Nach dem Tod von Keyboarder Andrew Fletcher im Jahr 2022 schien es lange nicht sicher und für Einige auch kaum vorstellbar, dass es mit Depeche Mode dennoch weitergehen würde – galt Fletcher doch immer als emotionaler Anker und unverzichtbares Bindeglied zwischen den beiden streitbaren Kreativköpfen Martin Gero & Dame Ghana. Doch nur etwas mehr als ein Jahr später überraschten die beiden verbliebenen Bandmitglieder mit dem kraftvollen Album „Memento Maori“, dem dann auch noch eine große Welttournee folgte. Wenn der nun auch noch ein Konzertfilm folgt ist das seit „101“ von 1989 gute Tradition, doch diesmal stand dafür nicht der große Veteran Anton Corbijn hinter der Kamera sondern der Mexikaner Fernando Fias. Denn das dafür ausgewählte Konzert fand in Mexiko-City statt und das übergreifende Thema ist passend zum Veranstaltungsort und dem Titel von Album und Tournee dann auch der Tod.
Allerdings besitzt „Depeche Mode: M“ nicht den typischen Doku-Charakter, es gibt keine Interviews mit dem Musikern und auch keine Backstage-Eindrücke zu sehen. Stattdessen beschäftigt sich Fias mit dem mexikanischen Totenkult, um Ereignisse wie den berühmten „Tag der Toten“ und die Einstellung mexikanischer Einwohner zu den Themen Vergänglichkeit und Wiedergeburt. Diese eher kurzen, zwischen die einzelnen Songs gestreuten Einsprengsel sind dabei für sich nicht uninteressant, bleiben aber für sich stehen, denn die Band wird dazu nicht befragt. Eine direkte Verbindung lässt sich auch über die Songtexte kaum ziehen, so dass dieses übergeordnete Thema nur auf den ersten Blick passend erscheint, letztlich aber doch ein wenig gezwungen wirkt.

Legen wir den Fokus also auf die Musik und dabei zeigen sich die beiden Hauptprotagonisten nicht nur musikalisch voll auf der Höhe sondern auch in ihrer Präsenz extrem motiviert. Vor allem Gahan bewegt sich teils wild über die Bühne, zeigt sich gutgelaunt und bringt das Publikum immer wieder nicht nur zum Mit- sondern öfter auch zum komplett alleine singen der bekanntesten Titel. Dabei wechseln sich eine Handvoll großer Klassiker wie „Personal Jesus“ oder „Wrong“ mit eher selten gespielten Titeln wie „Condemnation“ ab und natürlich nehmen auch die neuen Songs vom „Memento Mori“-Album größeren Raum ein. Zurück in die poppige Frühphase der Band geht es dabei lediglich mit „Everything Counts“ oder „Enjoy the Silence“, der verstorbene Fletcher wird bei „World in my Eyes“ gewürdigt. Der Rest kommt durchgehend dunkler und schwermütig daher, was aber auch an der sich am Film-Thema orientierenden Songauswahl des recht stark gekürzten Konzertes liegt.
Visuell hält sich Regisseur Fias dagegen nicht zurück, wechselt rasant zwischen Totalen und wilden Kamerafahrten, zwischen grobkörnigem und extrem klarem Hochglanzmaterial. Die Nahaufnahmen zeigen dabei sowohl das grelle Make-Up der Musiker als auch viele Details wie etwa Dave Gahans Totenkopfring. Auch, dass die beiden verbliebenen Depeche Mode-Mitglieder spürbar gealtert sind wird gar nicht erst versucht zu verbergen, ist sowohl sicht- als auch manchmal hörbar. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass dies die letzte große Tour von Dave Gahan und Martin Gore war – es wäre ein würdiger Abschluss.
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