Der Nanny

von Volker Robrahn / 24. März 2015

nanny 1Ach, der neue Matthias Schweighöfer-Film heißt also „Der Nanny“ und präsentiert uns die lustige und originelle Idee eines männlichen Babysitters? Na, wenn das man nicht massig Raum für die Art Zoten, Peinlichkeiten und zahlreiche „urkomische“ Situationen bietet, welche doch als Erfolgsrezept im Genre „deutsche Komödie“ immer wieder für ein Millionenpublikum gut ist. Vermutlich ist sich der Hauptdarsteller darin dann auch nicht zu schade in irgendwelche Frauenklamotten zu schlüpfen (hatten wir ja schließlich schon mal), bevor er schließlich irgendwann auffliegt und natürlich am Ende trotzdem seine große Liebe  findet. Da ist die (wieder mal nur ganz kurz vor dem Starttermin) angesetzte Pressevorführung dann eher ein Pflichttermin und die Erwartungen werden nach Erlebnissen wie „What a Man“, und „Vaterfreuden“ entsprechend niedrig angesetzt. Man kann ihm ja irgendwie nicht wirklich böse sein, dem knuffigen Matthias S., aber muss er denn wirklich immer das Gleiche machen? Muss er nicht und hat das offenbar auch selbst erkannt, denn all das, was in den vorherigen Sätzen beschrieben wurde, ist „Der Nanny“ überraschenderweise nicht. Sondern so etwas wie die erste deutsche Dramödie zum Thema „Gentrifizierung“. Mit einem Schweighöfer, der diesmal überhaupt nicht knuffig ist. Und die „Nanny“, die spielt er auch nicht.
 

nanny 2Der mit gewaltigen Vermögenswerten hantierende Immobilienmakler Clemens (Matthias Schweighöfer) steht kurz vor dem Abschluss seines bisher größten Projekts. Dafür müssen zwar noch einige lästige Mieter und eine gemütliche Eckkneipe weichen, doch daran verschwenden der knallharte Geschäftsmann und sein Partner August (Joko Winterscheidt) keinen Gedanken. Auch mit seinen sich im luxuriösen Anwesen langweilenden beiden Kindern beschäftigt sich Clemens nur wenig und überlasst dass lieber professionellen Betreuerinnen. Nachdem Winnie (Paula Hartmann) und Theo (Arved Friese) aber eine entnervte Nanny nach der anderen mit ihren Streichen vertreiben, stellt ihr genervter Vater kurzerhand den wenig seriös wirkenden Rolf (Milan Peschel) als neuen Aufpasser ein. Der war zwar eigentlich in ganz anderer Mission unterwegs, gehört er doch zu den vom Abriss bedrohten Mietern. Doch Rolf wittert die Chance als „Nanny“ auf den bisher so renitenten Clemens einwirken zu können und nimmt den Job kurzerhand an. Allerdings ist er weder auf die Sturheit seines neuen Arbeitgebers, noch auf den Einfallsreichtum von dessen Kindern wirklich vorbereitet.
 

nanny 3Gut, die Geschichte um einen von seinem Berufsleben eingespannten Vater, der seine Kinder extrem vernachlässigt und erst von der neuen Nanny wieder auf den rechten Weg gebracht wird, stellt letztlich nur eine Variante der Rahmenhandlung von „Mary Poppins“ dar. Aber gesungen wird hier immerhin nicht und das Setting ist schon ein komplett Anderes. Ein maßlos Übertriebenes vor allem, jedenfalls in der ersten halben Stunde. Da klotzt man gleich in der ersten Szene und lässt eine gewaltige Abrissbirne auf eine Art durchs Bild fegen, bei der man sich fast wie in einer neuen „Avengers“-Folge wähnt. Da räkelt sich in den betont kühl und kalt eingerichteten Geschäftsräumen der beiden Finanzjongleure gleich eine ganze Armada von lasziven Schönheiten auf den Sitzgelegenheiten. Übertroffen noch von dem wahrhaft pompösen Schloss in dem Clemens mit seinen Kindern haust und bei dem man sich fragt auf welchen großen Deal er denn noch angewiesen ist, wenn er es in jungen Jahren bereits so weit gebracht hat. Da wird dann auch die versehentliche Verschrottung eines sündhaft teuren Sportwagens mit wenig mehr als einem Achselzucken zur Kenntnis genommen. Aber gerade weil hier alles von vornherein ein paar Nummern größer ist als es eigentlich sein dürfte, kommt der Film damit auch durch.

Denn wo man beim Betrachten der typischen deutschen Beziehungskomödie sonst gerne mit den diversen Unwahrscheinlichkeiten hadert, die eine ansonsten ja möglichst realistisch angelegte Handlung aushebeln, so bleiben bei „Der Nanny“ in dieser Hinsicht von vornherein keine Fragen offen. Dies ist ein Gleichnis, welches seine Ausgangssituation mithilfe maßloser Übertreibungen etabliert und dabei auch noch mit ein paar spektakulären Stunts klotzt. Was dazu führt, das man immerhin nicht sofort weiß was hier als Nächstes kommt, und angesichts dessen was dann schließlich serviert wird, durchaus ins Staunen geraten kann – mal über die Dreistigkeit des gezeigten Irrsinns und manchmal sogar über den daraus resultierenden Witz.

nanny 4Über die volle Laufzeit durchziehen lässt sich diese Form einer Anarcho-Komödie freilich nicht, so man das Publikum denn nicht komplett verstören will, und daher müssen die bis dahin als reine Egomanen agierenden Charaktere irgendwann dann doch noch eine Wandlung zum Liebenswerten durchmachen. So kommt es im Schlussakt zu einigen recht ernsthaften Szenen, die aber auch dazu beitragen den vier Hauptfiguren ein gewisses Maß an Würde zurückzugeben. Nun ist dieser Film natürlich ein gutes Stück davon entfernt als seriöses Sozialdrama durchzugehen, aber man muss ihm fairerweise attestieren, das Thema der Vertreibung alteingesessener Bewohner aus zu neuen „In“-Vierteln erklärten Stadtteilen gar nicht so unclever anzugehen – trotz diverser Klischees vor allem auf der „bösen“ Seite. Das moderne Berlin ist dafür sicher ein passender Schauplatz und so wirkt auch diese Wahl nicht so beliebig wie in zahlreichen Liebesfilmchen.

Eine echte Lovestory ist hier tatsächlich nicht auszumachen, es bleibt bei kleinen Andeutungen. Milan Peschel war bereits in sämtlichen vorherigen Schweighöfer-Projekten mit dabei, agiert nun aber zum ersten Mal gleichberechtigt. Und sein Partner zeigt mit der Verkörperung eines lange Zeit nicht besonders liebenswerten Menschen mal eine ganz andere Facette. Das alles ist mehr, als man von einem Film mit dem Titel „Der Nanny“ erwarten durfte. Der Darsteller, Regisseur und Drehbuchautor Matthias Schweighöfer nimmt damit eine interessante Abzweigung und man darf mit Spannung beobachten, ob das Publikum ihm folgt.

Bilder: Copyright

Der seit langem schlechteste Film! Schlechtes, sehr schlechtes Drehbuch, schlechte Schauspielleistung, schlechter Schnitt, schlechte Musik, schleche Kamera, schlecht, schlecht, schlecht, schlecht. Dieser Film ist eine absolute Unverschämtheit.

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