
Mit dem „phönizischen Meisterstreich“ liegt ein neuer Film von Wes Anderson vor. Und was soll man dazu eigentlich groß erzählen, außer dass es sich halt um den neuen Wes Anderson handelt. Mit all den Zutaten, die das sehr spezielle und in diesem Medium absolut einzigartige Universum dieses Künstlers so ausmachen. Also mit jeder Menge skurriler Figuren, die von einer Riege prominenter Namen dargestellt werden. Mit Charakteren, die selbst den absurdesten und außergewöhnlichsten Situationen mit stoischer Ruhe und Lakonie begegnen. Und sich dabei in präzise angeordneten Szenenbildern wiederfinden, die jedes für sich genommen bereits kleine Kunstwerke darstellen (weshalb die Figuren darin auch gerne eine Zeitlang einfach stillstehen).
All das findet sich auch in diesem, ähem, „Wirtschafts-Krimi“, bei dem der charismatische und von zahlreichen Neidern und Feinden umgebene Unternehmer Zsa-Zsa Korda seinen Geschäften nachgeht. Dazu gehört, ein gewaltiges Bauprojekt für den Staat Phönizien zusammenzusetzen, dessen einzelne Finanziers es aber erst zu überzeugen gilt. Was Korda zusammen mit seiner Tochter angeht, die ihn zwar eigentlich verachtet und lieber als Nonne lebt, ihm aber dennoch lieber ist als seine neun missratenen Söhne oder gar sein hasserfüllter Halbbruder.
Benicio del Toro spielt hier vor allem deshalb die Hauptrolle, weil Anderson in seinem Gesicht einfach das eines Kaufmannes aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts zu erkennen meinte – und damit auch absolut richtig liegt. Die sich wiederholenden Explosionen und Abstürze seiner Privatflugzeuge nimmt der mit der bereits erwähnten Stoik hin („Ich fühle mich eigentlich recht sicher“). Die widerspenstige Tochter gibt Kate Winslet-Sprössling Mia Threapleton und den die beiden begleitenden, zunächst unscheinbaren Berater Bjorn der lange nicht gesehene Michael Cera, der hier sogar die beste Rolle abgegriffen hat, da sie ihm erlaubt sehr unterschiedliche Facetten seines Könnens abzuliefern.
So macht man sich also auf die Reise. Und das ist per se schon eine gute Idee, litt doch Andersons letzter Film „Asteroid City“ erkennbar unter der Begrenzung auf nur einen einzigen, wenn auch sehr hübsch arrangierten Wüstenschauplatz. Ein Film, der sich spürbar in die Länge zog und bei einigen Zuschauern vielleicht zum ersten Mal so etwas wie Ermüdungserscheinungen auslöste, verbunden mit dem Gefühl, das alles von Anderson tatsächlich schon mal besser und vor allem kurzweiliger gesehen zu haben.
Nun, „Der phönizische Meisterstreich“ ist dem Meister zweifellos wieder ein Stück besser gelungen. Die diversen Schauplatzwechsel sorgen nicht nur für Abwechslung, sondern auch für eine echte Vielzahl an reizvollen Kulissen, und sie bieten die Gelegenheit dort jeweils auf neue schräge Gestalten zu treffen, die dieses Mal dann die Gesichter von u.a. Tom Hanks, Bryan Cranston, Scarlett Johansson, Benedict Cumberbatch und natürlich Bill Murray tragen. Und selbst wenn einige dieser großen Namen nur wenige Minuten lang zu sehen sind, so ist doch jeder dieser Auftritte erneut ein Quell der Freude, zumal den für diese Rollen bei Anderson bekanntlich Schlange stehenden Stars die Freude darüber durchgehend anzumerken ist.
Wem so etwas trotz aller Belang- und gelegentlich auch Sinnlosigkeit kein Lächeln ins Gesicht zaubert, der wird mit diesem „Meisterstreich“ vermutlich genauso wenig anfangen können wie mit anderen Werken dieses Filmemachers. Aber mal ehrlich, wer verirrt sich denn heute überhaupt in einen Film mit diesem Titel ohne die geringste Ahnung zu haben, was ihn dahinter erwartet? Nun, es steckt erneut das übliche, erwartbare drin bei diesem neuen Ausflug in die wunderbar verrückte Welt des Wes Andersen. Wenig überraschend im Grunde, aber auf hohem Niveau und eben in Stil und Bildsprache so bemerkenswert einzigartig.
Neuen Kommentar hinzufügen