein Großteil des üppigen Budgets ist dann wohl auch an den Regisseur und seine Stars ausgeschüttet worden, denn bei den für einen derartigen Film sehr wichtigen Spezialeffekten wurde anscheinend gespart. Die Monster wirken extrem pappig und billig und könnten so auch in der Muppets-Show auftreten. Da man sich nicht weiter um eine glaubhafte Entwicklung kümmert, läßt man die außerirdischen Zellen zu den unterschiedlichsten Wesen mutieren, Hauptsache hübsch bunt und möglichst abstrus. Albern wird es vor allen Dingen in den Momenten, wenn der Film versucht dieses Krüppzeug auch noch "bedrohlich" wirken zu lassen. Daß als Höhepunkt der Monsterparade dann ein riesiger blubbernder (und blähender) Schleimmoloch entsteht, ist demnach nur folgerichtig.
mit Orlando Jones passiert. Bestimmt nix schönes. |
Genau das richtige Ambiente für Seann William Scott, der seine Tauglichkeit für Fäkalhumor ja schon in "American Pie"und "Road Trip" unter Beweis gestellt hat. Daß er sich mit diesem Film weiter entwickelt wäre also eine böse Unterstellung. Und leider muß auch Julianne Moores Versuch, einmal einen komischen Charakter darzustellen, als mißlungen bezeichnet werden, besteht doch der Witz ihrer Figur hauptsächlich darin über die eigenen Füße zu stolpern oder gegen geschlossene Türen zu rennen.
"Evolution" ist weder wirklich witzig noch spannend, weder cool noch optisch beeindruckend. Das Gefühl fürs richtige "Timing" scheint Herr Reitman mittlerweile leider verloren zu haben.
Was den Film vor einer noch schlechteren Wertung rettet sind die Handvoll gelungener Gags, einige hübsche Anspielungen auf Duchovny's Alter Ego Fox Mulder und die Tatsache, daß wir gerade unter der Bezeichnung "Komödie" in letzter Zeit schon wesentlich Schlimmeres erdulden mußten. Warten wir also weiterhin auf Teil 2 von "Men in Black".
Neuen Kommentar hinzufügen