Identität

Originaltitel
Identity
Land
Jahr
2003
Laufzeit
90 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 1. Januar 2010

Das Grundprinzip ist ein Klassiker im alteingesessenen Genre des nervenaufreibenden Horrorthrillers: Zehn einander völlig fremde Personen versammeln sich - scheinbar zufällig - am selben Ort, und als einer nach dem anderen einen gewaltsamen Tod findet, beginnt die Suche nach Täter und Motiv - jeder ist verdächtig. Agatha Christie lieferte mit ihrem Krimi "Zehn kleine Negerlein" die historische Vorlage dieses immer wieder gern zitierten Motivs, und es ist kein Zufall, dass sich der diesjährige Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfests an solch klassischem Vorbild orientiert. Denn "Identität" ist in Handlung und Inszenierung ein treuer Nachfolger der alten Schule, ein Film, der sich seiner eigenen Traditionen sehr bewusst ist und diesen mit dem gehörigen Respekt begegnet.

Der Versammlungsort des hiesigen Zehnerpacks potentieller Mordopfer ist ein Motel mitten im amerikanischen Nirgendwo, wo die wild zusammengewürfelte Gruppe durch einen heftigen Regensturm festgesetzt wird. Es sind anwesend: ein zickiger Schauspielstar (Rebecca DeMornay); ihr souveräner Chauffeur (John Cusack); ein Bundespolizist (Ray Liotta), der einen gefährlichen Schwerverbrecher (Jake Busey) transportiert; eine Stripperin (Amanda Peet); ein frisch verheiratetes Pärchen (Clea DuVall, William Lee Scott); ein übernervöser Vater (John McGinley) mit seinem dauerschweigenden Sohn (Bret Loehr) und der durch einen Unfall schwer verletzten Mutter (Leila McKenzie); und der Motelmanager (John Hawkes). Als es zum ersten gewaltsamen Ableben kommt, wird naturgemäß als erstes der Kriminelle verdächtigt, doch schon bald mehren sich die Opfer und eine logische Erklärung für die Ereignisse rückt in immer weitere Ferne.

Diesem sich ständig steigernden Verwirrspiel zuzuschauen ist die eigentliche Freude an "Identität", der sich für gut eine Stunde als einer der am cleversten konstruierten Horrorthriller der letzten Jahre empfiehlt. Allen versammelten Charakteren wird zumindest eine Spur von Undurchsichtigkeit aufgedrückt, dieses wohlige Unbehagen lässt sogar den offensichtlichen Sympathieträger John Cusack als Chauffeur und ehemaliger Polizist noch eine Weile zwielichtig erscheinen. Ab und an lassen Regisseur Mangold und sein Autor Michael Cooney zwar ein wenig die Zügel schleifen und halten das Tempo nicht straff, dafür gelingt ihnen aber das seltene Kunststück, selbst in einem derart schnellen und plotgesteuerten Film genug Zeit für die Etablierung wirklich glaubhafter Figuren zu finden. Ein Extralob in der mit vielen verdienten Namen aus der B-Garde Hollywoods bestückten Besetzungsliste hat sich dabei John C. McGinley verdient, der als leicht apathisch veranlagtes Nervenbündel eine große Vorstellung hinlegt.

Regisseur James Mangold hat derweil sichtlich Spaß daran, alle klassischen Erschreck-Register des Psycho-Schockers zu ziehen: Bedächtig um die Ecken einer notorisch unheimlichen Location schleichende Kameras, ein stets zum schrillen Akkord bereiter Soundtrack und altbekannte, aber nach wie vor wirkungsvolle visuelle Spielereien mit viel Regen und ungünstigen bis nicht vorhandenen Lichtquellen - Mangold orchestriert aus der klassischen Horror-Klaviatur einen zwar gänzlich uninnovativen, aber fabelhaft ins Ohr (bzw. ins Auge) gehenden neuen Hit zusammen.
Diese gelungene Verhaftung an klassische Genre-Muster ist ironischerweise aber auch das große Manko von "Identität", denn was für die Inszenierung gilt, trifft auch auf die Story zu. Von Beginn an wird ein augenscheinlich unabhängiger Nebenplot um das letzte Verhör des zu Tode verurteilten Psychopathen Malcolm Rivers (Pruitt Taylor Vance) mit durch den Film gezogen, und man muss nicht viel mehr als eins und eins zusammenzählen um zu erahnen, dass dies nicht ganz so irrelevant für den eigentlichen Motel-Plot ist, wie es zunächst aussieht. Die entsprechende Auflösung ist zwar zumindest einfallsreich, sorgt aber leider auch dafür, dass die letzten zwanzig Minuten des Films einem Antiklimax gleichkommen, weil die Geschichte zu diesem Zeitpunkt jegliches Überraschungsmoment verloren hat und ohne emotionale Beteiligung des Zuschauers nur noch so zu Ende plätschert. Für das trainierte Auge eines Genre-Kenners hält "Identität" ohnehin kaum eine Überraschung bereit: Aufgrund der erwähnten Orientierung an klassischen Strukturen und Elementen des Horror-Genres wird sich der geneigte Fan zwar an "Identität" als Retro-Spektakel erfreuen können, allerdings auch schon sehr früh wissen, wie die Auflösung aussieht und wer tatsächlich der Mörder ist.

