
n englische Kunsttitel für eine deutsche Kinoauswertung,
die mit dem tatsächlichen Originaltitel überhaupt nichts
gemein haben, dürften wir uns ja nun fast schon gewöhnt
haben. Aber hat denn niemand den Kreativen, die sich
schließlich
für den alten Steppenwolf-Gassenhauer "Born to be Wild"
entschieden, gesagt, dass jegliche vermeintliche Coolness
dieses
Titels durch die alberne Ergänzung
"Saumäßig unterwegs" gleich wieder zunichte
gemacht wird? Mann, Mann. Und zusätzlich wird dem
potentiellen
Publikum damit ja auch gleich noch eine extrem flache
Klamotte in
Aussicht gestellt. Obwohl andererseits - damit liegt man
dann eigentlich
doch wieder ganz richtig.
Vier holzschnittartig charakterisierte Männer der amerikanischen Mittelschicht haben sich in ihrem Leben mehr oder weniger festgefahren: Doug (Tim Allen), der Doktor, der doch "nur" ein Zahnarzt ist; Woody (John Travolta), nach außen hin eigentlich ein Siegertyp, den aber in Wahrheit sowohl Geld als auch Frau verlassen haben; Bobby (Martin Lawrence), ein Möchtegernschriftsteller, der in seiner Ehe Nichts zu melden hat; und Dudley (Wiliam H. Macy), der klassische Computergeek mit eher wenig Schlag bei den Frauen. Das ist das Quartett, welches sich mit mehr oder weniger Begeisterung dem Vorschlag von Woody anschließt, sich einfach mal länger als nur einen Nachmittag lang auf die Motorräder zu schwingen und mit einem Trip durchs Land wieder etwas neuen Schwung ins triste Dasein zu bringen. Das wird natürlich klappen, allerdings müssen bis zur unvermeidlichen Läuterung und Selbstfindung selbstredend erstmal einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, in erster Linie eine ziemlich humorlose und nachtragende Gang "richtiger" Rocker.
Sie
werden sich allesamt kräftig ins Fäustchen gelacht und
artig "Danke" gesagt haben, die vier Hauptdarsteller,
deren allesamt zur Zeit nur mittelprächtig laufende
Filmkarrieren
durch diese simple Idee eines Ensemblefilmchens wieder
einen netten
Schub nach vorne erhalten haben. Denn diese
Star-Kombination und
dieses Thema sind natürlich (zumindest in den USA) eine
todsichere
Sache, deren kommerzieller Erfolg eigentlich gar nicht
ausbleiben
kann, wenn man nicht gerade alles falsch macht. Und da man
dieses
Restrisiko auch noch ausschaltet, indem die vier
Wochenend-Cowboys
in nahezu jede zu erwartende Situation für einen schnell
geernteten
Gag geraten, die man sich auch ohne dafür entlohnt zu
werden
ausmalen kann, geht dieses Konzept auch mühelos auf.
Die "Wild Hogs" entpuppten sich in ihrem Heimatland als
einer der erfolgreichsten Filme des Frühjahres und
übersprangen
mit ihrem Kasseneinspiel problemlos die
100-Millionen-Dollar-Grenze.
So viele Menschen wollten sich also ansehen, wie der
tolpatschige
Dudley mit seiner Maschine auf die Schnauze fliegt, eine
brave Familie
von den vier nackt badenden Freigeistern brüskiert wird
oder
man ein paar typische Lederwestenrocker hübsch einseift.
Na ja, immerhin bekommt der immer gute William H. Macy
hier bemerkenswerterweise
sogar die besten Szenen ab, und deshalb darf sich der
Mime, der
die ganze Chose wohl noch am Wenigsten nötig hatte, seinen
Gehaltsscheck auch zu Recht in die Westentasche stecken.
Eine Auszeichnung
für
die wohl unvermeidliche, aber gleichzeitig auch
unglaubwürdigste
Lovestory des Jahres mit der (ebenfalls wie immer)
bezaubernden
Marisa Tomei gibt's allerdings gleich noch gratis dazu.
Auch Travoltas
gelegentlich leicht weinerlicher und ziemlich ängstlicher
Woody
hat so seine Momente, während Allen und Lawrence in den
zugegeben
undankbareren Parts ziemlich blass bleiben.
Ray Liotta als kleiner Giftzwerg ist zumindest eine
interessante
Wahl für den Anführer der fiesen Rockergang, und in diesem
Zusammenhang hält der Film dann auch noch den finalen
Cameo-Auftritt
eines großen alten Mannes der Biker-Szene bereit. Und
welcher
der drei legendären "Easy Rider" ist sich dann tatsächlich
nicht zu schade, den eigenen Kultstatus mal eben für so
eine
Klamotte zu verkaufen? Ein kleiner Tipp: Jack Nicholson
und Dennis
Hopper sind es überraschenderweise nicht.
Uns so "reiten" sie dann als wahre Männer in den
Sonnenuntergang, unsere vier "City Slickers" in der
Light-Version,
am Ende eines Films, der immerhin niemandem weh tut. Aber
das ist
dann auch schon das Beste was man so sagen kann über
dieses
klischeehafte und seelenlose Produkt.
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