Memento

Originaltitel
Memento
Land
Jahr
2000
Laufzeit
116 min
Genre
Release Date
Bewertung
10
10/10
von Andreas Berger / 21. Juni 2010

Alle Jubeljahre hat man das Glück, im Kino zu sitzen, sich einen neuen Film anzuschauen und bereits lange vor dem Abspann zu wissen, dass man gerade einen zukünftigen Klassiker sieht. Einen dieser Filme, die wahrscheinlich nicht in der Top Ten der erfolgreichsten Produktionen des Jahres landen werden, über die man aber noch leidenschaftlich diskutieren wird, wenn all die Blockbuster längst vergessen sind. "Reservoir Dogs" war so ein Film. "The Usual Suspects" war so ein Film. "Memento" ist so ein Film.

Wenn das Publikum bei einem Thriller von Anfang an weiß, wie die Geschichte endet, kommt dies normalerweise seinem Todesurteil gleich. Bei "Memento" ist jedoch zum Glück überhaupt nichts normal, denn "Memento" erzählt seine Geschichte rückwärts. Konkret sieht das so aus, dass der Film mit einem Mord beginnt, der in der Chronologie der Story ganz am Ende steht. Die folgende Szene zeigt die Geschehnisse kurz vor diesem Mord. Daraufhin folgt eine Szene, die wiederum zeitlich vor der vorangegangenen Sequenz liegt, und auf diese Weise arbeitet sich "Memento" bis an den ‚Anfang' seiner Geschichte vor, der hier am ‚Ende' des Films steht. Klingt kompliziert? Ist es manchmal auch, doch selten wurde man im Kino für seine Aufmerksamkeit derart reich belohnt wie hier.

Die Abläufe des Films und der in ihm erzählten Geschichte, die ja sonst in den meisten Fällen vollkommen parallel angelegt sind, gegeneinander laufen zu lassen, ist nämlich keineswegs nur ein formales Gimmick, sondern liegt auch in der inhaltlichen Grundidee begründet: Der von Guy Pearce dargestellte Protagonist Leonard Shelby hat nämlich nach einem Überfall, bei dem seine Frau getötet wurde, sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Er weiß zwar noch, wer er ist und dass er den Täter finden und für sein Verbrechen bestrafen will, aber neue Informationen kann sein Gehirn nur für wenige Minuten speichern. Shelby weiß sich jedoch zu helfen: Er fotografiert alle Orte und Personen, die ihm für seine Mörder-Suche wichtig erscheinen, und hält bedeutende Informationen als Tätowierungen auf seinem Körper fest.

Die Tatsache, dass die Hauptfigur der Geschichte sich also zunächst in jeder Szene erst mal wieder neu orientieren muss, erleichtert auch dem Zuschauer den Zugang zu diesem überaus faszinierenden Thriller, der noch so viel mehr ist als spannende Unterhaltung. "Memento" begeistert nicht nur durch seinen Umgang mit den Möglichkeiten des filmischen Erzählens, der in einer derartigen Kühnheit und Konsequenz sonst zumeist nur im Bereich des Kurz- oder Experimentalfilms anzutreffen ist, sondern überzeugt - trotz einiger humorvoller Momente - auch als ernsthafte Reflexion über den unsicheren Wahrheitsgehalt der Bilder, der Erinnerung und der eigenen Wahrnehmung.

Obwohl der Film reichlich Anlass für hochphilosophische Überlegungen bietet, wirkt "Memento" jedoch gar nicht mal so kopflastig, wie nun vielleicht zu vermuten wäre. Bevor man sich als Zuschauer nämlich nach dem Kinobesuch so langsam darüber klar wird, wie viel ‚Food for Thought' einem dieses Ausnahmewerk mit auf den Weg gegeben hat, ist man vollauf damit beschäftigt, dem kunstvoll arrangierten Crime-Puzzle, das der Film mit beinahe schon aufreizender Ruhe Stück für Stück aufdeckt, seine gesamte Aufmerksamkeit zu widmen. Und auch, wenn man im Verlauf der Geschichte des öfteren fälschlicherweise zu ahnen glaubt, wie das Gesamtbild aussehen wird: Der Schluss von "Memento", der eigentlich den Anfang der in ihm erzählten Geschichte darstellt, entwickelt in seiner ganzen coolen Schlichtheit mehr Sprengkraft im Kopf des Zuschauers als die Explosionen aller Sommer-Blockbuster zusammen und gibt gleichzeitig alle modisch-selbstzweckhaften Surprise-Endings der letzten Zeit der Lächerlichkeit preis.

Dass die drei Hauptdarsteller Guy Pearce, Carrie-Anne Moss und Joe Pantoliano ihre im höchsten Maße ambivalent angelegten Figuren meisterhaft verkörpern und dass Christopher Nolan sein fantastisches Script mit einer enorm souveränen und einfallsreichen Inszenierung filmisch angemessen umzusetzen weiß, bleibt bei diesem Film nur als Fußnote anzumerken. "Memento" ist ein so gut wie makelloses Meisterwerk, das nicht nur daran erinnert, wie stark die Realität von der eigenen Wahrnehmung abhängig ist, sondern vor allem auch daran, wie aufregend Kino sein kann.


