Fair Game

Originaltitel
Fair Game
Land
Jahr
2010
Laufzeit
105 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Simon Staake / 27. Januar 2011

 

 Mit Fair Play hat "Fair Game" wenig zu tun, mit den Machtspielen der politischen Elite, die in Kriegszeiten auch an der Heimatfront betrieben werden, schon viel mehr. Der gleichnamige Titel der Memoiren von Valerie Plame, die dem Film zugrunde liegen, bezieht sich viel mehr auf ein Zitat des ehemaligen Chef-Beraters von Präsident George W. Bush, Karl Rove, der sagte, Plame sei "fair game" (etwa: zum Abschuss freigegeben) in den Versuchen des Weißen Hauses, ihren Ehemann Joe Wilson zu diskreditieren. Das alte Shakespeare-Sprichwort sagt, in der Liebe und im Krieg sei alles erlaubt, aber die Konsequenzen der Aktionen der engsten Mitarbeiter von George Bush im Frühjahr 2003 suchten trotzdem ihresgleichen. Dass eine Regierung eine eigene Agentin opfert, um ihren Regime-kritischen Ehemann zu diskreditieren, ist im Wortsinne unerhört. Wie es dazu kam, dass die Identität der in geheimen Undercoveraktionen aktiven CIA-Agentin Plame (Naomi Watts) an eine Zeitung weitergegeben wurde und was dies mit ihrem Mann (Sean Penn), einem ehemaligen Berater der Clinton-Regierung zu tun hat, davon erzählt "Fair Game".

Unter der Ägide von Doug Liman beginnt "Fair Game" um Plames Alltag zu beleuchten als Agententhriller, wandelt sich dann im Rahmen ihrer Enttarnung zum Politthriller und schließlich, als die Konsequenzen der Enthüllung und Wilsons Rolle darin ihren Tribut fordern, zum Familiendrama. Und während Liman ja als Regisseur von "Die Bourne Identität" mit ersterem ja durchaus Erfahrung hat, beweist er sich auch in den letzteren Gebieten als souveräner Regisseur, der einen erwachsenen Film abliefert, der von zwei herausragenden Darstellern getragen wird.
Watts und Penn haben ja schon zusammen in "21 Gramm" gespielt und dabei sehr gut miteinander harmoniert, und sie tun dies auch hier. Naomi Watts beweist nachhaltig, warum sie eine der besten Schauspielerinnen der letzten Dekade ist, und Sean Penn nimmt sich - von dem einen oder anderen Wutausbruch abgesehen - als Joe Wilson angenehm zurück.
Jetzt mag sich natürlich die Mehrheit denken: Penn, der alte Linke und ein Film, der die Bush-Regierung und ihre unlauteren Methoden rund um den Irakkrieg offenlegt - das passt ja wie die Faust aufs Auge. Tut es natürlich, und da der Film auf Plames und Wilsons Memoiren beruht, ist auch klar, wie hier die Sympathien verteilt sind. Aber Liman ist schlau genug, um ein fußstampfendes, Schaum-vor-dem-Mund-tragendes Pamphlet zu vermeiden. Der Film trägt seine Interpretation der Geschehnisse vor, ohne Tangenten wie eine Kritik am Irakkrieg zu sehr in den Vordergrund zu stellen.

Die Einteilung in drei Akte mit verschiedenen Schwerpunkten macht Sinn: Die Einsätze, bei denen wir Plame zu Anfang sehen, verdeutlichen die Schwierigkeit eines Doppellebens als Agentin und geben Liman ein paar Möglichkeiten, mit Action- und Spannungselementen zu arbeiten, die der Film anderweitig natürlich nicht hergibt. Logischerweise ist der Großteil des Films eben doch gefüllt mit Leuten, die mehr oder weniger aufgeregt miteinander sprechen. Allerdings ist das mit dem Erzählrhythmus so eine Sache, da der Film eben bis zur Hälfte seiner Laufzeit mit der entscheidenden Storywendung warten muss und daher in manchen Momenten am Anfang etwas ziellos wirkt.
Die Wandlung von den politischen zu einer privaten Ebene im Schlussteil ist dagegen wichtig und sinnvoll, vertieft sie doch die Charaktere des Ehepaars abseits ihrer öffentlichen Persönlichkeiten und zeigt, dass die Plames Enttarnung folgenden Krisen zu einem Großteil auch aus den Charakterzügen der beiden entstehen, deren stures Festhalten an dem, was sie glauben, auch zur Gefahr für die gemeinsame Ehe werden kann.

Wie sehr der normale Zuschauer - und gerade der deutsche, der von der Plame-Affäre ja eher weniger mitbekommen hat - von dem hier Dargestellten nun bewegt wird oder dies alles spannend findet, hängt sicherlich davon ab, welche Erwartungen man dem Film entgegen bringt. Es ist kein Spannungskino im klassischen Sinne und die zentrale Affäre ist ja auch eher eine Fußnote der Geschichte. "Fair Game" bietet aber dennoch eine exzellent dramatisierte Aufarbeitung eines auch nach erst sieben Jahren schon historischen Vorfalls - nicht mehr und nicht weniger. Und zwei Ausnahmekönnern wie Watts und Penn bei der Arbeit zuzusehen, ist hier sowieso allemal das Kinoticket wert.

Bilder: Copyright

7
7/10

Super Film. Lief bei uns nur eine Woche. Schande das!

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