Anatomie 2

Jahr
2003
Laufzeit
92 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 30. Mai 2010

Der Verleih Columbia-Tristar wollte bei "Anatomie 2" einmal etwas Neues ausprobieren. Nein, keine unglaubliche Innovation im Horror-Genre, sondern den Verzicht auf größere Pressevorführungen. Angeblich, um der mit Vorurteilen behafteten Berichterstattung über deutsche Filme (in Deutschland!) aus dem Weg zu gehen, wurde der Film nur wenigen, handverlesenen Vertretern der schreibenden Zunft im Voraus gezeigt, von denen man eine "faire" Berichterstattung (man könnte auch sagen: besonders PR-freundlich) gewohnt war. Das Ironische an der ganzen Geschichte: Diese panische Angst vor schlechter Presse ist in diesem Falle völlig unbegründet. Zwar muss sich "Anatomie 2" wie auch die anderen bisher von der deutschen Columbia produzierten Projekte ("Anatomie", "Feindliche Übernahme" und "Was tun, wenn's brennt") den Vorwurf gefallen lassen, die Speerspitze der Amerikanisierung des deutschen Films darzustellen, abgesehen davon ist er aber nicht nur besser als sein Vorgänger, sondern auch in der Tat ein wirklich guter Film.

Das mag auch daran liegen, dass sich "Anatomie 2" in allen Belangen bewusst vom ersten Teil absetzt, auch inhaltlich: Anstatt einer simplen Fortsetzung des Teenie-Slashers im Arztkittel erwartet den Zuschauer hier ein etwas gängigerer Medizin-Thriller, der indes durch gezielte Überzeichnungen seine Betonung nach wie vor auf Unterhaltung legt. Auch die Heldin Paula Henning (Franka Potente) aus Teil Eins spielt hier nur eine kleine Gastrolle als Ermittlerin, Protagonist ist das ehemalige Nachwuchs-Talent des MSV Duisburg und jetziger ambitionierter Medizinstudent, Jo Hauser (Barnaby Metschurat aus "Solino"). Der tritt voller Ideale und in der Hoffnung, vielleicht einmal eine Heilung für seinen durch eine Muskelkrankheit gelähmten Bruder zu finden, sein Praktikumsjahr am Berliner Uni-Klinikum an, wird aber sehr schnell desillusioniert durch den stressigen Alltag eines Weißkittels in Ausbildung. Rettung aus dieser Tristesse scheint das junge Forschungsteam (u.a. Heike Makatsch, Roman Knizka und Frank Giering) um den begnadeten Professor Müller-LaRousse (herrlich durchtrieben: Herbert Knaup) zu bieten: Mit modernster Technik betreiben sie revolutionäre Forschung bei der Entwicklung synthetischer Muskeln, allerdings mit etwas "unkonventionellen" Methoden. Nachdem sich Jo als brauchbarer Regelbrecher erwiesen hat, wird er ins Forschungsteam und die lokale Loge der aus Teil Eins bekannten "Antihippokraten" aufgenommen. Ein vermeintlich großer Schritt für Jo, doch dann beginnen die Dinge wirklich hässlich zu werden.

Konnte man dem ersten Teil noch vorwerfen, er hätte seinen interessanten Ansatz um die zentrale medizinische Ethikfrage, ob und wann ein Menschenleben im Sinne der Forschung geopfert werden darf, zu früh fallen gelassen (der beste filmische Beitrag hierzu bleibt nach wie vor "Extrem - mit allen Mitteln"), um sich in einen reichlich konventionellen Slasher-Plot zu stürzen, macht "Anatomie 2" genau diesen Fehler nicht. Kein psychopathischer Skalpell-Schwinger, der die Handlung an sich reißt, sondern konsequente Überhöhung arroganten Mediziner-Hochmuts. Herbert Knaup als Müller-LaRousse ist hier von unschätzbarem Nutzen: Ohne in eine Karikatur abzugleiten, versteht er den Größenwahn seines Charakters einzufangen und hat dadurch großen Anteil an der hübsch paranoiden Grundstimmung des Films, die schließlich ihren Höhepunkt in einer fast brillanten Fluchtsequenz am Schluss findet (und man muss einfach eine Szene mögen, die mit einer improvisierten Notoperation auf einem Küchentisch endet).
Der Plot gerät manchmal ein wenig holprig, pendelt zwischen der gut gelungenen Charaktereinführung Jos und seiner viel zu überhasteten Rekrutierung in den Kreis der Antihippokraten. Allerdings wird bald klar, dass sich Regisseur und Autor Stefan Ruzowitzky durchaus bewusst war, dass er dem Medizin-Thriller hier kein wirklich neues Thema hinzufügt, und darum konsequenterweise die Hauptbetonung auch nicht auf die Story, sondern den Stil legte. Das Resultat ist eine lustvolle "Over the top"-Inszenierung, die alles anstellt, was sich mit Hilfe eines begnadeten Cutters und eines ekstatischen Komponisten umsetzen lässt. Systematisch überhöht Ruzowitzky gerade gegen Ende jede Situation, während die Musik völlig überzogen losplärrt, und bringt seinen Film so immer wieder an die Grenze zum Satirischen, springt manchmal drüber und macht manchmal in letzter Sekunde kehrt.
Das Ergebnis dieser überraschenden Taktik ist ein interessanter Zwitter: Thematisch ein ernsthafter Medizin-Thriller, stilistisch ein fast schon überdrehter Schocker, der auch seine einfältigen Horrorwurzeln und deren Regeln zu pflegen weiß: Warum sonst würde ein sich bedroht fühlender Mensch einer spontanen Einladung zu einem nächtlichen Treffen im OP-Saal folgen.

Wer eine simple Fortsetzung von Teil Eins erwartet hat, könnte auf "Anatomie 2" etwas befremdet reagieren. Aber gerade diese Unabhängigkeit vom Vorgänger macht ihn zu einem besseren Film und beweist, dass die durch "Anatomie" verkörperte Amerikanisierung der hiesigen Filmwelt sich zumindest noch nicht die schlechten Eigenschaften des US-Fortsetzungwahns angedeihen ließ. Denn Sequels, die sich nach Strich und Faden dem Original anbiedern, fallen eigentlich grundsätzlich durch. Schön, dass man hier genug Mut für etwas Neues bewies. Selbst wenn am Ende (wie bei Teil Eins) erneut das Türchen für eine weitere Fortsetzung aufgehalten wird.


1
1/10

Der Film ist totaler müll und ist schon sehr übeertireben wer steutert denn die muskel eines menschen mit einem computer auch wenn sie eingeplanzt sind und das ist ja nur rumschnibbelei also unter spannend verstehe ich eigentlich komplett was anderes das ist eher ein Hororschnibel film als ein spannender thriller

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