
Um endlich sein neues Buch zu vollenden, nistet sich der preisgekrönte Schriftsteller Michael (Liam Neeson) in einem Pariser Hotelzimmer ein. Allerdings nicht ohne sich gelegentlich von seiner aktuellen Affäre Anna (Olivia Wilde) ablenken zu lassen, wovon seine Noch-Ehefrau Elaine (Kim Basinger) nichts ahnt. Auch nicht ganz offen und ehrlich kommt der „Geschäftsmann“ Scott (Adrien Brody) daher, der seinen Italien-Aufenthalt dazu nutzt, die neuesten Designs angesagter Modehäuser zu stehlen. In einer Bar trifft er auf die schöne Monika (Moran Atias) und wird mit dieser kurz darauf in einen undurchsichtigen Erpressungs-Fall verwickelt. In New York tobt unterdessen ein Sorgerechtsstreit zwischen Julia (Mila Kunis) und ihrem Ex-Mann Rick (James Franco) um den gemeinsamen sechsjährigen Sohn. Die Prozesskosten werden für die gerade arbeitslose Schauspielerin aber zur großen Belastung, den Job als Dienstmädchen in einem Luxushotel tritt sie aber auch deshalb an um vor Gericht einen besseren Eindruck als fürsorgliche Mutter zu machen.
Drei scheinbar ganz für sich stehende Geschichten an verschiedenen Orten, die aber natürlich trotzdem irgendwie miteinander verwoben sind – das ist das Terrain in dem sich der Drehbuchautor und Regisseur von „Dritte Person“ auskennt und wohl fühlt. War es doch vor nunmehr neun Jahren der Episodenfilm „L.A. Crash“, der Paul Haggis viel Beachtung brachte und auch gleich noch mehrere Oscars abwarf. Auch dort liefen die einzelnen Handlungsstränge entweder irgendwann zusammen oder auch parallel aneinander vorbei, zum Teil ohne dass sich die beteiligten Personen einander überhaupt bewusst wurden. In Haggis neuem Film bleiben die Zusammenhänge noch viel länger unklar und wie sich das Puzzle dann ganz am Ende zusammensetzt, entpuppt sich als leider nicht halb so faszinierend clever wie es uns der Autor verkaufen möchte. Wer darauf achtet, an welchen eigentlich unmöglichen Orten sich die einzelnen Figuren dann doch hin und wieder begegnen, ahnt die Erklärung jedenfalls schon recht früh.
Wobei die etwas banale Auflösung ja noch zu verkraften wäre, wenn denn das bis dahin Gesehene zuvor gefesselt und überzeugt hätte. Doch das kann man mit gutem Gewissen von keinem der drei großen Handlungsstränge behaupten, die sich hier dennoch über zweieinviertel Stunden ausbreiten. So etwas wie „Spannung“ baut lediglich das Geschehen in Italien auf, in dem es um eine vermeintliche Entführung geht und sich ein paar gefährlich wirkende Gangstertypen breit machen. Allerdings wirken die beiden Hauptcharaktere der Episode, nämlich sowohl der reichlich schmierig gezeichnete Scott von Adrien Brody als auch die ebenfalls eher verschlagene Femme Fatale Monika, weder besonders vertrauenswürdig, noch auch nur irgendwie sympathisch. Was man auch nicht von der sehr frustrierten Figur sagen kann die Liam Neeson hier genauso blutleer und lustlos darstellt wie es das Drehbuch wohl verlangt. Und der Handlungsstrang Nummer Drei , dessen interessanteste Frage ist ob denn die von Mila Kunis gespielte Mutter nun ihr eigenes Kind in Lebensgefahr gebracht hat oder nicht, nimmt im Verhältnis sogar so wenig Raum und Laufzeit ein, dass dabei eine echte Charakterisierung gar nicht möglich ist.
Entfremdete Beziehungen sowie immer wieder verlorene und wiedergefundene Kinder – das sind die Leitthemen dieses neuen Story-Puzzles von Paul Haggis, das sich jedoch zu keinem Zeitpunkt als auch nur annähernd so kraftvoll wie sein Vorgänger „L.A. Crash“ erweist und das in dieser Ausführung weder überzeugen noch fesseln kann. Dieses Mal hat die Methode leider nicht funktioniert.
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