
Franka Potente rennt. Und zwar trotz zahlreicher Rollen seit geraumer Zeit einem ähnlichen Erfolg wie "Lola" hinterher, und das nun auch durch die Londoner Unterwelt. In ihrer Rolle als deutsche Modelagentin Kate in der englischen Metropole verpasst sie nach einer Party leicht angesäuselt die letzte U-Bahn und findet sich auf einem leeren Bahnsteig wieder. Die Ausgänge sind bereits geschlossen und guter Rat ist teuer. Der erste Mensch, der ihr dann schließlich begegnet, ist der unangenehme Kollege Guy, der sich merkwürdigerweise auch im Tunnelsystem befindet. Während Kate nämlich einfach im Rausch gepennt hat, weiß kein Mensch was der Guy da die ganze Zeit über gemacht hat. Aber egal, denn nachdem der Widerling zudringlich wird, zerrt ihn ein undefinierbares Wesen prompt und ziemlich brutal auf die Gleise. Auf ihrer Suche nach Hilfe trifft Kate dann doch noch ein paar Figuren in der gar nicht so ganz verlassenen Station. Einen ziemlich begriffsstutzigen Wärter, dem eben diese Eigenschaft auch schnell zum Verhängnis wird, ein Obdachlosenpärchen und schließlich einen seit geraumer Zeit verschollenen Kanalarbeiter. Diese Begegnung macht sie allerdings erst in einem mit brauner Brühe gefüllten Stahlkäfig, und von da an wird's richtig eklig.
Nein, lustig ist "Creep" überhaupt nicht, von ein paar genreüblichen coolen Sprüchen mal abgesehen. Dieser Film nimmt sich absolut ernst und wer die Ausführungen der Beteiligten im Presseheft gelesen hat, erwartet auch nichts anderes. Dort ist sich vor allem Regisseur Christopher Smith nicht zu schade, von einer "Renaissance des Horrorfilms" zu parlieren, die er mit seinem Film einleiten möchte, einem "absoluten Alptraum ohne Sicherheitsnetz". Große Worte von einem Debütanten, der gerade mal seine ersten Gehversuche auf Spielfilmlänge macht.
Allzu groß scheint aber auch das Vertrauen des Verleihs in die Durchschlagskraft dieses Werkes nicht zu sein, wird doch der Kinostart vom rührigen (und ansonsten überaus verdienten) X-Verleih nun schon seit mehr als einem halben Jahr hin und her geschoben. Und hätte man nicht den Namen von Franka Potente als Werbemittel in der Hand, "Creep" würde wohl ohne Kinoauswertung in einer gewissen Ecke der Videotheken landen.
Und dort gehört er im Prinzip auch hin, denn diese mit Mühe auf rund 80 Minuten gestreckte Schauermär bietet inhaltlich absolut nichts, was wir nicht auch schon in einschlägigen Werken mit so hübschen Begriffen wie "Massaker" im Titel zu sehen bekamen: Ein zunächst hilfloses und kreischendes Opfer sieht sich dem absoluten Grauen in Form eines extrem hässlichen und durch irgendwelche Umstände mutierten Monstrums von Mensch gegenüber, welches einen nach dem anderen möglichst fies dahinmetzelt. Aber irgendwann schlagen die Opfer zurück, und das macht natürlich auch unsere Franka. Hat sie ja auch damals schon in "Anatomie" getan - einem Film, der allerdings, genau wie seine offensichtlichen amerikanischen Vorbilder, auch nicht ganz so billig und schnell hingeklatscht wurde wie "Creep". Nicht eine wirkliche Überraschung oder neue Idee schenkt uns dieses Machwerk, und das gilt auch einhundertprozentig für die schlussendlich offerierte banale Herkunftsgeschichte des Kanalmonsters.
Kann man ja trotzdem ruhig mal machen, so einen kleinen schmutzigen Horrorfilm nach Schema F. Aber dann doch bitte diese Fingerübung nicht gleich als große Revolution des Genres verkaufen wollen, meine Damen und Herren. Also so was.
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