Als Danny Boyle vor ein paar Jahren in seinem erfolgreichen Schocker "28 Days later" eine Horde aggressiver, von einem Virus befallener Menschen auf den Rest ihrer Spezies losließ, verwiesen Kenner der Materie wissend darauf, dass dies doch aber keine echten "Zombies" waren und man sie daher doch bitte auch nicht so nennen möge. Mit den langsam stapfenden Untoten des Altmeisters George A. Romero hätten diese Geschöpfe demnach genauso wenig zu tun, wie die flotten Wadenbeißer aus dem "Dawn of the Dead"-Remake und überhaupt seien die Romero-Zombies nach wie vor die einzig wahren. Doch während sich der Gottvater des Genres spätestens(und zwar allerspätestens) mit seinem letzten Werk "Survival of the Dead" in repetive, nur noch wenig Wirkung hinterlassende Gefilde verabschiedet hat, kommt mit "The Crazies" nun ein sehr gelungener Artverwandter in die Kinos. Der handelt ebenfalls von durch einen Virus zu bedrohlichen Bestien mutierenden Menschen, die innerhalb kürzester Zeit aus einer beschaulichen Kleinstadt einen Ort des Grauens und der Verwüstung machen. Mr. Romero dürfte allerdings gegen diese Variante wenig einzuwenden haben - stammt die Idee doch ursprünglich von ihm.
Denn zwischen seinen beiden unumstrittenen Meisterwerken "Die Nacht der lebenden Toten" und dessen indirekter Fortsetzung "Zombie - Dawn of the Dead" drehte der Fachmann für faulige Gesellen noch zwei kleinere, relativ unbeachtete Filme, die zu ihrer Entstehungszeit kaum jemand gesehen hat. Das war zum einen das psychologische Drama um den Möchtegern-Vampir "Martin" und zum anderen der auch nur mit einem sehr kleinen Budget realisierte Thriller "The Crazies", der auf recht simple und plakative Weise gegen "böse" und verantwortungslose Militärs und Wissenschaftler zu Felde zog.
Diese immer gern genommenen grauen Eminenzen sind zwar letztlich auch für das Grauen verantwortlich, welches nun in der Neuverfilmung die Kleinstadtbewohner heimsucht, aber das findet nur am Rande Erwähnung und bietet lediglich die von vielen sicher gewünschte, halbwegs plausible Erklärung für die Geschehnisse. Ansonsten dienen Militärs und Ärzte hier aber vornehmlich als anonyme und meist gesichtslose Masse, die praktisch nicht mit den Betroffenen und Verängstigten kommuniziert - was die Atmosphäre nur noch unheimlicher und wirkungsvoller macht. Es scheint nämlich keinen wirklichen Ausweg zu geben für die Einwohner von Ogden Marsh im mittleren Westen der USA. Als einer der Ihren Amok und mit einer Schrotflinte aufs Baseballfeld lief, schien das zunächst noch ein unerklärlicher Einzelfall zu sein. Doch sehr schnell stellen der örtliche Sheriff David Dutton (Timothy Olyphant, "Hitman") und dessen Frau, die Ärztin Judy "(Radha Mitchell, "Silent Hill") fest, dass sich die seltsamen Vorkommnisse häufen. Bald sind die "Crazies" überall, die Nationalgarde rückt an und geht brutal sowohl gegen die Infizierten als auch die Gesunden vor. Zusammen mit Judys nicht allzu heller Mitarbeiterin Becca (Danielle Panabaker) und dem lakonischen Deputy Russel (Joe Anderson, "Amelia") bleibt dem bisher noch verschont gebliebenen Paar nur die Flucht.
Nicht schlecht. Wofür andere Filme die gesamte Spielzeit brauchen, das erledigen Regisseur Breck Eisner und sein Team mal eben in der ersten halben Stunde. Da sind wir nämlich nicht nur bereits von den ersten beunruhigenden Anzeichen bis zur Epidemie vorgedrungen, sondern da wurde auch schon die gesamte Ortschaft in eine Art Endzeithölle verwandelt und die erwähnten "gesichtslosen Regierungsschergen" haben bereits gewaltige Internierungslager errichtet. Für unser couragiertes Quartett geht es dann aber erst richtig los, es wird auf seinem eher ziellosen Weg noch diverse Hoffnungsschimmer und Rückschläge erleiden. Die Umgebung wird dabei immer düsterer und beklemmender werden, und der eine oder andere der vier wird sich positiv oder unangenehm durch bisher unbekannte Charaktereigenschaften hervor tun.
Timothy Olyphant gibt dabei den unzweifelhaften Anführer ziemlich straight, ohne jedoch übertrieben machohaft und makellos zu agieren. Als heimlicher Star entpuppt sich aber Joe Andersons Hilfssheriff Russel, bei dem man nie sicher sein kann, ob er denn nun eine nützliche Hilfe oder doch eher eine latente Bedrohung darstellt. Das Budget war auch für diese Neuverfilmung nicht allzu üppig (worüber man sich nach Eisners 150 Millionen Dollar-Flop "Sahara" auch nicht wundern muss), es wird aber effektiv genutzt und eingesetzt. Der Film sieht gleichzeitig gut und etwas "dreckig" aus und das passt dann schon.
Auch wenn die "Crazies" das Tempo dann doch nicht ganz halten können und daher im letzten Drittel gelegentlich ein ganz klein wenig durchhängen, so haben wir hier doch alles in allem einen spannenden und knackigen Genrefilm vorliegen, der zwar keine echte "Message" auf dem Herzen hat, an dem es aber trotzdem nur wenig rum zu mäkeln gibt. Besser und interessanter als die letzten "Originalwerke" eines George A. Romero ist das Ganze nämlich auf jeden Fall.
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