Als das Meer verschwand

Originaltitel
In my Father's Den
Land
Jahr
2004
Laufzeit
126 min
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Moritz Piehler / 5. Januar 2011

 

Neuseeland ist spätestens seit der "Herr der Ringe"-Trilogie ein filmisches Paradies auf Erden. Doch Brad McGanns "Als das Meer verschwand" zeigt, dass es neben schönen Landschaften auch Raum für spannende, einfühlsam erzählte Geschichten bietet. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Nach siebzehn Jahren kehrt Paul (Matthew MacFadyen) als erfolgreicher Kriegsfotograf in sein neuseeländisches Heimatdorf zurück. Eigentlich hat er vor, nur zur Beerdigung seines Vaters da zu bleiben, doch die Begegnung mit seinem Bruder Andrew (Colin Moy) und seiner Jugendliebe Jackie (Jodie Rimmer) weckt in ihm die Erinnerung an seine Vergangenheit. Zudem entdeckt er in der Originaltitel-gebenden Rückzugskammer seines Vaters Jackies Tochter, die 16-jährige Celia (Emily Barclay). Zwischen ihr und Paul, der sich entschließt, in seiner alten Heimat zu bleiben und an der Schule anheuert, beginnt sich eine Freundschaft zu entwickeln. Doch mit Celias Verschwinden nimmt die Handlung an Fahrt auf, denn die Verdächtigungen der Einheimischen fallen sofort auf den fremd gewordenen Rückkehrer Paul.

Der Film pendelt zwischen Charakterstudie und Sozialdrama hin und her, bis er sich schließlich fast überraschend in die Richtung eines Thrillers wendet. Behutsam entwickelt Regisseur McGann seine Figuren und erst nach und nach entschlüsseln sich für den Zuschauer die Zusammenhänge und Verflechtungen. 
Beeindruckend ist die Vorstellung von Emily Barclay als Celia. Zwischen jugendlicher Verliebtheit und der Suche nach väterlicher Geborgenheit schwankt ihre Zuneigung zu Paul, der sie, obwohl ihm das Risiko einer Lehrer-Schüler-Freundschaft bewusst ist, immer dichter an sich heran lässt. Barclay gelingt es, Celias Verletzlichkeit und ihren Wunsch nach Flucht und Aufbruch überzeugend darzustellen. Ebenso brillant ist der melancholische Auftritt von Matthew MacFadyen. Seiner Familiengeschichte kann Paul nicht entkommen, nachdem er als 17-jähriger den Tod seiner manisch-depressiven Mutter mit ansehen musste und danach aus Neuseeland floh. 
Die Aufklärung von Celias Verschwinden, für das es mehrere Erklärungen zu geben scheint, beinhaltet schließlich die Entschlüsselung aller zuvor schwer zu durchschauenden Verstrickungen von Pauls Familie. Der Tod der Mutter, das seltsame Verhältnis von Pauls Bruder Andrew zu seiner Frau (Miranda Otto aus "Herr der Ringe"), Celias schwierige Familienverhältnisse mit einem gewalttätigen Schwiegervater, und Pauls eigene Verschlossenheit und Melancholie werden im Schlussakt verwoben zu einer beklemmenden, traumatischen Familiensaga.

Natürlich nutzt auch "Als das Meer verschwand" die weitläufige neuseeländische Landschaft aus, allerdings folgen die Panoramabilder einem anderen Zweck. Sie sorgen in ihrer Kargheit für eine bedrückende Stimmung, die Weite der Umgebung unterstreicht nur um so deutlicher die Eingeschränktheit des kleinen Dorfes, der Paul entfloh und aus der auch Celia entfliehen will. Der Rückzugsort des Vaters ist gefüllt mit Literatur und Musik aus einer verheißungsvollen anderen Welt, und der Obstgarten, in dem Paul und Celia sich treffen, wird zu einer unwirklichen Schneekugel zwischen den Abgründen aus Lügen und Dramen der Vergangenheit.
"Als das Meer verschwand" ist ein packendes Drama mit guten Schauspielern besetzt, auch wenn die Richtung des Films nicht von Beginn an eindeutig ist. Neben der schwermütigen Grundstimmung der Protagonisten finden sich vor allem in den Zusammentreffen Pauls und Celias ausreichend schlagfertige Dialoge, um eine gewisse Ausgeglichenheit herzustellen. Und das Verschwinden Celias lässt einen bis zum Ende zweifeln, wie es sich für einen Thriller gehört. Ruhige Einstellungen und ein hervorragender Soundtrack tragen ein Übriges zum stimmigen Gesamtbild des Films bei. Für etwas langatmige Sequenzen entschädigt die eindrückliche Darstellung der Hauptpersonen. Wenn's auch kein "Herr der Ringe" ist: Auch "Als das Meer verschwand" ist ein hervorragendes Stück Kino aus Neuseeland.

 

Bilder: Copyright

10
10/10

Ich kann nicht anders, es ist ein wirklich guter Film, der mich sehr beeindruckt hat. Dafür gibt es 10 Punkte!

Permalink

9
9/10

Ein wirklich sehr guter Film, der jetzt, 2009, leider noch immer von viel zu wenig Menschen gesehen wurde...

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.