Er heißt Jack, ist Amerikaner und ein Meister seines Fachs. Als Auftragskiller und Waffenbauer arbeitet er präzise, unauffällig und effektiv. Dass ihn andere aufspüren und überraschen, darf dabei eigentlich nicht vorkommen und als es doch geschieht, wirft es ihn erstmal aus der Bahn. Der von seinen Auftraggebern organisierte Rückzug in ein noch unauffälligeres italienisches Bergdorf ist die logische Konsequenz, doch hier wächst in Jack langsam der Wunsch, endgültig einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben zu ziehen und auszusteigen. Eine nicht unwichtige Rolle spielt dabei seine Beziehung zur Prostituierten Clara. Doch werden diejenigen, die im Hintergrund die Fäden ziehen Jack wirklich einfach so gehen lassen? So kernig und entschlossen wie uns George Clooney auf dem Filmplakat mit der Pistole in der Hand begegnet, scheint eigentlich alles klar zu sein: Ein rasanter Actionthriller im Stile der erfolgreichen Bourne-Trilogie, diesmal mit dem schicken Frauenschwarm in der Hauptrolle ist angesagt. Wer sich vom Plakat aber nicht täuschen lässt, sondern mal kurz nachdenkt, dürfte aber schnell stutzig werden: Sollte sich ausgerechnet George Clooney, Hollywoods berüchtigter "Gegen-den-Strom-Schwimmer" tatsächlich nochmal für so einen gradlinigen Reißer interessieren und hergeben? Der Mann dreht doch seit Jahren nur noch seine ganz eigenen, wahlweise leicht schrägen ("Männer, die auf Ziegen starren", "Burn after Reading") oder sehr persönlichen ("Up in the Air", "Good Night, and good Luck") Filme. Und hinter der Kamera Anton Corbijn, der Meister des grobkörnigen Musikvideos und gefeierte Fotograf mit seiner zweiten Regiearbeit nach dem von der Kritik sehr positiv aufgenommenen "Control"? Da kann doch was nicht stimmen. Die Ausstattung seiner Charaktere bleibt dagegen karg. Nur das Nötigste bzw. fast gar nichts weiß und erfährt man über das bisherige Leben des "American", seine Motive, seinen Antrieb. Einsam bastelt er an seinen Präzisionsgewehren, ständig darauf bedacht nicht aufzufallen und vorsichtig/misstrauisch seine Umgebung beäugend. Doch im Gegensatz zu seinen bisherigen Gewohnheiten lebt der einsame Wolf nicht vollkommen isoliert, sondern knüpft zunächst zaghaft einige Verbindungen an seinem neuen Wohnort. Die Gesprächsangebote des neugierigen Pfarrers sind zwar aufdringlich, doch Jack nimmt sie schließlich an und lässt sich auf Plaudereien beim Wein ein. Bei den Besuchen im örtlichen Bordell belässt er es nicht beim schnellen Sex, sondern entwickelt ein persönliches Verhältnis zu einem der Mädchen. Karg und kühl bleibt der Film über weite Strecken aber trotzdem und bedient sich einer formalen Strenge, welche die Figuren lieber zwei Worte zu wenig sagen lässt als auch nur eines zuviel. Die musikalische Untermalung durch den Corbijn-Spezi Herbert Grönemeyer, (der schon in "Control" eine kleine Rolle übernahm) ändert daran ebenfalls nichts, denn Grönemeyer liefert einen eher unauffälligen und unaufdringlichen Instrumentalscore ab. Das wirklich bedauerliche an "The American" ist jedoch, dass Corbijn in seiner Konzentration auf Stil und Form der Geschichte selbst nur sehr wenig Aufmerksamkeit zollt und dem schon hundert Mal durchgekauten Plot vom aussteigewilligen Auftragskiller kein einziges neues oder originelles Element hinzufügt. Nicht dass einen das alles dann am Ende immer noch völlig kalt lassen würde, denn dafür spielen alle Beteiligten viel zu gut auf der Klaviatur der, genau: Stimmungen und Bilder. Trotz aller visuellen und formalen Schönheit bleibt dann aber aufgrund der absolut konventionellen und vorhersehbaren Geschichte leider ein weiteres Gefühl zurück: Das der leichten Enttäuschung. |
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