The American

Originaltitel
The American
Land
Jahr
2010
Laufzeit
99 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 31. Oktober 2010

 

Er heißt Jack, ist Amerikaner und ein Meister seines Fachs. Als Auftragskiller und Waffenbauer arbeitet er präzise, unauffällig und effektiv. Dass ihn andere aufspüren und überraschen, darf dabei eigentlich nicht vorkommen und als es doch geschieht, wirft es ihn erstmal aus der Bahn. Der von seinen Auftraggebern organisierte Rückzug in ein noch unauffälligeres italienisches Bergdorf ist die logische Konsequenz, doch hier wächst in Jack langsam der Wunsch, endgültig einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben zu ziehen und auszusteigen. Eine nicht unwichtige Rolle spielt dabei seine Beziehung zur Prostituierten Clara. Doch werden diejenigen, die im Hintergrund die Fäden ziehen Jack wirklich einfach so gehen lassen?

So kernig und entschlossen wie uns George Clooney auf dem Filmplakat mit der Pistole in der Hand begegnet, scheint eigentlich alles klar zu sein: Ein rasanter Actionthriller im Stile der erfolgreichen Bourne-Trilogie, diesmal mit dem schicken Frauenschwarm in der Hauptrolle ist angesagt. Wer sich vom Plakat aber nicht täuschen lässt, sondern mal kurz nachdenkt, dürfte aber schnell stutzig werden: Sollte sich ausgerechnet George Clooney, Hollywoods berüchtigter "Gegen-den-Strom-Schwimmer" tatsächlich nochmal für so einen gradlinigen Reißer interessieren und hergeben? Der Mann dreht doch seit Jahren nur noch seine ganz eigenen, wahlweise leicht schrägen ("Männer, die auf Ziegen starren", "Burn after Reading") oder sehr persönlichen ("Up in the Air", "Good Night, and good Luck") Filme. Und hinter der Kamera Anton Corbijn, der Meister des grobkörnigen Musikvideos und gefeierte Fotograf mit seiner zweiten Regiearbeit nach dem von der Kritik sehr positiv aufgenommenen "Control"? Da kann doch was nicht stimmen.
Tut es auch nicht, denn in der Tat handelt es sich bei "The American" um einen sehr ruhigen und zurückhaltenden Film, der praktisch nichts mit der üblichen Genreware aus Hollywood gemein hat. Um eine kleine Charakterstudie, die ohne den Namen Clooney kommerziell auch kaum zu vermarkten wäre. So jedoch reichte es dann immerhin am Startwochenende für den Spitzenplatz im amerikanischen Box Office und daher wissen nun ein paar Amerikaner mehr wie es in den hintersten Winkeln des alten Europa zugeht, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Wie man es von ihm erwarten darf, gelingen Corbijn gleich eine ganze Reihe wunderschöner, melancholischer und tieftrauriger Bilder. Dazu trägt natürlich die malerische Kulisse des Bergdorfes bei, aber auch die Art wie er seine Figuren filmt oder gelegentlich in verwaschenen Zeitlupenaufnahmen in Szene setzt.

Die Ausstattung seiner Charaktere bleibt dagegen karg. Nur das Nötigste bzw. fast gar nichts weiß und erfährt man über das bisherige Leben des "American", seine Motive, seinen Antrieb. Einsam bastelt er an seinen Präzisionsgewehren, ständig darauf bedacht nicht aufzufallen und vorsichtig/misstrauisch seine Umgebung beäugend. Doch im Gegensatz zu seinen bisherigen Gewohnheiten lebt der einsame Wolf nicht vollkommen isoliert, sondern knüpft zunächst zaghaft einige Verbindungen an seinem neuen Wohnort. Die Gesprächsangebote des neugierigen Pfarrers sind zwar aufdringlich, doch Jack nimmt sie schließlich an und lässt sich auf Plaudereien beim Wein ein. Bei den Besuchen im örtlichen Bordell belässt er es nicht beim schnellen Sex, sondern entwickelt ein persönliches Verhältnis zu einem der Mädchen.
Ohne es offen auszusprechen wird so der Wunsch deutlich, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und endlich Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Dass der Zuschauer Jack erst in dieser Situation kennenlernt und darüber, wie er bisher gelebt hat, so gut wie nichts erfährt, macht es nicht eben einfach einen emotionalen Zugang zu dieser Figur zu finden, und es ist eine gemeinsame Leistung Corbijns und Clooneys durch kleine Blicke, Gesten und Bilder eine Stimmung zu erzeugen, die dafür sorgt, dass man dem Schicksal dieses Mannes zumindest nicht völlig gleichgültig gegenüber steht.

