Black Sea

Originaltitel
Black Sea
Jahr
2015
Laufzeit
115 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 28. Januar 2015

black sea 1Er ist ein (U-Boot-)Kapitän ohne Schiff, denn nach jahrelangem Dienst wird Robinson (Jude Law) von seiner Firma entlassen, ohne Perspektive auf einen baldigen neuen Job.  Da auch seine Familie zerbrochen ist, steht  der Mann vor den Trümmern seiner Existenz, doch kurz bevor er sich damit abfindet fortan seine Tage antriebslos im Pub zu verbringen, ergibt sich plötzlich die Gelegenheit alles zu ändern. Denn ein Freund berichtet von einem alten U-Boot der Nazis, das einst mit einem für Russland bestimmten Goldvorrat im Schwarzmeer gesunken ist und dort noch immer mit dem gewaltigen Schatz an Bord vor sich hin rottet. Robinson beschließt – auch aus dem Verantwortungsgefühl für seine alten Kollegen heraus – eine Crew zusammenzustellen und ein U-Boot zu chartern. Die Finanzierung gelingt tatsächlich mithilfe eines zwielichtigen Geschäftsmannes, der auch gleich seinen Aufpasser Daniels (Scoot McNairy) mit an Bord schickt. Das gemietete Boot ist zwar alt und störungsanfällig, aber doch seetüchtig genug um die Mission zu starten. Als größtes Hindernis entpuppen sich jedoch weder die Technik, noch die Natur oder die lauernden staatlichen Behörden, sondern sehr bald die Zusammensetzung der heterogenen Truppe selbst. Denn zwischen Altgedienten und Unerfahrenen, zwischen Briten und Russen entwickelt sich eine Atmosphäre des Misstrauens und der Eifersüchteleien, die in einer Katastrophe zu enden droht.
 

black sea 2Die Mission, das Gold zu finden und an sich zu nehmen, wäre dabei an sich gar nicht mal so schwierig oder kompliziert und umso erstaunlicher ist es dann, dass dies über die Jahrzehnte hinweg noch kein anderer getan hat. Da letztlich weder das zunächst schrottreif wirkende Unterseeboot, noch das Versteckspiel vor den georgischen Behörden für echte Spannung und Dramatik sorgen, muss diese  irgendwie anders erzeugt werden und im Prinzip nimmt der angehängte deutsche Untertitel "das Einzige was gefährlicher ist als der Auftrag, ist die Crew" die Entwicklung ja auch schon vorweg. So geht man gemäß der alten Weisheit „der Mensch selbst ist des Menschen schlimmster Feind“ vor und lässt einen Haufen aggressiver, psychisch labiler Männer aufeinander los, die zudem kaum in der Lage sind sprachlich miteinander zu kommunizieren. Dass der erfahrene Robinson bei der Auswahl seiner Mannschaft aber überhaupt einen ihm wohl bekannten, offensichtlichen Psychopathen wie den mit einem „Keith Richards“-Gedächtnislook und Stirnband ausgestatteten Frazer (Ben Mendelsohn) mit an Bord nimmt, ist eine so unentschuldbare Dummheit, dass man geneigt ist den daraus resultierenden Problemen mit einem Achselzucken und der lapidaren Feststellung „selbst schuld“ zu begegnen.  

black sea 3Das, sagen wir mal, nicht gerade vorbildlich vernünftige Verhalten der rauen Gesellen macht es einem recht schwer, Mitgefühl und Sympathie zu entwickeln, obwohl das Drehbuch bemüht ist dem Ganzen eine Art gesellschaftskritischen Hintergrund zu verpassen. Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Schiffs- und Werftenkrise im England der Jetztzeit werden dabei jedoch nur grob skizziert und reichen in dieser Form nicht aus um aus „Black Sea“ ein Sozialdrama zu machen. Mag sein, dass der renommierte Regisseur, Oscar-Preisträger und frühere Dokumentarfilmer Kevin MacDonald („Last King of Scotland“, „Sturz ins Leere“) aber genau so etwas ursprünglich im Sinne hatte, zumindest lassen dessen bisheriges Schaffen als auch der oft trist-grobkörnige Look des Films diesen Verdacht zu.

In der vorliegenden Form hat es jedoch nur zu einem sehr durchschnittlichen Action- und Abenteuerfilm gereicht, der nie die Intensität und Wucht anderer Genrevertreter erreicht. So erinnert etwa die Sequenz, in der man vor der Entdeckung durch die an der Oberfläche patrouillierenden Schiffe zittert und sich deshalb komplett still verhält, zwangsläufig an die entsprechende Szene aus Wolfgang Petersens Klassiker „Das Boot“, doch was dort noch zu einer auch für den Zuschauer nervenzerfetzenden und schweißtreibenden Angelegenheit wurde, wird hier innerhalb einer guten Minute und beinahe beiläufig abgehandelt.

Es ist nichts wirklich schlecht oder komplett misslungen an diesem Film, schon gar nicht die Leistungen der Darsteller, die ihre Figuren durchgehend glaubwürdig verkörpern und so zu einer realistischeren Wirkung der an sich nicht besonders überzeugenden Story beitragen. Das gilt auch für das Sprachgewirr aus Russisch, verschiedenen britischen Dialekten sowie bemühten Versuchen des Dolmetschens, welches aber in der deutschen Fassung größtenteils verloren gehen dürfte – damit bleibt dem hiesigen Publikum dann aber auch der doch etwas bemüht wirkende und extrem auffällige schottische Akzent erspart, an dem sich Jude Law hier versucht. Alles in allem ist diese mäßig aufregende Schatzsuche aber trotz einiger namhafter Beteiligter derart mittelmäßig geraten, dass man sich fast schon wundern muss, dass sie nicht als reine DVD-Premiere verwertet wird.   

Bilder: Copyright

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