Eternals

Originaltitel
Eternals
Land
Jahr
2021
Laufzeit
157 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 5. November 2021

Auf die „Eternals“ durfte man gleich aus doppeltem Grund gespannt sein: Handelt es sich doch gleich um eine ganze Gruppe selbst vielen Comic-Lesern bisher eher unbekannter Überwesen, deren Inszenierung dazu noch der Regisseurin Chloe Zhao verantwortet wurde, die bisher eigentlich für eine ganz andere Art von Filmen bekannt ist, wie z.B. das erst dieses Jahr mit mehreren Oscars ausgezeichnete, dokumentarisch angehauchte Drama „Nomadland“. Gescheitert ist die Filmemacherin an dieser Aufgabe auf keinen Fall, so ganz rund kommt der Mix aus Arthouse- und Blockbuster-Kino aber auch nicht daher.

Es hat die Aufgabe sicher auch nicht einfacher gemacht hier gleich ganze zehn Mitglieder dieser „Eternals“ vorstellen zu müssen. Da hätten es gern ein oder zwei weniger sein dürfen, dennoch gelingt es tatsächlich jede Figur ausreichend so individuell in Szene zu setzen, um als Zuschauer nicht überfordert damit zu sein, den einzelnen Verbindungen zu folgen. Ihre Charaktere interessant zu gestalten und mit ihnen Emotionen zu wecken ist zweifellos eine große Stärke von Zhao, und so kommen dann ausgerechnet diese fast gottgleichen Wesen so gefühlig und tragisch daher wie zuvor nur wenige in der bunten Welt der Marvel-Superhelden.

Es handelt sich bei ihnen eigentlich um eine künstlich kreierte Rasse, die lediglich eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen hatte, nämlich die Erde vor den zerstörerischen Deviants zu beschützen. Seit ihnen das bereits vor mehreren tausend Jahren anscheinend erfolgreich gelang, leben sie nun in bürgerlichen Existenzen auf ihrem „Gastplaneten“. Bis der alte Feind schließlich wieder auftaucht und sich plötzlich Fragen auftun, ob die Eternals wirklich das Richtige tun oder vielleicht nur nützliche Schachfiguren in einem viel größeren, kosmischen Spiel sind?

Die naheliegende Frage, warum denn diese mächtigen Wesen nichts unternommen haben als Thanos (vorübergehend) die Hälfte allen Lebens auslöschte, wird mit einem nicht besonders überzeugenden, aber letztlich storytechnisch wohl zu akzeptierenden „Das ging uns nichts an“ beiseite gewischt. Ansonsten wenig Bezüge hier zum restlichen MCU, und das tut der Geschichte spürbar gut, die in ihrem Verlauf einen sehr ernsten und riesigen moralischen Konflikt zu der eher „Star Trek“-typischen Frage entwirft, ob denn das Wohl und Leben weniger gegenüber einer weit größeren Sache zurückzustehen hat. Und dass dazu die Antworten unterschiedlich ausfallen müssen und jede Seite ihre nachvollziehbaren Gründe hat, wird so überzeugend vermittelt, dass die Verzweiflung und Traurigkeit von Figuren, die daran zu zerbrechen drohen, sich auf den Betrachter überträgt.

Was hier allerdings eher verstört sind die Marvel-typischen Gags, Sprüche und Oneliner, die in dieses Setting einfach nicht hineinpassen, selbst dann nicht wenn sie witzig sind. Sie wirken bei diesen mehrere tausend Jahre alten Wesen und deren Umfeld genauso deplatziert wie deren anfängliche Darstellung als Durchschnittstypen mit bürgerlichem Leben, die Jahrtausende lang im Grunde nicht viel Anderes tun als zu warten. Da hat man in Sachen Schlüssigkeit leider keine wirklich überzeugenden Antworten gefunden.

Emotional und was die Tiefe der Charaktere angeht weiß die Geschichte im Verlauf dann aber immer stärker zu überzeugen und das gilt auch für den visuellen Eindruck mit der Inszenierung von rauer Natur, Sturmböen und reduzierten Farben, der sich deutlich von den knalligen CGI-Gewittern der „Avengers“ oder „Guardians“ absetzt. Es bleibt also zumindest abwechslungsreich und originell im Marvel-Universum, und allein das ist nach mehr als einer Dekade und bereits 25 Filmen eine beachtenswerte Leistung.

Bilder: Copyright

Mir hat der Film gut gefallen. Vor allem die optische Inszenierung mitsamt verschiedener Schauplätze in den Rückblenden empfand ich sehenswert. Dazu ein angenehmer Score von Ramin Djawadi.
Ich bin kein guter Kenner des Marvel-Universums, von daher kann ich nicht allzu viel über die Verflechtungen der Geschichte zu anderen Filmen sagen. Mir gefiel der Storyaufbau recht gut. Logisch ist das zwar alles nicht. Warum die Figuren überhaupt Liebe empfinden und sich weiterentwickeln, obwohl das eigentlich gar nicht möglich ist... geschenkt.
Zwar hat mir der Fokus auf die Charaktere gefallen, mir fehlte in der Story aber eine Hauptfigur, die den Film und die Story trägt und dominiert. Alle Beteiligten sind mehr oder weniger gleichberechtigt. Sersi - von der man erwartet, dass sie am Ende echte Führung übernimmt - kommt leider den ganzen Film nicht aus ihrer geruhsamen und lieblichen Art heraus. Von der anfangs sehr imposanten Erscheinung Angelina Jolies als Thena bleibt irgendwie nicht viel übrig. Kit Harringtons Rolle als Dane wirkt fast schon peinlich. Ebenso wie die Figur "Sprite". Insofern sind Kingo und sein "Butler" ein Highlight, die den Mittelteil etwas auflockern. Vielleicht insgesamt ein wenig zu viel gewollte und plakative Diversität.

Fazit: Für "Core"-Marvel-Fans vermutlich zu unspektakulär und enttäuschend. Ich fand den Film angenehm anzuschauen und auch mit der Länge unterhaltsam.

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