Karg und kühl bleibt der Film über weite Strecken aber trotzdem und bedient sich einer formalen Strenge, welche die Figuren lieber zwei Worte zu wenig sagen lässt als auch nur eines zuviel. Die musikalische Untermalung durch den Corbijn-Spezi Herbert Grönemeyer, (der schon in "Control" eine kleine Rolle übernahm) ändert daran ebenfalls nichts, denn Grönemeyer liefert einen eher unauffälligen und unaufdringlichen Instrumentalscore ab. Das wirklich bedauerliche an "The American" ist jedoch, dass Corbijn in seiner Konzentration auf Stil und Form der Geschichte selbst nur sehr wenig Aufmerksamkeit zollt und dem schon hundert Mal durchgekauten Plot vom aussteigewilligen Auftragskiller kein einziges neues oder originelles Element hinzufügt.
Dass so ein Vorhaben nie einfach so akzeptiert wird und man sich von nun an vor allem vor den eigenen Freunden und Kollegen in acht nehmen muss? Geschenkt. Dass man sich aber auch für das nun wirklich abgegriffene Klischee von der Nutte mit dem goldenem Herzen, mit welcher der Held gemeinsam ein neues Leben beginnen möchte, nicht zu schade war, ist eigentlich nicht zu verzeihen. "Nur noch schnell diesen einen letzten Auftrag erledigen und dann sind wir frei" - man weiß, wie das dann für gewöhnlich ausgeht und es sei verraten, dass "The American" da bis zum Schluss absolut überraschungsfrei bleibt.

Nicht dass einen das alles dann am Ende immer noch völlig kalt lassen würde, denn dafür spielen alle Beteiligten viel zu gut auf der Klaviatur der, genau: Stimmungen und Bilder. Trotz aller visuellen und formalen Schönheit bleibt dann aber aufgrund der absolut konventionellen und vorhersehbaren Geschichte leider ein weiteres Gefühl zurück: Das der leichten Enttäuschung.

Bilder: Copyright

5
5/10

Stimme der Kritik größtenteils zu: nach recht furiosem Auftakt, der einiges erwarten lässt (damit meine ich nicht die "Action", sondern die kompromisslose Grundhaltung), plätschert der Großteil des Filmes etwas zu zurückhaltend und überrauschungsarm dahin.
Die Wortkargheit soll vielleicht an Sergio Leone angelehnt sein (was auch durch ein bestimmte Szene deutlich nahegelegt wird), allerdings fehlt hier die knisternde Spannung und die epochale Dramatik des Vorbildes.
Auch wenn man froh ist, mal kein Standard-Hollywood Action-Kino vorgesetzt zu bekommen, ist spätestens der "Showdown" sowohl in puncto Dramatik als auch Emotionalität schlicht enttäuschend.

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Produzenten aufgepasst: Ich spreche hiermit ein Auftragskiller-zieht-sich-aus-dem-Geschäft-zurück-Verfilmungsverbot für die nächsten 50 Jahre aus! Das gilt auch für eine 3D-Version! Haltet euch dran, sonst steig ich in ein solches Geschäft ein!

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8
8/10

Obwohl mich Starkino eher abschreckt, war ich sehr angetan.
Es war schön mal wieder einen ruhigen, spannenden Film zu sehen, der ohne aufwändige Special Effects punkten kann.
Clooney als kaltem und doch fragilem Waffenmeister und Killer zuzusehen war eine Freude.
Nach Jolie schon wieder ein "Superstar", der mich angenehm überaschen konnte.
Schön tragisch.

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8
8/10

Das einzige, was mich genervt hat, war die Autowerbung. Wirklich tragisch, dass offenbar kein Film mehr gedreht werden kann, ohne ein zwei unpassend glänzende Fahrzeuge und den unmerklich verzögerten Schwenk über die Szenerie, die das Herstellerlogo für (nervige) Sekundenbruchteile länger im Aufmerksamkeitsbereich des Zusehers belässt als eigentlich nötig. Was waren das für schöne Zeiten, als sich die Hauptdarsteller einfach nur hin und wieder eine Kippe angesteckt haben...

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5
5/10

Ein subtiler, gut fotografierter Thriller dem leider eine vollkommen einfallslose Handlung gegenübersteht. Da kann auch ein charismatische Clooney nichts mehr ausrichten.

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4
4/10

wieder einer solcher filme, die kein mensch braucht. ich verstehe nicht, warum um diesen film soviel trouble gemacht wird.

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Irgendwie mag ich keine reinen "Ein Amerikaner ist in einem anderen Land"-Filme. Nur unbekannte, uninteressante Darsteller neben der Hauptperson. Das ganze sieht fast immer "fremdartig" aus, was ja nicht pauschal "schlecht" bedeuten müsste, es aber meistens ist. Ohne Clooneys Bildschirmpräsenz könnte man EINEN Stern geben - für den guten Willen. Dieser Film ist durchweg langatmig, teils öde, mit ein paar spannenden Ausnahme-Szenen. Die gesamte Spieldauer wartet man irgenwie darauf, um was es jetzt konkret gehen soll - vergeblich. Für mich ist Clooneys Charakter auch nicht in erster Linie Auftragskiller, sondern Waffenbauer FÜR Auftragskiller. Clooneys private Leidenschaft für Italien in allen Ehren, aber das hier lohnt sich nicht.

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5
5/10

Also irgendwie war das wie "Limits of Control", nur eben mit einem schon tausendmal gesehenem Plot und wegen der Parallelen in der Ästhetik der beiden Filme auch deswegen zusätzlich enttäuschend. The American wirkt leider wie ein farbloser Abklatsch.

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8
8/10

Den Film gibt es eh nur, weil George Clooney auf Italien steht. Die diversen Zitate aus Spaghetti-Western waren doch nicht schlecht.

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