Das Ende - Assault on Precinct 13

Originaltitel
Assault on Precinct 13
Jahr
2005
Laufzeit
109 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Matthias Kastl / 31. Mai 2010

 

Why Not Productions. Der Name einer der ausführenden Produktionsfirmen von "Das Ende - Assault on Precinct 13" könnte nicht treffender gewählt sein. Sich ausgerechnet John Carpenters trashiges B-Movie aus dem Jahre 1976 zur Vorlage zu nehmen darf schließlich selbst im Remake-besessenen Hollywood als durchaus ungewöhnlich bewertet werden. Aber "why not", denn "Assault on Precinct 13" ist zwar eines der etwas schwächeren Werke Carpenters, bietet aber somit zumindest etwas Spielraum für Verbesserungen. In mancherlei Hinsicht mag das Remake dann auch gegenüber dem Original punkten, letztendlich präsentiert sich dem Zuschauer aber eine etwas zu uninspirierte Hollywoodproduktion, die weder wirkliche Stärken noch den Charme des Vorgängers entwickeln kann. Angesichts dessen wundert es dann auch nicht, dass der Film nach einem wenig spektakulären Kino-Lauf in den USA hierzulande kurzerhand aus dem Verleihprogramm genommen wurde und nun mit einem halben Jahr Verspätung als Video-Premiere auftaucht.

Nach einem missglückten Einsatz gibt sich der ehemalige Undercover-Cop Jake Roenick (Ethan Hawke) noch immer die Schuld an dem Tod zweier Kollegen. Jake verrichtet, unter den strengen Augen der Psychologin Alex Sabian (Maria Bello), nun einen Schreibtischdienst in einer kurz vor der Auflösung stehenden Polizeistation: dem Precinct 13 am Rande von Detroit. Jake, Alex, der kurz vor der Pension stehende Jasper (Brian Dennehy) und die, natürlich attraktive, Sekretärin Iris (Drea de Matteo) müssen ihre Feiertagslaune aber schon bald drosseln. Ein Schneesturm zwingt nämlich einen Gefangenentransport, den Gangsterboss Bishop (Laurence Fishburne) sowie ein paar weitere Kleinkriminelle bei der Station abzuliefern, und Bishop erfreut sich schon bald größter Beliebtheit. Bewaffnete Eindringlinge versuchen sich Zugang zu Bishops Zelle zu verschaffen und scheinen Gegenwehr lediglich als zusätzliche Motivation zu betrachten. Jake sieht sich und seine Mannen schon bald mit dem Rücken zur Wand, doch so einfach und unblutig wird er diese Neujahrsnacht nicht enden lassen.

Der John Wayne-Western "Rio Bravo" lieferte damals die Vorlage für Carpenters Action-Thriller, der statt einem Fort eine kurz vor ihrer Auflösung befindliche Polizeistation als Schauplatz einer Belagerung wählte. Dieses Grundszenario wird auch vom Remake übernommen, doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon bald auf. Autor James DeMonaco schüttelt nämlich Carpenters Figurenkarussell kräftig durcheinander und fügt auch gleich noch einige neue Storywendungen hinzu.
Im Original flüchtete sich ein Familienvater in die Obhut der Polizeistation, nachdem er einen Bandenchef für den Mord an seiner Tochter zur Rechenschaft gezogen hatte. Der Rest der Gang belagerte die Polizeistation, in der Leutenant Bishop zur Verteidigung auf die Hilfe inhaftierter Verbrecher zurückgreifen musste. Ironischerweise ist Bishop nun der Name des Gangsterbosses, der in der neuen Version als alleiniger Auslöser der Geschichte dient. Autor DeMonaco entscheidet sich dabei für eine durchaus interessante Variation des Belagerungsszenarios.
Doch so lobreich neue Ideen auch sein mögen, birgt diese neue Wendung doch auch einen kleinen Haken: War das plumpe Verhalten der Gang im Original noch durchaus nachvollziehbar, kann man die unprofessionelle Taktik der Belagerer hier nur schwer verzeihen. Wer sich ernsthaft Gedanken über das Szenario und das Verhalten der Gangster macht, dem kommt dank mangelnder Logik schon ziemlich bald das Grausen.
Doch solch ein Manko verzeiht man nur all zu gerne, wenn man dafür im Gegenzug spannende Action, interessante Figuren und die ein oder andere überraschende Wendung serviert bekommt. Mit letzterem tut sich DeMonaco aber etwas schwer, denn während die erste Hälfte des Filmes noch erfolgreich von der Etablierung des Grundszenarios zehren kann, sind Wendungen in der zweiten Hälfte eher spärlich gesät und sehr vorhersehbar und plump in das Storygerüst integriert. Insbesondere der Schlussabschnitt (Stichwort Tunnel) weckt Zweifel, ob DeMonaco den Zuschauern überhaupt so etwas wie Intelligenz zutraut.

