96 Hours - Taken 2

Originaltitel
Taken 2
Land
Jahr
2012
Laufzeit
91 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 9. Oktober 2012

Mit „96 Hours“ begann für Liam Neeson vor gut drei Jahren eine Art zweite Karriere als harter Actiondarsteller. In der Rolle als rot sehender Familienvater und Ex-Agent, der auf der Suche nach seiner Tochter genauso kompromisslos wie brutal vorgeht, konnte der bis daher für dramatische Charakterrollen bekannte Ire überraschen und überzeugen, was sich darin auswirkte, dass er in der Folge mit „Unknown Identity“ und „The Grey“ gleich weiter im Genre blieb, während er dank kleinerer Gastrollen in großen Blockbusterproduktionen wie „Battleship“, „Zorn der Titanen“ oder auch dem letzten „Dark Knight“ zur Zeit auf der Leinwand quasi omnipräsent ist. Da fehlte eigentlich nur noch das Sequel zu dem Film der dieses beeindruckende Comeback eingeleitet hat, und hier ist es auch schon. Zum zweiten Mal schlüpft Neeson also in die Haut des pensionierten CIA-Agenten Bryan Mills und wieder bekommt er es mit einem Haufen wild entschlossener Gangster zu tun, die sowohl ihn als auch seine Familie bedrohen.

Nach den Ereignissen in Paris, wo er seine Tochter Kim (Maggie Grace) aus den Fängen albanischer Mädchenhändler befreit hatte, lebt Bryan Mills (Liam Neeson) unauffällig aber mit stets wachem Auge in Los Angeles. Seiner Tochter gibt er regelmäßig Fahrunterricht und zu seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) entwickelt sich langsam wieder eine echte Annäherung. Das führt schließlich sogar dazu, dass die beiden Frauen ihn bei einem Leibwächterauftrag in Istanbul überraschend besuchen. Doch ausgerechnet hier lauert Murad (Rade Serbedzija) auf ihn, der Vater eines der von Bryan getöteten Verbrecher. Der sinnt zusammen mit einer Schar williger Helfer auf Rache und erkennt nun sogar unverhofft die Gelegenheit, dabei gleich die gesamte Familie zu erwischen. Trotz aller Vorsicht geraten Bryan und Lenore in Gefangenschaft und nur noch Tochter Kim kann ihre Eltern aus der Notlage befreien.

Das hat man nun davon, dass man auf deutscher Verleihseite wieder mal meinte einen „englischen“ deutschen Titel erfinden zu müssen. So wurde aus „Taken“ bei uns „96 Hours“ und das macht nun leider bei der Fortsetzung überhaupt keinen Sinn mehr. Damit der deutsche Zuschauer aber trotzdem den Bezug zum Vorgänger erkennt, heißt dieser Film nun also hierzulande ziemlich holperig „96 Hours – Taken 2“. Sehr schön gelingt es dafür aber auf dem Plakat in einem einzigen griffigen Satz die komplette Handlung des zweiten Aufgusses zusammenzufassen: „Jetzt sind sie hinter ihm her!“. So ist das und obwohl es offensichtlich ist, dass zu dieser Geschichte natürlich ursprünglich gar keine Fortsetzung geplant war und diese allein dem überragenden Kasseneinspiel von „Taken“, äh, „96 Hours“ geschuldet ist, so liefert die Idee der zornigen Hinterbliebenen der Leichenberge aus dem ersten Teil immerhin ein halbwegs plausibles Grundgerüst. Obwohl in seiner Definition von „Gerechtigkeit“ mehr als nur fragwürdig, ergibt sich mit dem wütenden Murad ein Gegenspieler, der mehr Persönlichkeit besitzt als sämtliche Schergen des Vorgängerfilms zusammen.

Der Zuschauer weiß natürlich was kommen und aus dem harmlosen Familienausflug werden wird, und der erfahrene Bryan ahnt es zumindest, weshalb es umso rätselhafter ist, weshalb er Frau und Tochter ausgerechnet zu einem seiner beruflichen Aufträge einlädt. Denn in erster Linie haben es die Männer mit der zweifelhaften Auffassung von „Ehre“ ja auf ihn abgesehen und Bryan darf sich mit Recht verantwortlich fühlen, nun zumindest die beiden Damen erneut herauszuhauen.

Niemand dürfte wohl daran zweifeln, dass er das auch kann, und was sich der erfahrene und gewiefte Fachmann in Sachen „Wie finde ich eine Stecknadel in einer Millionenstadt“ dafür wieder so alles einfallen lässt, bildet zweifellos die Hauptattraktion der Geschichte, sorgt erneut für Staunen und Schmunzeln. „Taken 2“ (die Kurzform sollte nun genügen) ist daher aber auch eher ein kleiner „Gimmick“-Film, der mehr von einem cleveren Hitchcock-Thriller hat als dass er noch dem grimmigen und äußerst gewalttätigen Vorgänger ähnelt, dessen Machart und verortete Selbstjustiz ja auch viele Kritiker die Moralkeule hervorkramen ließ.

Das alles ist leidlich spannend, auch dank der zeitweise vertauschten Rollen von Vater und Tochter, da letztere diesmal auch selbst ran und ihre Eltern aus dem Feuer holen muss. Denn bevor ihr Daddy auf die Idee kommen würde mal einen einheimischen Polizisten um Hilfe zu bitten, erschießt er den lieber (und das ist durchaus wörtlich zu nehmen). Immerhin serviert uns diese unkonventionelle Vorgehensweise aber die vielleicht wildeste Fahrstunde der Filmgeschichte, bei welcher es zudem ausführlich den sehr hübschen und auch noch nicht so oft gesehenen Schauplatz Istanbul zu bestaunen gibt.

„Taken 2“ besitzt aber leider längst nicht mehr die Wucht und Konsequenz des ersten Films, sondern entpuppt sich als nicht mehr als ein netter aber sehr vorhersehbarer Genrebeitrag, an dessen Ende nicht nur der Held, sondern auch der Zuschauer ziemlich müde ist und eigentlich endgültig genug hat. Oh Moment, der Film hat zum Start in den USA mehr als 50 Millonen Dollar eingespielt? An einem Oktoberwochende? Na, dann lasst euch mal was einfallen, liebe Drehbuchautoren...

Bilder: Copyright

6
6/10

Für sich genommen ein routinierter Actionfilm, der zu unterhalten weiss. Ich Vergleich zum genialen Vorgänger allerdings ist dieses Sequel chancenlos unterlegen.

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Stimme mit der Rezension vollkommen überein. So sehr ich den tollen 1. Teil mag, so unnötig und leider auch vollkommen vorhersehbar ist der 2. Teil. Viel Action und rasantes Tempo machen noch lange keine Spannung aus. Muss zugeben, dass ich mich gelangweilt habe, da der Film keine ernsthaften Zweifel aufkommen lässt, dass jemand von der Mills-Familie das Zeitliche segnen könnte.

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8
8/10

für mich genauso gut wie der erste "96 hours" - Film. Action satt, keine moralinsauren Debatten. Ein Mann sieht rot und zieht allein in den Krieg gegen eine Armee - die Besson/Neeson sind die Fortsetzung der "Rambo"-Filme: Ein Mann sieht rot und zieht alle Register. Ich finde es gut, dass die ganzen "Warum-tut-ein-Mensch-sowas"-Debatten abgeschaltet sind, sowas stört in einem Actionfilm nur. Wer eine Kinokarte für einen Film mit Liam Neeson kauft, der weiß zu 100%, was er kriegt. Und das ist mehr, als man von den meisten Filmen sagen kann.

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