Da ist er also wieder, der gute Xavier, und nach der spanischen Herberge und den russischen Püppchen ist er nun also beim chinesischen Puzzle angekommen, welches sein Leben mit 40 darstellt. Wir erinnern uns: Am Ende von „Auberge Espagnole 2 – Wiedersehen in St. Petersburg“ hatte sich Xavier für die alte Freundin Wendy (Kelly Reilly) entschieden. Fast zehn Jahre später ist aus der Beziehung die Luft raus: Wendy verlässt Xavier, um mit den beiden gemeinsamen Kindern und neuem Freund in New York zu leben. Das kann der mittlerweile erfolgreiche Autor Xavier, der auch wieder mal an einem autobiografischen Roman herumschreibt, nicht einfach so zulassen und macht sich folglich auch auf, in New York zu leben. Hilfreich zur Seite steht ihm dabei die alte Freundin Isabelle (Cécile de France), die dort mit ihrer Lebenspartnerin Ju lebt und ein gemeinsames Kind aufziehen will. Wie üblich verwickelt sich Xavier in allerlei vor allem amouröse Abenteuer, besonders als auch noch seine alte Ex-Freundin Martine (Audrey Tautou) in der Stadt, die niemals schläft, auftaucht...
Weise hat der deutsche Verleih nach einiger Überlegung nun im Titel die Verbindung zum Erstlingsfilm aufgegeben und ist bei dem genau so unverfänglichen wie belanglosen „Beziehungweise New York“ angekommen. Womit die limitierten Qualitäten der Reihe eigentlich schon ganz gut umrissen sind. Eigentlich hat man Xavier und seine amourösen Abenteuer auch nicht wirklich vermisst, aber Cédric Klapisch hat sich offenbar gedacht, dass jede Filmreihe erst als Trilogie so recht abgeschlossen ist. Oder er hat Richard Linklaters deutlich bessere Reihe um die Liebenden Jesse und Céline gesehen und sich gedacht, dass seine Filmreihe doch eigentlich auch eine Variante der „Before...“-Trilogie ist. Was sie nicht ist, aber man kann ja träumen. Dass die „Auberge Espagnole“-Verbindung nun allerdings endgültig auch aus dem deutschen Titel verschwunden ist, ist immerhin konsequent. Schon im zweiten Teil waren die alten Erasmus-Freunde ja nur dank eines gezwungen wirkenden Cameo-Auftritts dabei und nun hat Xavier endgültig diese „Altlasten“ hinter sich gelassen.
Was nicht heißen will, dass Klapisch, Duris & Co. jetzt grundsätzlich alles anders machen, ganz im Gegenteil. Selten hat sich eine Filmreihe so sehr thematisch, inhaltlich und stilistisch über drei Filme gehalten. Da fällt einem tatsächlich dann die „Before...“-Reihe ein, außer dass Klapischs Film ja auf einem sehr viel simpleren, klischeehafteren und schwächeren Niveau spielt. Wie die Vorgängerfilme ist „Beziehungsweise New York“ sympatisches, aber belangloses Mittelmaß. Und will wahrscheinlich auch nicht mehr sein. Das Mittelmaß ist immerhin erstaunlich präzise: Klapischs Reihe hat hier konsequent über drei Filme und zwei Rezensenten hinweg sechs Punkte eingefahren. Was in jedem Fall heißen will: kann man sich problemlos anschauen, unterhält einen ganz gut, aber wenn man den Film (oder die ganze Reihe) auslässt, hat man auch nicht wirklich etwas Atemberaubendes verpasst.
Konsequenz heißt dann auch: Klapisch hat wieder ein paar visuelle Spielereien im Gepäck (diesmal strategisch besser verteilt als noch in den Vorgängern) und wie immer verhalten sich die vorgeblich sympathischen Protagonisten wieder mal wie unsympathische Egoisten – außer dass Xavier hier seine Rolle als König der unsympathisch jammernden Glückspilze etwas zurückgefahren hat und sich relativ erwachsen gibt, während Freundin Isabelle nun die Rolle als unverantwortlicher ewiger Teenager übernommen hat. Und auch Klapischs Wunscherfüllung via Xavier erscheint wieder intakt, denn auf einmal ist Xavier zumindest in seinem Heimatland ein erstaunlich erfolgreicher Schriftsteller. Aber genug der Anmerkungen. Während Xavier also immer noch über sein Leben rätselt, hat der geneigte Zuschauer es verstanden: Es bleibt tatsächlich alles gleich bei Xavier Rousseau. Das kann man mögen, kann man eigentlich unmöglich nicht zumindest ein kleines bisschen mögen, aber man kann das Ganze eigentlich auch ganz gut ignorieren.
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