Im
Leben eines jeden Schülers gibt es Klassiker. Altkluge Ratschläge,
die dem bedauernswerten Opfer wieder und wieder in den Schädel
gehämmert werden. Dass man fleißig lernen müsse,
um es später mal zu was zu bringen. Oder dass die Schule ja
sowieso die beste Zeit des Lebens sei, an die man in ein paar Jahren
sehnsüchtig zurückdenken wird. Leuchtete die Lern-Motivation
noch ein, schien letzteres schon sehr weit hergeholt. Doch natürlich
hatten die Alten Recht. Mit etwas Abstand betrachtet
war die Schulzeit doch gar nicht so übel. Diese Erkenntnis
werden nicht alle, aber wohl die Meisten irgendwann einmal machen
oder haben dies bereits getan. Nach Abschluss der Schule. Die St. Trinian School for Young Ladies gilt seit Jahren als schlechteste
und gefährlichste Schule Großbritanniens. Kein Wunder,
dass sich Annabelle (Talulah Riley) wenig begeistert von der Idee
ihres Vaters Carnaby (Rupert Everett) zeigt, der sie dorthin schicken
will. Die Direktorin (Rupert Everett zum Zweiten) ist - freundlich
ausgedrückt - ein klein wenig eigenartig (oder sind Joints
bei Direktor(inn)en etwa weiter verbreitet als man denkt?), die
Sekretärin ist körperlich am Empfangstresen zwar anwesend,
muss beim Lesen der Stellenbeschreibung aber irgendetwas missverstanden
haben, und die Sportlehrerin, eine Kriegs-Veteranin, lässt
gerne mal mit scharfer Munition schießen. Ließe sich
das alles vielleicht noch verkraften, so geben Annabelle die Mitschülerinnen
den Rest. Von Emos über Geeks bis hin zu Schönheits-Queens
("Posh Totties") ist alles vorhanden (man könnte
auch sagen: wird jedes Klischee bedient), und das Schlimmste daran:
Gleich in der ersten Nacht tun sie sich zusammen, um Annabelle so
richtig schön zu mobben. Beim Duschen das Handtuch zu klauen
und das darauf folgende
unwürdige Schauspiel zu filmen und per Live-Stream ins Internet
zu stellen, gehört da noch zu den konventionellen, eher harmlosen
Streichen. Annabelle hat die Nase gestrichen voll, will weg, landet
aber stattdessen durch einen Zufall - "Harry Potter" lässt
hierbei grüßen - im Hockey-Team. "St. Trinian's" ist bereits der sechste Film, der von
dem ungewöhnlichen Alltag der Internats-Mädchen erzählt.
Ebenso wie die fünf vorherigen basiert er auf dem Cartoon "Hurrah
for St. Trinian's", der 1948 erstmals veröffentlicht wurde,
und versprüht vor allem eines: pure Anarchie. Im Lehrerzimmer
mixt die Hausmutter Cocktails und spielen die anderen "Fachkräfte"
Poker. Im Treppenhaus werden kleinere Schülerinnen kopfüber
hängen- oder auch mal fallengelassen, die Mädels veranstalten
Geld-Wetten, wie lange die Neue wohl durchhält, und stecken
überhaupt voller krimineller Energie (da kommt es schon mal
vor, dass ein Auto auf dem Schulgelände abbrennt) und im Rasenmäher
landen gelegentlich Dinge, die da eigentlich nicht hingehören.
Und was die Girls beim Hockey-Spiel miteinander anstellen, wird
dem Wort Körperverletzung teilweise nicht mehr ganz gerecht. Am Beispiel der Emos (auf gar keinen Fall zu verwechseln mit den Grufties) zeigt sich auch wunderbar, dass dieser Film so etwas wie ein Herz besitzt. Zwar gehen die Witze recht häufig auf Kosten dieser Gruppe, wirken dabei aber eher liebevoll, beziehungsweise die gängigen Klischees auf die Schippe nehmend. Und so verhält es sich auch mit dem gesamten Internat. Wenn es darauf ankommt, sind sie alle füreinander da. Obwohl man sich nicht immer ausstehen kann, mag man sich doch im Grunde. Und die Qualen, die Annabelle zu Beginn durchleiden musste, durfte wohl jede von ihnen schon hinter sich bringen. Später wird dann selbstverständlich auch Annabelle in die Gruppe integriert. Diese heile Welt, die sich gegen das Böse von außen zur Wehr setzt, geht an der Realität natürlich ziemlich weit vorbei. Aber wer diesen Film ernsthaft auf Glaubwürdigkeit oder Logik überprüfen möchte, sollte sich vorher lieber zwei Mal überlegen. ob "St. Trinian's" wirklich die richtige Wahl ist. Bedauerlicherweise ist gegen Ende die Luft ein wenig raus. Anders
ausgedrückt: Die meisten Gags werden bereits in den ersten
beiden Filmdritteln verschossen. Zum Schluss stehen die Maßnahmen
zur Rettung des Internats im Vordergrund. Das ist nicht schlecht,
aber leider auch nur noch selten wirklich witzig. Schade. Würden "Die Girls von St. Trinian" gegen Ende nicht so stark abbauen, hätte von einem Geheimtipp die Rede sein können. Vielleicht auch von ein kleinwenig Kult. So reicht's "nur" noch für eine Empfehlung für einen anspruchslosen und sorgenfreien Kino-Abend der etwas anderen Art. |
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