Dark Blue

Originaltitel
Dark Blue
Land
Jahr
2003
Laufzeit
118 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Simon Staake / 10. Februar 2011

Blau ist die Uniform der amerikanischen Polizisten. Dunkelblau ist - so darf man vom Titel her mutmaßen - die Uniform derer Polizisten, auf die der Schatten von Korruption, Selbstjustiz und Kriminalität fällt. Einer von denen, die es mit dem Recht selbst nicht so genau nehmen, ist Veteran Eldon Perry (Kurt Russell). Dieser ist der rechte Arm von Polizeichef Jack Van Meter (Brendan Gleeson), der als Chef der Eliteeinheit SIS in so manch krummes Ding verwickelt ist und seine Untergebenen unterweist, in seinem Auftrag kaltblütig Beweise zu fälschen, Unschuldige ans Messer zu liefern oder unliebsame (weil ehrliche) Querulanten zu erpressen. Einer dieser Querulanten ist Deputy Chief Arthur Holland (Ving Rhames), der Van Meter und seine korrupte Polizistengang schon lange im Auge hat. Und neuestes Mitglied der "dunkelblauen Polizisten" ist Bobby Keough (Scott Speedman), der dem erfahrenen Perry zur Seite gestellt wird. Während Perry dem Neuling die schmutzigen Straßendeals beibringt, wird Bobbys Affäre mit Beth Williamson (Michael Michele) dadurch belastet, dass ausgerechnet diese auf Hollands Geheiß hin Keough und Perry und deren recht laxen Umgang mit tödlicher Gewalt im Dienst untersuchen soll. Zeitgleich sollen das Duo aus altem desillusionierten Routinier und unerfahrenem aber ehrgeizigen Jungpolizist einen vermeintlichen Raubüberfall aufklären, bei dem vier Menschen kaltblütig ermordet wurden. Und je mehr Perry und Keough sich in diesen Fall verbeißen und dabei auf Gegenstand von Van Meter stoßen, desto mehr müssen sie sich fragen, ob ihre Loyalitäten noch auf der richtigen Seite liegen.

Um das Geheimnis von "Dark Blue" herauszufinden, braucht es keinen Elitepolizisten: Korrupte Polizisten in L.A. und ein Raubüberfall, der keiner war, dazu ein Storycredit für James Ellroy. "L.A. Confidential" revisited, also. Dazu dann das Team aus korruptem Routinier und seinem Lehrling, angereichert mit Hiphop und ordentlich Straßenjargon. Klingt nach "Training Day"-Schreiber David Ayer, und siehe da, wer zeichnet für das Drehbuch verantwortlich? Eben. "L.A. Confidential" meets "Training Day" also.
Nur schade, dass "Dark Blue" qualitätsmäßig weder an den einen noch den anderen dieser Filme heranreicht. Denn "Dark Blue" ist zu offensichtlich, zu überraschungsarm, zu vollgebaut mit Klischees. Das alles hat man schon anderswo zu oft und besser gesehen und rechte Spannung will eigentlich zu keinem Zeitpunkt aufkommen. Denn während Charaktere und Konflikte von Anfang an viel zu durchsichtig konzipiert sind, so erhofft man sich von der als Zeitkolorit eingebauten Rodney King-Storyline vielleicht noch den ein oder anderen relevanten Impuls. Die Ereignisse des Films spielen nämlich während des Prozesses gegen die vier Polizisten, die King 1991 brutal und relativ grundlos krankenhausreif schlugen.
Leider verspricht der Film damit zuviel, denn Ayer (als Ex-Ghettobursche momentan Hollywoods heiß umworbenster Mann für tough guy scripts mit street credibility) vergaß, dieses Szenario konsequent zu durchdenken bzw. die Brisanz des realen Falls irgendwie angemessen zu würdigen. Er benutzt die durch diesen Prozess brodelnde Stimmung zwischen Schwarz und Weiss lediglich als im wahrsten Sinne des Wortes colourful backdrop, vor dem sich seine arg konventionelle Geschichte abspult. Und wenn dann am Ende die auf das Urteil folgenden Rassenunruhen lediglich dafür genutzt werden, den Showdown etwas größer und aufgemotzter zu präsentieren, dann sieht man: Chance kläglich vertan.

An dem Schauspielerensemble liegt es dann auch nicht, dass "Dark Blue" zwar durchgehend routiniert und ansprechend, aber über weite Strecken eben auch recht langweilig daherkommt. Kurt Russell zum Beispiel ist jemand, auf den Verlass ist. Hits hat der ehemalige Kinderstar zwar schon lange nicht mehr, aber seine Performances sind eigentlich immer recht gut. Gleiches gilt hier auch für die Kollegen Ving Rhames ("Pulp Fiction", "Out of Sight") und Brendan Gleeson ("Gangs of New York"). Quotenfrau Michael Michele wird dagegen verheizt, und dem als Ben aus "Felicity" zumindest einem Teeniepublikum bekannten Scott Speedman wird dramaturgisch und darstellerisch auch nicht grade viel abverlangt. Alle Rollen sind einfach zu konventionell, als das hier wirklich etwas hängen bleiben könnte.
Vielleicht lag es ja am Regisseur. Ron Shelton gilt eigentlich als Spezialist für Sportkomödien, und erledigt diese Aufgaben bravourös ("Annies Männer"), zufriedenstellend ("Weiße Jungs bringen's nicht") oder mäßig spannend ("Tin Cup"). Aber Thriller sind ganz klar nicht seine Sache, vielleicht ist das Ergebnis deswegen so uninspiriert und wirkt wie aus leidlich bekannten Versatzstücken relativ beliebig zusammengewürfelt.

Zu hart ist über "Dark Blue" trotzdem nicht zu urteilen, denn das Altbekannte wird zumindest ohne große Hänger und professionell dargeboten. Und dass dieser Film ausschließlich etwas für Leute ist, die vorher genau wissen wollen, was sie erwartet - tja, das macht ihn ja noch nicht vollkommen überflüssig. Aber eben auch alles andere als zwingend. Und so wird Dunkelblau dann recht schnell zu Fahlgrau. Definitiv nicht die filmische Modefarbe der Frühlingskollektion.

Bilder: Copyright

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