"Das neue große Fantasy-Spektakel in 3D" verkündet uns die Werbung, nur um dann ganz unten auf dem Filmplakat fast verschämt hinzuzufügen "auch in 2D". Und das ist bereits eine feine, wenn auch wohl unfreiwillige Andeutung darauf, dass es eventuell doch nicht ganz so weit her ist mit der Dreidimensionalität. Angelegt als zwar aufwändige, aber doch in konventioneller Aufnahmetechnik gefilmte Großprojektion sind die "Titanen" letztendlich ein Opfer des gigantischen Erfolges von James Camerons Kinowunder "Avatar" geworden, dem als Kollateralschaden nun noch hektisch eine 3D-Ummantelung verpasst werden musste. Die allerdings ist dann, abgesehen von ein paar netten Effekten ganz zu Beginn, derart spartanisch und unauffällig geraten, dass sich das Aufsetzen der Brille kaum lohnt.
Da eben diese Brille außerdem das Geschehen auf der Leinwand grundsätzlich immer etwas dunkler erscheinen lässt und Regisseur Louis Leterrier dem Stil mit schummrig-düsteren Bildern aus seinem "Unglaublicher Hulk"-Film treu geblieben ist, führt das dann zu einem im wahrsten Sinne des Wortes eher "getrübten" Vergnügen. Vom Erwerb des teureren Tickets für die nicht wirklich aufgepeppte Version kann man in diesem Fall also getrost abraten und es stellt sich die Frage, wann denn auch das zur Zeit noch in Scharen strömende Publikum merkt, dass eben längst nicht alles - oder sogar überhaupt nichts - von dem, was ihm aktuell (siehe auch "Alice im Wunderland") als tolles 3D-Festival verkauft wird, mit der jahrelang entwickelten und wohl vorbereiteten Tiefenwirkung der Filme eines James Cameron mithalten kann.
Auch in der zweidimensionalen Fassung gibt es aber leider noch jede Menge weitere Gründe, um die erwähnte Empfehlung für den "Kampf der Titanen" weiterhin zu verweigern. Die von den altgriechischen Sagen vorgegebene Handlung ist dafür aber nicht in erster Linie verantwortlich, so albern sie auch ist.
Da sie für den sinnlosen Tod seiner Familie verantwortlich sind, ist Perseus (Sam Worthington) nicht gut auf die Götter zu sprechen und daher auch nur mäßig begeistert, als er erfährt, selbst ein Sohn von Zeus (Liam Neeson) und damit ein Halbgott zu sein. Besagter Göttervater hat sich von seinem in Ungnade gefallenen Bruder Hades (Ralph Fiennes) gerade den Floh ins Ohr setzen lassen, doch die aufmüpfigen Menschen mal etwas härter an die Kandare zu nehmen und lässt den Herrn der Unterwelt daher freie Hand bei seinem Plan, den gewaltigen "Kraken" frei zu lassen, der die Stadt Argos ganz zweifellos vernichten wird. Was der offenbar nicht so allwissende Zeus allerdings nicht ahnt, ist Hades wahre Absicht, ihn anschließend zu entmachten. Auch Perseus weiß Einiges nicht so genau, zum Beispiel warum er sich eigentlich auf den Weg macht die Menschen zu retten und den Kraken zu besiegen. Aber wenn man eh keinen Sinn mehr im Leben sieht, kann man sich auch ja genauso gut mit ein paar Hexen, dem mutierten Ungeheuer Calibos und der unwiderstehlichen Medusa herumbalgen.
Räumen wir zunächst einmal mit einer in diesen Tagen immer wieder zu lesenden Behauptung auf, die wohl immer noch davon ausgeht, dass jedes Werk, dem die Ehre einer Neuverfilmung widerfährt, demnach automatisch ein echter Klassiker sein muss, am Besten noch mit dem Begriff "Kult" davor. Für den "Kampf der Titanen" von 1981 gilt das jedoch nur sehr bedingt, denn der war zu seiner Entstehungszeit eher ein aus der Zeit gefallener Anachronismus. Kurz nachdem "Star Wars" und auch "Superman" die Tricktechnik revolutioniert hatten, wirkte die vor allem in den späten 50er und frühen 60er Jahren bei Filmen wie "Sindbads 7. Reise" oder "Jason und die Argonauten" noch so faszinierende Stop-Motion-Tricktechnik bereits hoffnungslos veraltet. Daher war der Film dann auch kein großer Erfolg an den Kinokassen mehr und setzte folgerichtig den Schlusspunkt unter die Karriere des Trick-Zauberers Ray Harryhausen. Wer heute über diesen Film spricht, denkt vermutlich zuerst an einen der unfreiwillig komischsten Spezialeffekte überhaupt, in Form der unglaublich schlecht und billig animierten mechanischen Eule "Bubu".
