Depeche Mode: M

Originaltitel
Depeche Mode: M
Jahr
2025
Laufzeit
95 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 2. November 2025

Nach dem Tod von Keyboarder Andrew Fletcher im Jahr 2022 schien es lange nicht sicher und für Einige auch kaum vorstellbar, dass es mit Depeche Mode dennoch weitergehen würde – galt Fletcher doch immer als emotionaler Anker und unverzichtbares Bindeglied zwischen den beiden streitbaren Kreativköpfen Martin Gore und Dave Gahan. Doch nur etwas mehr als ein Jahr später überraschten die beiden verbliebenen Bandmitglieder mit dem kraftvollen Album „Memento Mori“, dem dann auch noch eine große Welttournee folgte. Wenn der nun auch noch ein Konzertfilm folgt, ist das seit „101“ von 1989 gute Tradition, doch diesmal stand dafür nicht der große Veteran Anton Corbijn hinter der Kamera, sondern der Mexikaner Fernando Frias. Denn das dafür ausgewählte Konzert fand in Mexiko-City statt und das übergreifende Thema ist passend zum Veranstaltungsort und dem Titel von Album und Tournee dann auch der Tod.

Allerdings besitzt „Depeche Mode: M“ nicht den typischen Doku-Charakter, es gibt keine Interviews mit den Musikern und auch keine Backstage-Eindrücke zu sehen. Stattdessen beschäftigt sich Frias mit dem mexikanischen Totenkult um Ereignisse wie den berühmten „Tag der Toten“ und die Einstellung mexikanischer Einwohner zu den Themen Vergänglichkeit und Wiedergeburt. Diese eher kurzen, zwischen die einzelnen Songs gestreuten Einsprengsel sind dabei für sich nicht uninteressant, bleiben aber für sich stehen, denn die Band wird dazu nicht befragt. Eine direkte Verbindung lässt sich auch über die Songtexte kaum ziehen, so dass dieses übergeordnete Thema nur auf den ersten Blick passend erscheint, letztlich aber doch ein wenig gezwungen wirkt.

Legen wir den Fokus also auf die Musik und dabei zeigen sich die beiden Hauptprotagonisten nicht nur musikalisch voll auf der Höhe, sondern auch in ihrer Präsenz extrem motiviert. Vor allem Gahan bewegt sich teils wild über die Bühne, zeigt sich gutgelaunt und bringt das Publikum immer wieder nicht nur zum Mit- sondern öfter auch zum komplett alleine singen der bekanntesten Titel. Dabei wechseln sich eine Handvoll großer Klassiker wie „Personal Jesus“ oder „Wrong“ mit eher selten gespielten Titeln wie „Condemnation“ ab und natürlich nehmen auch die neuen Songs vom „Memento Mori“-Album größeren Raum ein. Zurück in die poppige Frühphase der Band geht es dabei lediglich mit „Everything Counts“ oder „Enjoy the Silence“, der verstorbene Fletcher wird bei „World in my Eyes“ gewürdigt. Der Rest kommt durchgehend dunkler und schwermütig daher, was aber auch an der sich am Film-Thema orientierenden Songauswahl des recht stark gekürzten Konzertes liegt.

Visuell hält sich Regisseur Frias dagegen nicht zurück, wechselt rasant zwischen Totalen und wilden Kamerafahrten, zwischen grobkörnigem und extrem klarem Hochglanzmaterial. Die Nahaufnahmen zeigen dabei sowohl das grelle Make-Up der Musiker als auch viele Details wie etwa Dave Gahans Totenkopfring. Auch, dass die beiden verbliebenen Depeche Mode-Mitglieder spürbar gealtert sind wird gar nicht erst versucht zu verbergen, ist sowohl sicht- als auch manchmal hörbar. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass dies die letzte große Tour von Dave Gahan und Martin Gore war – es wäre ein würdiger Abschluss.

Bilder: Copyright

8
8/10

Ich finde es immer noch unglaublich, dass die Band, deren subjektiv wahrgenommen einziger Fan ich 1982/83 war, so langlebig ist und derart in den Mainstream und die kollektive Kultur eingegangen ist.
Die Besprechung hier scheint ja auch von einem Fachmann geschrieben worden zu sein - nur eine kleine Bemerkung gäbe es - und zwar ist "Wrong" eigentlich nicht unbedingt ein "großer Klassiker", sondern die relativ kleine Single aus einem späten Album ("Sounds of the Universe" - meiner Meinung nach ihr schwächstes Album bisher).
Wrong ist hier aber wirklich sehr gut aufbereitet und upgedated worden, es war wirklich toll den Song so zu hören - so sorgfältig durchgearbeitet und verbessert.

Ich (als Fan) fand den Film auch wirklich gut gemacht - erstaunt hat mich, dass Martin Dave bei "Condemnation" allein live auf der Gitarre begleitet - so viel Liveperformance habe ich von Martin noch nie gesehen!
Man muss auch sagen, dass Gore und Gahan musikalisch immer noch was dazu lernen - Dave's stimme hat scheinbar bei jeder Tour wieder neue Schattierungen dazu gewonnen und Martin singt und spielt auch immer besser (das war eigentlich nie ihre Stärke).

Die Zwischenstücke von Frias sind OK - verbinden sich nur lose mit dem Konzert - ansonsten wird der Kanon der "Depesche Mode Welt" durch diesen Film eher marginal erweitert - es ist mehr eine Art "abfeiern" des Albums und einiger der klassischen Tracks.

Ich fand dem Ton auch interessant abgewischt, mit den Vocals abgetrennt vom Rest im Center-Lautpsprecher - dadurch wurde das Klangbild teilweise erstaunlich "plastisch".

Mir hat es gut gefallen- und das will was heißen, denn normalerweise nerven mich die neuen Sachen von DM zuerst und ich gewöhne mich erst nach und nach daran.
"Spirit"- das letzte Album- halte ich sogar für etwas gefährlich weil es einfach viel zu viele "negative Gedanken" auf den Zuhöre abfeuert.

Aber Memento Mori und dieser Film finden eine gute Balance, gleichzeitig neu und im bereits entstandenen Kosmos.

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