Sie nennen ihn Radio

Originaltitel
Radio
Land
Jahr
2003
Laufzeit
111 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 18. März 2011

 

Das Team Mike Tollin und Brian Robbins hat sich eine nette kleine Nische im amerikanischen Kino gesucht und produziert seit einiger Zeit, neben Dokumentationen fürs Fernsehen, auch für die große Leinwand einen Sportlerfilm nach dem Anderen: "Summer Catch", "Varsity Blues und "Hardball" heißen ihre gemeinsamen Werke der letzten Jahre, bei denen mal der Eine und mal der Andere auf dem Regiestuhl Platz nahm. Und da es laut dieser Aufzählung thematisch 2:1 für Baseball steht, ist diesmal also wieder die andere der sehr amerikanischen Sportarten an der Reihe. Das Football-Drama "Radio" bietet aber zumindest einen besonderen Twist, im Mittelpunkt steht hier nämlich nicht das Geschehen auf dem Platz sondern das direkt daneben und am Rande. Denn "Radio" nennen die Bürger eines verschlafenen Städtchens im South Carolina der sechziger Jahre den geistig behinderten Jugendlichen, der eigentlich James heißt und statt mit anderen zu sprechen meist nur die Geräusche aus dem Radio nachplappert.

Dieser läuft jeden Tag mit einem Einkaufswagen voller Krimskrams durch die Stadt und beobachtet dabei gerne das örtliche Football-Team durch den Zaun. Als die derben Sportler ihn dann eines Tages übel piesacken, greift der beherzte Coach Harold Jones ein und macht den Jungen zum inoffiziellen Maskottchen des Teams. Jones kümmert sich rührend um ihn, auch gegen den anfänglichen Widerstand der Mutter, die ihm erklärt, James sei genau wie alle anderen Jungen, nur eben etwas langsamer. Nicht alle sind begeistert von der ständigen Anwesenheit Radios bei den Spielen des Teams, denn der sorgt dort mit seinem Temperament gelegentlich für Irritationen. Auch die Familie von Harold Jones kann nicht so ganz nachvollziehen, warum der Ehemann und Vater einem Fremden soviel mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Aber der in der Stadt sehr hoch angesehene Coach lässt sich nicht beirren und schafft es schließlich sogar, Radio an der örtlichen Schule unterzubringen.

Viel mehr passiert eigentlich auch gar nicht in der Verfilmung dieser "wahren Geschichte". Der echte Radio ist heute ein "Absolvent ehrenhalber" seiner Heimatgemeinde und läuft noch immer zusammen mit der Footballmannschaft aufs Feld. Eine nette Geschichte also und grundsätzlich ist es ja auch durchaus löblich, diese nicht durch konstruierte Dramatik künstlich aufzublasen. Doch - und jetzt kommt das unvermeidliche "Aber" - so richtig packend und mitreißend ist das alles nicht und für einen interessanten Zwei-Stunden-Film eben etwas wenig.
Der engagierte Coach holt Radio halt immer wieder aus dem Ärger heraus, in den der sich durch seine Naivität hereingeritten hat, er hat ein paar Konflikte mit der Familie, ohne dass sich diese aber zur handfesten Krise ausweiten würden. Und von den Honoratioren der Stadt kommt auch nur so ein bisschen Widerstand gegen die Integration des behinderten Schwarzen in Team und Schule. Das Thema war vor ein paar Jahren sicher ergiebig genug für einen Artikel in "Sports Illustrated", einen abendfüllenden Film hätte man daraus aber nicht unbedingt machen müssen.
Genau diesen Entschluss fasste Mike Tollin jedoch nach dem Studium eben dieses Artikels und da es ihm gelang Namen wie Ed Harris und Cuba Gooding jr. für den Film zu gewinnen, war das Projekt dann quasi ein Selbstgänger. Ed Harris ist denn auch hier so gut wie immer, aber eines muss man auch ganz deutlich sagen dürfen: Cuba Gooding jr. ist eben kein Tom Hanks und "Radio" ist daher auch nicht sein "Forrest Gump". Denn der war doch ein ganz anderes Kaliber, und falls der durchaus sympathische Mime geglaubt hat, mit dieser Rolle nach langer Zeit mal wieder in Richtung "Oscar" schielen zu können (einen für "Jerry Maguire" hat er ja schon zu Hause), so geht diese Rechnung nicht auf. Zu Recht, denn viel mehr als ein schiefes Gesicht zu machen und ein paar mehr oder weniger unverständliche Sätze vor sich hin zu brabbeln muss Gooding jr. hier gar nicht tun, und ob das nun so eine große Leistung ist….

"Sie nennen ihn Radio" ist kein wirklich schlechter Film mit einem allemal ehrenwerten Thema und zudem einer schönen, stimmigen sechziger Jahre Atmosphäre. Mit seiner "Nicht-Geschichte" und ohne auf einen erkennbaren Punkt hinzusteuern, kann man das Werk aber leider nicht ganz vom Vorwurf der "Verbreitung von Langeweile" freisprechen. Dies ist zwar eher eine Ordnungswidrigkeit als eine echte Straftat, wird aber bei uns ebenfalls abgestraft. Im Gegensatz zur Flensburger Sünderkartei führt das hier dann aber lediglich zu einem Mangel an Punkten.

Bilder: Copyright

10
10/10

Hat mich berührt, tolle Schauspieler und eine meisterhafte Leistung von Cuba G.J. Das ist nun mal kein Actionfilm, aber dann wären Filme wie Forrest Gump oder The Green Mile auch gefloppt.
Empfehlenswert.

Sammy

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7
7/10

Film - so lala! Geschmackssache!
Story - bissel wenig Höhepunkte aber dennoch rund.
Tolle Kamera!
Ed Harris immer wieder gut! (Könnte auch ´n Stein in der Wüste spielen, wäre trotzdem ein mega Schauspieler!)
@Homer: dito

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10
10/10

Hier liege ich mal nicht auf der "Wellenlänge" des Kritikers.

Mag auch daran liegen, dass Frauen diesen Film emotionaler sehen.
Ich fand ihn jedenfalls enorm gut!

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10
10/10

Ich Lienbe solche Dramen.. der Film ist einfach TOP !!! man sollte ihn gesehen haben !

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