Dass eben diese nun in der Neuverfilmung einen kurzen Gastauftritt hat, bevor sie achtlos wieder zurück in die Requisiten-Truhe geworfen wird, ist schon fast der beste Gag in einer ansonsten mit erstaunlichem Ernst vorgetragenen Geschichte, der jegliche Form von Leichtigkeit oder Selbstironie abgeht, wo sie doch so dringend notwendig gewesen wäre. Stattdessen grimmig dreinschauende Recken (unter ihnen auch ein optisch stark verfremdeter Mads Mikkelsen), die kurze Sätze und One-Liner ausstoßen, angesichts deren Niveau man sich fragt ob denn die drei(!) verantwortlichen so genannten Drehbuchautoren nicht vielleicht doch nur eine Liste mit technischen Anweisungen eingereicht und die Charakterbeschreibung dabei gleich ganz weg gelassen haben.
Wild chargierend auch die beiden prominenten Gaststars Ralph Fiennes und Liam Neeson als zerstrittenstes Brüderpaar seit Scar und Mufasa. Wobei die Szenen zwischen dem mit Fistelstimme säuselnden Hades und dem vom einer glitzernden Götteraura umgebenem Zeus trotzdem noch zu den amüsantesten gehören in einem Film über die griechische Mythen-Welt, in der die Protagonisten oft nur mit Mühe ihren britischen oder australischen Akzent unterdrücken können. Womit wir dann also auch bei Sam Worthington wären, der aktuellen Allzweckwaffe für männliche Heldenbesetzungen, der seinen kantigen militärischen Kurzhaarschnitt gleich aus "Avatar" mit rüber gebracht hat und auch sonst eher wie eine lebende Action-Figur anmutet. In dieser Rolle lebt der Australier fast ausschließlich von seiner Physis, über seine schauspielerische Leistung gibt es daher vor allem deshalb nichts zu sagen, weil sie hier gar nicht gefordert wird.
Eintagsfliege Harry Hamlin hatte da im alten Film schon etwas mehr zu sagen und konnte zudem auch mit wallendem Haupthaar auftrumpfen. Womit wir einen der augenfälligsten, fraglos dem jeweiligen Zeitgeist geschuldeten Unterschiede der beiden Umsetzungen antiker Mythen identifiziert hätten. Der andere ist ebenfalls visueller Natur und liegt natürlich in der deutlich weiterentwickelten Tricktechnik von drei Jahrzehnten, letztendlich der Hauptgrund für diese Neuverfilmung und ihr stärkstes Verkaufsargument. Erwartungsgemäß lässt man sich dann in diesem Bereich nicht lumpen, setzt gleich zu Beginn mit dem tosenden Sturm ein Ausrufezeichen, bei den hervorragend gelungenen Riesenskorpionen einen weiteren Höhepunkt und selbstverständlich serviert man auch noch ein pompöses Finale.
Aber auch hier geht es nicht ganz ohne Abstriche, denn nicht alles ist Gold was sich da dem tapferen Perseus in den Weg stellt. Der Kampf mit dem gefallenen König und zur Bestie mutierten Calibos gerät recht unspektakulär und angesichts der kurzen Auseinandersetzung mit der computeranimierten Medusa muss man ja schon fast Abbitte leisten beim Kollegen "Percy Jackson", der sich da erst vor kurzem ein wesentlich unterhaltsameres Scharmützel mit Uma Thurman in der gleichen Rolle lieferte.
Womit übergreifend festgestellt werden darf, dass es anscheinend nicht möglich ist, sich mit diesen alten Sagen auf der Leinwand zu beschäftigen ohne dabei einem doch recht hohen "Trash"-Faktor zu frönen. Was den neuen Film zusätzlich runter reißt sind aber diverse Längen zwischen den wenigen Höhepunkten, die das Ganze endgültig zu einer reichlich zähen Angelegenheit werden lassen, bis es dann endlich "Befreit den Kraken!" heißt.
Das Gesamtergebnis ist dann halt eine arg fade Angelegenheit, mitunter langatmig und unfreiwillig komisch, gefüllt mit Figuren die wirken wie aus einem Bastelbogen ausgeschnitten. Nicht nur aufgrund des 3D-Etikettenschwindels verbirgt sich daher hinter diesen "Titanen" und dem ersten groß angekündigten Event-Movie des Jahres am Ende nicht mehr als eine Mücke von Film.
Neuen Kommentar hinzufügen