Dann eben doch nicht. Nach dem erfolgreichen Start von "Shrek, der Dritte" vor drei Jahren hatte Dreamworks-Oberboss Jeffrey Katzenberg noch angekündigt, dass man noch zwei weitere Filme mit dem großen grünen Oger realisieren wolle, der immerhin der erste und nach wie vor größte Hit der Dreamworks Animationsschmiede war. Nun ist der vierte Teil da, und es wird nachdrücklich betont, dass dies nun das definitiv letzte Shrek-Kinoabenteuer sein werde. Ist vielleicht auch besser so. Denn während man vor drei Jahren noch behauptet hat, man hätte eine große, runde Entwicklungsgeschichte für Shrek zu erzählen, die für fünf Filme reichen wird, zeigt nun bereits Teil Vier deutliche Ermüdungserscheinungen, sowohl was seine erzählerische Frische als auch den Spaßfaktor betrifft, der bei "Shrek" bisher immer der Erfolgsgarant war.
Nach der Geburt des ersten Nachwuchses am Ende von Teil Drei ist Shrek mit seiner Fiona nun im Familienalltag angekommen: Drei kleine Bälger wollen jeden Tag gefüttert, gewickelt und bespaßt werden, zwischendurch kommen die alten Freunde Esel, Drache und gestiefelter Kater vorbei, und für die Bewohner des Märchenlandes Weit Weit Weg, die sich einst einmal so vor Shrek gefürchtet haben, ist er zu einer harmlosen Touristenattraktion verkommen. Und bei der Aussicht, dass das nun für immer so weitergehen wird, spürt Shrek durchaus die Sehnsucht, wie schön es wäre, wenn wenigstens für einen Tag alles so wäre wie früher. Mit diesem Wunsch wird Shrek ein bereitwilliges und ahnungsloses Opfer vom hinterhältigen Rumpelstilzchen, das es auf die Macht im Königreich abgesehen hat und dank Shreks vorschneller Unterschrift unter einem magischen Vertrag die Vergangenheit an entscheidender Stelle ändern kann. Und so findet sich Shrek auf einmal in einer ganz anderen Welt wieder, in der er Fiona nie kennengelernt hat und das Rumpelstilzchen das Königreich wie ein fieser Diktator beherrscht. Und Shrek hat nur bis zum nächsten Sonnenaufgang Zeit, um das alles wieder in Ordnung zu bringen….
Die Moral von der Geschicht' ist offensichtlich: Man weiß nicht zu schätzen, was man hat, bis man es verloren hat. So darf Shrek hier nun also lernen, dass das in Teil Drei erworbene Familienglück auch tatsächlich das große, endgültige und abschließend erstrebenswerte Glück ist - und nach dieser Erkenntnis kann erzählerisch nun in der Tat eigentlich nichts mehr kommen. Brauch es auch nicht, denn angesichts dieses vierten Films scheint aus dem Shrek-Universum endgültig die Luft raus zu sein.
Das betrifft vor allem den Spaß-Faktor: Wurde man in den Vorgängerfilmen noch mit einem grandiosen Dauerfeuer an kleinen und großen Gags zugedeckt, wird dieses rasante Einfallsreichtum hier schmerzlich vermisst. Komisch ist der Film natürlich immer noch, doch insgesamt geht die Lacherquote deutlich zurück, was auch durch die doch recht ernsthaft erzählte Geschichte bedingt ist, denn wenn es um existenzielle Bedrohung und den Kampf gegen einen finsteren Tyrannen geht, fällt das Scherzen doch etwas schwerer (auch wenn der Tyrann ein jähzorniger Zwerg ist - dessen deutsche Synchronstimme mit Bernhard Hoecker übrigens perfekt besetzt ist; im deutschen Sprecher-Cast macht er hier eindeutig die beste Figur). Daran kann auch der leidliche Spaß nicht viel ändern, den man beim Erschaffen einer Alternativ-Realität haben kann, wo der gestiefelte Kater z.B. zu Fionas Hauskatze geworden ist und sich zu einem bequemen, fetten und unbeweglichen Stubenhocker entwickelt hat, der massiv an Garfield erinnert.
Auch nur noch bedingt brauchbar ist der vierte "Shrek" fürs ganze Publikum, denn genau genommen gibt es hier wenig, was sich für Kinder noch als Unterhaltung verkaufen lässt. Nicht nur die Geschichte dreht sich einzig um sehr "erwachsene" Probleme, auch der Humor verfestigt sich immer mehr auf einer Ironie- und Anspielungsebene, die für die jüngeren Zuschauer kaum zu verstehen ist. So erweist sich "Shrek", der ja schon mit seinem ersten Teil einen sehr Erwachsenen-freundlichen Humor voller Popkultur-Referenzen etabliert hat, spätestens in diesem vierten Teil als ein "Animationsfilm für Ältere".
Über die erzählerischen Längen, die der Film trotz seiner kompakten Laufzeit entwickelt, und den etwas dürftigen Spaßfaktor trösten hier immerhin die Schauwerte hinweg, denn auch "Shrek" kommt mit diesem Film im aktuellen 3D-Trend an, und zumindest in dieser Hinsicht gibt es hier absolut nichts zu meckern. Ganz im Gegenteil: Im Gegensatz zu den dürftigen, aufgesetzten 3D-Effekten eines "Kampf der Titanen" oder "Alice im Wunderland" werden hier durchgehend und effektvoll spektakuläre Bilder geliefert, welche die neuen Möglichkeiten durchaus zu nutzen wissen. Fakt ist: Abgesehen vom Referenzwerk "Avatar" hat noch kein Film in Sachen 3D derart überzeugt und gefallen.
Trotzdem liegen zwischen "Avatar" und "Für immer Shrek" immer noch Welten bezüglich visuelles Spektakel und atemberaubender Wow-Faktor, so dass die 3D in diesem Falle auch nicht über die einfach gestrickte Handlung hinweg helfen kann. Und in einem Film, der sich vor allem und zuallererst über seinen Humor verkauft, kann der 3D-Effekt ohnehin nicht mehr als schmückendes Beiwerk sein.
Eine gewisse Beliebigkeit mit seinem Erzähluniversum muss sich "Für immer Shrek" auch ankreiden lassen, denn der im Vorgänger-Film immerhin als neuer König eingeführte Artie taucht hier überhaupt nicht mehr auf, dafür scheint man den Tod von Fionas Vater in Teil Drei geflissentlich verdrängt zu haben. Auch dies ein Indiz dafür, dass man bei Dreamworks in der Tat gut daran tut, wenn man es mit diesem vierten Teil nun endgültig gut sein lässt, bevor sich eine Filmreihe, deren Ruhm vor zehn Jahren immerhin damit begann, dass man frischen, unkonventionellen und ideenreichen Wind ins Animationsgenre brachte, sich ernsthaft in Einfallslosigkeit verliert. Bei "Für immer Shrek" hat es noch so gerade zu einem akzeptablen, leidlich unterhaltenden Kino-Spaß gereicht. Zu mehr aber auch nicht. Danke und auf Wiedersehen, Herr Oger.
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