Der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses ist offensichtlich ein geradezu ideales Thema für einen Kinofilm. Wenn eine Person nicht mehr weiß, was sie gerade erst getan hat, die Andere (und der Zuschauer) aber schon, dann ist das auf jeden Fall faszinierend, ob man es nun eher ernsthaft und spannend präsentiert wie im genialen "Memento" oder auf spaßige Situationskomik setzt, wie bei der fast genauso genialen Variante "Und täglich grüßt das Murmeltier". Für den letzteren Ansatz entschied man sich - wenig überraschend - beim neuen Film mit Adam Sandler und Drew Barrymore. Der gibt uns diesmal den Tierarzt Henry Roth auf Hawaii und gleichzeitig einen bindungsscheuen "Womanizer", der plötzlich die Liebe seines Lebens trifft, welche seine Gefühle anscheinend auch gleich beim ersten Treffen erwidert.
Umso verblüffter ist Henry, als die süße Lucy am nächsten Tag so tut als kenne sie ihn gar nicht und sich von seinen Avancen sogar belästigt fühlt. Die Erklärung für das merkwürdige Verhalten ist aber geradezu tragisch. Denn seit einem Autounfall vor rund einem Jahr leidet Lucy unter dem Verlust ihres Kurzzeitgedächtnisses und kann keine neuen Erfahrungen mehr speichern. Henry möchte dies jedoch nicht ohne weiteres akzeptieren und wird daher kreativ: Jeden Tag versucht er nun aufs Neue seine Traumfrau zu erobern, manchmal gelingt es ihm und manchmal leider nicht.
Dabei ist es durchaus beruhigend mit anzusehen, dass die beim letzten Mal so erfolgreiche Anmache dann am nächsten Tag plötzlich überhaupt nicht mehr funktioniert - es kommt eben immer auf den speziellen Moment an. Ansonsten muss man dem Einfallsreichtum des verliebten Henry aber Anerkennung zollen, denn der versucht wirklich alles, um bei Lucy einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dass die Chemie zwischen Sandler und Barrymore stimmt, wissen wir ja spätestens seit der "Hochzeit zum Verlieben", und auch diesmal gewinnen die beiden auf Anhieb unsere Sympathien. Die wird dem guten Henry aber von Lucys Familie zunächst verwehrt, denn Vater und Bruder gaukeln der ahnungslosen Tochter schließlich erfolgreich immer wieder den gleichen Tag vor und der plötzlich aufgetauchte Verehrer ist da natürlich ein Störenfried. Dafür haben sie nicht an 350 Tagen hintereinander mit Lucy "The Sixth Sense" angeschaut und jedes Mal bei der Schlusspointe total überrascht getan.
Reichlich gute Gags also, aber natürlich auch wieder die Sandler-typischen Zoten unterhalb der Gürtellinie (oder mit tierischem Erbrochenem). Dabei hätte er bei dieser Geschichte so leicht wie wohl noch nie auf solcherlei Brachial-Humor verzichten können. Und so wird die durchaus bezaubernde, auch für sich schon witzige Liebesgeschichte immer wieder konterkariert von den Auftritten einiger der dümmlichsten Nebenfiguren der an dümmlichen Nebenfiguren nicht eben armen Filmographie von Adam Sandler. Da wird der gute Sean Astin (Sam aus "Herr der Ringe") als alberner Bodybuilding-Bruder verheizt und Rob Schneider gibt eine seiner bekannten affigen Darstellungen als Henrys überkandidelter Kumpel.
Den allerschlimmsten Ausrutscher hat man sich jedoch mit der gnadenlos überzeichneten Witzfigur geleistet, die Henry bei seinem Job assistiert und bei der man dann lustigerweise auch nicht weiß, ob sie Mann oder Frau darstellt. Und bei aller Sympathie für Henrys Eroberungsversuche: Warum er sich dermaßen anstrengt und entgegen allen bisherigen Gewohnheiten diese Frau sofort und für immer haben will, bleibt unerklärt. Zudem führt dieses Verhalten die Charakterisierung seiner Figur zu Beginn des Films ad absurdum, man fragt sich was diese Einführung als rücksichtsloser Frauenvernascher eigentlich sollte, wo sie doch nach nur fünf Minuten keine Rolle mehr spielt.
All diese Kritikpunkte lassen sich aber mit etwas Wohlwollen als "Kleinigkeiten" verschmerzen, wenn auch deren Anzahl bedauerlich ist. Der Gesamteindruck ist trotzdem positiv, und "50 erste Dates" gehört deshalb sicher zu den besseren Adam Sandler-Filmen. Die Grundidee ist nämlich - siehe oben - unverwüstlich gut und trägt über die gesamte Laufzeit. Zudem man sie hier auch wirklich ernst nimmt, denn Lucys Krankheit ist nun einmal unheilbar und diese Aussage gilt. Ob und wie aber trotzdem eine Art "Happy End" noch möglich ist, darf man sich ruhig ansehen.
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