Willie
(Billy Bob Thornton) und sein kleinwüchsiger Komplize
Marcus
(Tony Cox) machen gemeinsame Sache. Sie rauben alljährlich
die Kaufhäuser aus, die sie vorher - verkleidet als
Weihnachtsmann
und sein Elf - ausgekundschaftet haben. Und jedes Jahr
wird die
Situation durch Willies verstärkten Alkoholgenuss weniger
tragbar.
Als ihn dieses Jahr auch noch ein Kaufhausdetektiv (Bernie
Mac)
näher unter die Lupe nimmt, scheint Willie völlig aus
dem Ruder zu laufen. Zur Tarnung nistet er sich kurzerhand
bei einem
der Kinder (Brett Kelly) ein, dass sich täglich auf seinem
Schoß setzt, um ihm seine Wünsche zu nennen.
"Dieser
Weihnachtsmann ist nicht wie alle anderen. Dieser
Weihnachtsmann
raucht, säuft und hat Sex!" Man muss dieses Zitat Billy
Bob Thorntons wirklich wörtlich nehmen. Dieser
Weihnachtsmann
bietet alles, was man von eben diesen nicht erwarten
würde.
Er ist eben nicht der nette liebe alte Mann vom Nordpol,
sondern
sein genaues Gegenteil: Er ist ungepflegt, säuft wie ein
Loch
und hat überhaupt kein Taktgefühl. Kinder sind ihm ohnehin
ein Gräuel. Und das Schlimmste ist: Man amüsiert sich
mit ihm prächtig.
Es ist einfach unglaublich komisch, wie Willies geballter
Zynismus
mit der amerikanischen Weihnachtskultur zusammenprallt. Da
werden
Mütter angeblafft, Kinder zu Tränen erschreckt und eine
Krippe kaputt getreten. Und alles spielt Billy Bob
Thornton mit
einer so perfekten Mischung aus Cholerik und
Selbstverachtung, dass
es einen nur noch erstaunt. Eine wuchtige
Paradevorstellung des
enfant terrible Thornton, dessen letzter Film "The Alamo"
in den USA bös floppte und es hierzulande nur zur
Videopremiere
schaffte. Hier nun steht
er einem bestens aufgelegten Ensemble vor, das sich hinter
seiner
Leistung nicht verstecken muss: Bernie Mac spielt den
widerlichen
Kaufhausdetektiv Gin mit soviel Süffisanz und Arroganz,
dass
man seinen peinlichen Auftritt in "3 Engel für Charlie
2 - Volle Power" beinahe vergessen mag. Auch Lauren Graham
spielt gegen ihr TV-Image als Ideal-Mutter aus der in den
USA sehr
erfolgreichen Serie "Gilmore Girls" an, indem sie eine
Weihnachtsmann-fixierte Kellnerin gibt, die ihre wenig
christlichen
Fantasien am liebsten im Bett auslebt. Nur Tony Cox als
Willies
Komplize Marcus kann nicht vollkommen zum Zuge kommen, da
seine
Figur ihre Komik nur aus ihrer mangelnden Größe bezieht.
Über
allen schwebt aber John Ritter in seiner letzten großen
Filmrolle
als Kaufhausmanager Bob Chipeska. Wie dieser bemüht ist,
es
wirklich allen recht zu machen, um nicht irgendeine
Minderheit oder
mögliche Zielgruppe anzugreifen, hält in unnachahmlicher
Weise der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor, wo
derartiges
Verhalten mitunter die kuriosesten sprachlichen Früchte
trägt.
Die besten Momente hat dieser Film aber, wenn Willie auf
"das
Kind" (Brett Kelly) trifft, der das genaue Gegenteil von
Willies
Weihnachtshass verkörpert. Dieses arme Kind hält ihn
wirklich
für den Weihnachtsmann und lässt sich auch nicht von
Willies
asozialem Verhalten davon abbringen, diesen zu mögen. Wie
Billy
Bob Thornton jedes Mal mit der Fassung ringt und dennoch
stets an
dem Gutmenschen verzweifelt, ist auf jeden Fall eines der
schauspielerischen
Highlights in diesem Jahr. Es lässt zumindest erahnen, was
unsere Eltern früher ertragen mussten, wenn die
Weihnachtszeit
nahte.
Doch egal wie böse dieser Film auch gegen den Weihnachts-
und den damit verbundenen Kaufwahn wettert, in seinem
Herzen ist
er dennoch ein purer Weihnachtsfilm mit eben einer solchen
Botschaft.
Auch wenn er sie gut unter Sarkasmus, Zynismus und
schlechtem Benehmen
verbergen kann. Denn selbst in Willie steckt ein guter
Kern. Darum
sollte der Zuschauer auch nicht traurig sein, wenn zum
Schluss hin
die Gags zunehmend an Schärfe verlieren und das Ende trotz
aller Plotwendungen ziemlich konventionell ausfällt und
wenig
überrascht. Es unterhält aber immer noch besser als die
x-te Weihnachtskomödie mit Tim Allen.
Kurzum: "Bad Santa" ist der beste Weihnachtsfilm für
alle, die den jährlichen Weihnachtsrummel und -wahnsinn
nur
noch schwerlich ertragen können. Er bildet somit die beste
Therapie, um die "schönste Zeit des Jahres" wieder
als solche genießen zu können. In diesem Sinne: Ho,ho,ho!
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