"Identität" krankt so letztlich am selben Problem wie fast alle anderen Filme mit ähnlicher Struktur: Der Spannungsaufbau macht wesentlich mehr Spaß als die Auflösung. Solange die Charaktere kollektiv im Dunkeln tappen und keine Ahnung haben, was vor sich geht, besticht auch "Identität" durch famose Unterhaltsamkeit, doch sobald die Sache klar wird, geht's rapide bergab. So gesehen wäre es cleverer gewesen, die ominöse Auflösung etwas länger hinauszuzögern - angesichts der Eigenheiten dieser Geschichte wäre das allerdings fast unmöglich gewesen. Schlussendlich ist "Identität" der beste Film, den man aus der gegebenen Story machen konnte. Das reicht zwar nicht für mehr als sehr stabile Genre-Unterhaltung, aber zumindest hat hier niemand etwas grundlegend falsch gemacht.

Bilder: Copyright

10
10/10

was sagt der junge nochmal am schluss zu der hure, bevor er sie tötet?

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8
8/10

@Szenekenner: Malcolm sollte ja nicht laufen gelassen werden, sondern in die Psychiatrie überführt werden.

Julia: "Huren kriegen keine 2. Chance." In der Originalversion des Films klingts aber geiler, "whores don't get a second chance!", der Junge spricht im Original auch ganz anders, er legt da einen ganz anderen, krasseren Ausdruck in diesen Satz als in der gedubbten deutschen Version.

Da der Film vorhin im TV lief, hatte ich ihn mir auch nochmal angeschaut (zum dritten Mal) und ihn ENDLICH mal verstanden dank eurer Kommentare hier! Danke speziell an Susi (sowieich), gute Erklärung!! Warum jedoch sollte er bzw. sein Psychiater alle Persönlichkeiten "abtöten" - der Stiefvater z.B. oder die verletzte Mutter waren doch "gute" Personen, warum die abtöten? Versteh ich nicht....

Auch kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass Timothy unbemerkt blieb - er sprach zwar nicht, dennoch wurde er von den anderen Persönlichkeiten im Film wahr genommen und auch angesprochen, und wenn Malcolm die Geschichte seinem Psychiater bzw. dem Kommittee so erzählt wie uns als Zuschauern, müsste der kleine Junge ja auch bemerkt worden sein, so wie wir ihn im Film halt auch zu sehen bekommen haben...!

Erklärt mir das mal bitte.

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9
9/10

fand den film ma hamma geil:
aber eine sache,die hier noch keiner angesprochen hat, stört mich gewaltig:
als der sträfling sich von dem klo befreien konnte sieht man ihn später von dem motel wegrennen....mitten durch die pampa.
dann siehts so aus als wären da noch andere häuser in der ferne und er rennt hin und versteckt sich in einer art saal.
dann schwenkt die kamera rum aus dem fenster und man erkennt das es WIEDER das motel ist aus dem er abgehauen ist!

kann mir einer das mal erklären??

danke schon mal im vorraus!!

PS:kann auch gut sein,dass ich mich getäuscht habe......aber vllt hat ja einer von euch die dvd und kann mal kurz nachsehn^^

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10
10/10

ARSCHGEILER FILM!!! wenn ich am 10. mai geb hätte, hätte ich mir wahrscheinlich in die hose gemacht, vor lauter angst!

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8
8/10

Also ich fand den Film echt unterhaltsam. Kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber 8 Augen wert.

@vendetta
Natürlich hat der Psychiater Timmy bemerkt. Er hatte ja die Unfälle von seiner Mutter und seinem Stiefvater provoziert. Allerdings ging der Psychiater (genau wie der Zuschauer) davon aus, dass Timmy bei der Autoexplosion zusammen mit Ginny verbrannt ist.

@janp
Es ist in der Regel so, dass Personen ohne genaue Orientierung (nachts, Wüste usw) im Kreis laufen. Genau dies ist Robert passiert. Er hat es erst bemerkt als er aus dem Fenster sah.

BTW
Der Link zur Homepage des Filmes ist tot.

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10
10/10

Wirklich geiler film hammer
es gibt fast nichts besseres
lief ja heute im fernsehn
läuft grad wiederhohlung
vllt versteh ich ihn dann richtig
MFG
MACD*

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9
9/10

Bin beinahe 16 und habe den Film gerade das erste Mal gesehen. Ich finde ihn super, aber ich finde ihn nicht sonderlich schwer zu kapieren.

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