10
10/10

Ein Wahnsinns-Film !

"Entdeckt" hab ich ihn beim Rumzappen um 1 oder 2 Uhr nachts und kaum hatte ich die ersten 2-3 Minuten gesehen war ich sofort fasziniert. Obwohl ich zugeben muss, dass der Ablauf mich verwirrt hat und ich am Ende etwas ratlos war.

Auf jeden Fall einer der besten und innovativsten Filme die ich je gesehen hab !

Unbedingt ansehen !

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9
9/10

Der Film ist wirklich eine Ausnahmeerscheinung. Das ist sicher. Unter Filmischen Gesichtspunkten ein Juwel.
Allerdings muss ich einfach sagen, dass er nicht 100%ig logisch ist. Vielleicht irre ich mich, aber wenn er wirklich diese Krankheit hat, kann er sich auch nicht daran erinnern das er sie hat. Denn wenn er sie hat, muss er das Wissen das er diese Krankheit hat über einen Arzt mitgeteilt haben bekommen wenn er sie schon hat. Das müsste er dann aber der Logik nach wieder vergessen. Quasi vergisst er sein eingenes Vergessen.
Aber das ist entscheident für die gesamte Handlung. Denn wer so eine Krankheit hat kann sich nichts aufschreiben um die grundlegensten Dinge zu behalten, weil er überhaupt nicht weiß das er es tun muss da er es wieder vergessen wird. Es kommt für so eine Person die gesamte Realität abhanden. Wer mal mit einem Altzheimerpatienten zu tun hatte, weiß was ich meine.
Der Film ist ansonsten aber einfach klasse. Wäre dieses Problem nicht, dann würde ich sagen das is er. Die Nummer 1.

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10
10/10

Eindeutig einer von meinen Lieblingsfilmen neben Fight Club wie man seinen Verstand manipulieren kann nur um nicht der Wahrheit ins Augen sehen zu müssen.Kongeniale Geschichte durch diesen Film bin ich ein riesiger Christopher Nolan Fan geworden der es versteht den Zuschauer in einen Rausch zu versetzen um sich seine Filme immer wieder anzusehen

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10
10/10

Ich habe den Film so verstanden, Sammy ist Lenny, Sammy hat sich sein Alter Ego Lenny geschaffen, ohne "Ihn" würde er die Welt als solches nicht mehr wahr nehmen. "Remember Sammy Jenkis" das sagt alles, er soll sich an sich selbst erinnern, Lenny ist der einzige Ausweg den Sammy hat,um sich selbst und damit die Wahrheit zu finden.

Geniale Story die 10 Punkte verdient

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8
8/10

Jetzt kommt mal wieder auf den Teppich hier... Der Film ist nur exakt halb so clever wie er tut... Was nichts daran ändert dass man ein oder zwei mal ein riesen Spaß hat ihn zu gucken... Und Filmhistorisch gesehen mag er auch was besonderes bleiben... Aber viel zu diskutieren gibts bei der Story letztlich nun nicht! Geschickte Sache die Story wirr und teilweise von hinten nach vorne aufzubauen...letztlich aber ein simples Stilmittel der aus einer guten Story einen scheinbaren Geniestreich macht...
Trotzdem natürlich sehr sehenswert...zumindest 1x...

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10
10/10

Der Film ist ganz klar ein Klassiker, aber ich möchte auf etwas anderes hinweisen, was mir zufällig beim 2ten durchgang des Films aufgefallen ist...

...In einer Szene (vergessen in welcher Filmminute) erklärt Lenny, Sammys werdegang und in einer Rückblende sieht man Sammy in der Anstalt, wie er vorbeigehende Personen anlächelt...und dann für einen kurzen Augenblick (als gerade die Sicht wieder frei wird)...Schaut mal wer da in die Kamera lächelt (wo vorher Sammy war)...hilft dem einen oder anderen vielleicht beim spekulieren ;)

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10
10/10

Hallo Leude!

Man hab ich herumgerätselt. Dann hab ich mir eure Kommentare (mit großer Freude) durchgelesen-und? -immer noch nicht schlauer.Also:
Gleich nochmal angucken....Und?- etwas schlauer aber noch immer nicht recht befriedigent. Dann hab ich diesen Link entdeckt: http://www.zelluloid.de/filme/kritik.php3?id=2297&tid=6611
Und?-Heureka, ich habs gefunden. Also diese "Auflösung" lässt für mich (fast;) keine Fragen mehr offen. Ich hoffe sie ist auch dem einen oder der anderen von Nutzen.
Nun ist es erst recht ein großartiger Film - endlich mal sinnvolle als auch sinnhinterfragende SPITZENUNTERHALTUNG!!!!

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