Nun ist er also doch noch über uns gekommen. Nachdem der wilde Kämpfer mit Namen "Machete" jahrelang nur im Kopf von Robert Rodriguez umherspukte und sich dann in Form eines sehr stylischen Fake-Trailers im Rahmen des "Grindhouse"-Projekts erstmalig der Öffentlichkeit präsentierte, führte irgendwann wohl kein Weg mehr daran vorbei, dem ewigen Nebendarsteller Danny Trejo im stolzen Alter von 66 Jahren noch eine große Hauptrolle zu spendieren. Da der Star also eigentlich keiner ist und zudem auch nur im inneren Kreis der Filmfreaks einen gewissen Namen hat, stellt man ihm dafür gleich eine ganze Armada an prominenten Gaststars in zum Teil höchst absurden Rollen zur Seite.
Wie zum Beispiel der altgediente, aber nicht unbedingt ruhmreiche Action-Hüne Steven Seagal, der dem aufrechten Agenten der Bundespolizei namens Machete gleich zu Beginn nicht nur seinen gewaltigen Körperumfang sondern auch ein paar ziemlich brutale Killer in den Weg stellt und dessen Familie tötet. Doch Machte überlebt, hängt seinen Job an den Nagel und verdingt sich Jahre später in Texas als einfacher Hilfsarbeiter. Als er dabei jedoch ins Blickfeld des rücksichtslosen Geschäftsmannes Booth (Jeff Fahey) gerät, ist Machete bald wieder mittendrin im Kugelhagel.
Er erhält den Auftrag, den schmierigen und rassistischen Senator McLaughlin (Robert De Niro) zu liquidieren, doch steht der unter den Schutz des noch viel rassistischeren Von (Don Johnson), der mit seiner Privatarmee munter ganz eigene Grenzkontrollen vornimmt. An seiner Seite hat Machete dafür aber bald zwei engagierte Damen, die Einwanderungsbeamtin Sartana (Jessica Alba) und die Aktivistin und Revoluzzerin Luz alias "She" (Michelle Rodriguez). Warum dann auch noch Lindsay Lohan als dauerbekiffte und meist nackte Nonne über die Leinwand torkelt, lässt sich hier allerdings nicht in aller Kürze erklären.
Was man erwarten durfte und auch bekommt: Überdrehte und coole Figuren, völlig überzogene Gewaltorgien mit Splatter-Effekten und eine lakonische, hitzig aufgeladene Atmosphäre im Stil der Rodriguez-Werke "Desperado" oder "From Dusk till Dawn". Was man nicht unbedingt erwarten konnte, aber ebenfalls mitgeliefert wird: Eine trotz all der grotesken Elemente zwischenzeitlich gar nicht mal so unintelligente Geschichte mit einigen Seitenhieben und Kommentaren auf die aktuelle amerikanische Einwanderungspolitik.
Letzteres kommt also ein wenig überraschend, bereichert aber auf jeden Fall den Film um eine interessante Note. Die Gefahr, dass eine nette Idee für einen dreiminütigen Trailer nicht unbedingt auch einen brauchbaren abendfüllenden Spielfilm ergibt, wird auch durch diesen Aspekt relativ mühelos umschifft und der offensichtlich vorhandenen Befürchtung, dass ein seine Machete schwingender Danny Trejo keinen ganzen Film tragen kann, entgeht man elegant durch die aufgeführte Riege an namhaften Co-Stars.
Robert Rodriguez muss eine sehr einnehmende und überzeugende Art besitzen, wenn es ihn tatsächlich gelingt einen Robert De Niro dazu zu bringen, einfach mal völlig gewissenlos und mit perverser Freude ein paar illegale mexikanische Einwanderer über den Haufen zu schießen, oder eine Lindsay Lohan dazu, sich selbstironisch mit Drogen zugedröhnt und barbusig ins Bild zu setzen. Aber auch Herr Trejo macht seine Sache gut, trägt nicht nur die zermürbte Erlebnislandschaft, die sich bei ihm Gesicht nennt, durch die Gegend und sondert dabei ein paar Oneliner der Marke "Machete schreibt keine SMS" ab. Nein, er kriegt etwas überraschend dazu auch noch die schärfsten Weiber ins Bett und beweist damit, dass Männlichkeit offensichtlich meilenweit über Schönheit siegt.
Auch wenn man viele Stilelemente natürlich schon aus anderen, ähnlichen Werken dieses Regisseurs kennt, so machen sie doch in dieser Kombination einmal mehr eine Menge Spaß, auch wenn sich im letzten Drittel dann eine gewisse Ermüdung einstellt, der finale Showdown nicht ganz so überzeugen kann wie der Rest des Films und dieser auch allgemein ein paar Minuten zu lang geraten ist. Aus der kleinen Idee "Machete" hat man aber allemal das Maximum rausgeholt und das dürfte es dann wohl auch schon wieder gewesen sein, mit der Karriere als Haupt- und Titelfigur für den guten Danny Trejo. Denn für eine ganze Serie von Filmen taugt das Konzept ja nun wirklich nicht. Oder etwa doch?
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