So sind Regisseur Jean-François Richet und sein Ensemble noch mehr gefordert, den Zuschauer erfolgreich bei Laune zu halten. Dem französischen Nachwuchsregisseur gelingt dies in seiner ersten US-Produktion dann aber leider auch nur teilweise. So dauert es ein wenig bis Richet seinen Rhythmus findet. Zu Beginn wirkt seine Inszenierung sehr verspielt, der Einsatz von Handkamera und kleineren visuellen Tricks (auf Spiegel achten) lenkt den Zuschauer eher etwas von der Geschichte ab, doch dann schlägt Richet traditionellere Bahnen ein. Die ruhige Inszenierung ist für die dialogreicheren Szenen im Polizeiquartier alles andere als hinderlich, nur leider vergisst Richet, dass man in einem Action-Thriller auch ab und zu einmal das Tempo anziehen sollte. Erst als sich die Situation im Polizeiquartier gegen Ende zuspitzt, findet Richet das Gaspedal wieder und der Film nimmt mehr Fahrt auf.

Ein ähnlich zwiespältiges Bild geben auch die Figuren des Filmes und ihre Darsteller ab. Jake, der sich die Schuld am Tod seiner Kollegen gibt, oder Jasper, der sein Rentendasein verkündet, der Film bedient sich zu Beginn schon sehr stark der Klischee-Kiste. Im weiteren Verlauf entwickelt sich "Assault on Precinct 13" dabei zu einem guten Beispiel dafür, wie wichtig Nebendarsteller sind. Denn während Hawke und insbesondere Fishburne ihren Ansprüchen gerecht werden, agiert die zweite Garde des Filmes doch deutlich zu blass. Insbesondere Gabriel Byrnes Versuch einen Bösewicht mit einem Anflug von Gewissen zu spielen verläuft enttäuschend farblos. Ebenso verhält es sich mit den Kleinkriminellen, bei denen lediglich John Leguizamo durch sein übertriebenes Spiel aus dem Rahmen fällt. Mag das auch etwas nervig sein, es verleiht ihm immerhin etwas Farbe. Maria Bello hat dagegen als Psychologin Alex den undankbarsten Part ergattert, sind ihre Dialoge doch relativ einfallslos und ermüdend geraten.
Während die Nebendarsteller und ihre Figuren den Zuschauer relativ kalt lassen, sind es Hawke und Fishburne, die erfolgreich den Kontakt des Films zum Publikum aufrechterhalten. Obwohl Hawke nach intensivem Beginn sich mehr und mehr in Zurückhaltung übt, ist er erfolgreich darin Sympathie und Identifikationsmöglichkeiten für seine Figur zu wecken. Fishburne auf der anderen Seite besitzt eine geradezu erschreckende Leinwandpräsenz. Es reicht, wenn er durch das Bild läuft oder in einer Zelle sitzend Kreuzworträtsel löst, sich dem Charisma dieses Mannes zu entziehen ist unmöglich. Fishburnes personifizierte Coolness der "Matrix"-Trilogie rettet sich eins zu eins in diesen Film. Wenn sich die Kamera bei Bishops Festnahme im Halbkreis um Morpheus …äh… Fishburne dreht, ist man geradezu enttäuscht, dass dieser sich friedlich dem Schicksal fügt.

Fishburne und Hawke sind der rettende Anker eines Films, dessen restliches Ensemble blass bleibt und dessen Story auch nie wirkliche Höhepunkte produziert. Eine alte Filmregel besagt, dass ein guter Film mindestens zwei erinnerungswürdige Szenen benötigt. "Assault on Precinct 13" besitzt keine einzige. Da erinnert man sich wehmütig an die legendäre Eismann-Szene des Originals, nach der wohl kein verantwortungsvoller Familienvater seine Tochter jemals mehr zum Eisverkäufer schicken würde. Das Remake gibt sich zwar durchaus Mühe, dem Gewaltanteil des Originals gerecht zu werden, insbesondere durch das Platzieren unterschiedlichster Objekte in der Kopfregion (darunter der John McLane Gedächtnis-Eiszapfen). Die Schublade für erinnerungswürdige Szenen bleibt aber auch hier verschlossen.

Was bleibt als Fazit? Auf der einen Seite muss man "Assault on Precinct 13" attestieren, dass der Film zu den seltenen und gerngesehenen Vertretern der traditionellen Action-Thriller gehört - ein dialoglastiges Kammerspiel, das ab und zu von durch die Story motivierten Action-Szenen unterbrochen wird. Doch blasse Nebenrollen, eine etwas zu glatte Inszenierung und einfallslose Wendungen gegen Ende trüben das Bild doch erheblich.
So bleibt im direkten Vergleich das Original dann doch deutlicher Punktsieger. Carpenters Version mag mit lausigeren Dialogen, trashigem Set-Design und keinen Darstellern des Formats von Fishburne aufwarten, besitzt dafür aber deutlich mehr Charme und Eigenständigkeit. Alleine Carpenters selbstkomponierter Minimalsoundtrack lässt die Emotionen höher schlagen, die in diesem Remake leider viel zu wenig angesprochen werden. 

 

Bilder: Copyright

8
8/10

sehr spannend und vor allem realistisch

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