
Seit
seiner Scheidung hat Carl Allen (Jim Carrey) nicht mehr
allzu viel
Freude am Leben. Die gut gemeinten Einladungen von
Freunden lehnt
er meist mit fadenscheinigen Ausreden ab und sitzt lieber
alleine
vor dem Fernseher. Auch im biederen Bankjob verströmt er
eher
wenig Lebensfreude und bleibt seiner Verweigerungshaltung
bei der
strengen Ablehnung von Kreditwünschen treu. Seinem Kumpel
Willie
wird es schließlich zu bunt und er schleppt den
widerwilligen
Freund zu einem Seminar eines Selbsthilfe-Gurus (Terence
Stamp),
der seinen Anhängern von der Macht und den positiven
Auswirkungen
des kompromisslosen Ja-Sagens vorschwärmt. Auch Carl lässt
sich dabei zu dem Gelübde hinreißen, ab sofort zu allem
nur noch "Ja" zu sagen und jede sich bietende Gelegenheit
zu ergreifen, inklusive aller Konsequenzen. Was zunächst
nur
weiteren Verdruss zu verursachen scheint, führt jedoch
schließlich
zu völlig neuen Optionen und vor allem zur Bekanntschaft
mit
der bezaubernden Allison (Zooey Deschanel). Doch kann eine
Beziehung
Bestand haben, die lediglich durch das Befolgen
auferlegter Regeln
entstand?
Jim
Carrey muss zu allem "Ja" sagen, er kann nicht anders.
Wen das sofort an einen Film erinnert, in dem Jim Carrey
immer die
Wahrheit sagen musste, weil er ebenfalls nicht anders
konnte, der
liegt natürlich völlig richtig. "Liar, Liar"
gehörte auch unter dem unsäglichen deutschen Titel "Der
Dummschwätzer" zu den besten und erfolgreichsten Filmen
des Komikers mit dem Hang zur wilden Mimik und grotesken
Verrenkungen.
Mittlerweile scheint Carrey sein Herzblut aber eindeutig
mehr in
Richtung Charakterfach zu investieren und in diesem Feld
hat er
ja auch bereits einige beachtenswerte Leistungen erbracht
(siehe
"Die Truman Show", "Der
Mondmann" oder "Vergiss
mein nicht"). Das täglich Brot spielen aber nun mal
immer noch die massentauglichen Komödien ein und deshalb
gibt
es mit dem "Ja-Sager" nun also mal wieder eine solche.
Augenfälligster
Unterschied zum ansonsten in der Tat ähnlich gelagerten
"Dummschwätzer"
ist dabei, dass hier alles aus freiem Willen und einer
bewussten
Entscheidung heraus geschieht und keinerlei übernatürliche
Kräfte im Spiel sind. Was aber nicht nur dazu führt, dass
die neue Geschichte ein wenig mehr in der Realität
verankert
bleibt, sondern auch sinnbildlich dafür steht, wie
schaumgebremst
und unspektakulär diese daherkommt.
Carrey alias Carl sagt also "Ja" zum Obdachlosen, der
ihn um eine Mitfahrgelegenheit und Geld anbettelt, nimmt
an einem
koreanischen Sprachkurs teil oder erfüllt seinen Kunden
ihre
Kreditwünsche. Die daraus resultierenden Konsequenzen sind
gerade mal mittelmäßig aufregend und es überrascht
wenig, dass so manche zunächst sinnlos erscheinende
Aktivität
sich dann im späteren Verlauf noch als äußerst nützlich
erweist. Größere Gesichtsverrenkungen sind dabei nicht
nötig und es spricht ja im Grunde auch für Carrey, dass
er wohl zu der Überzeugung gelangt ist, gewisse Dinge
einfach
nicht mehr machen zu wollen oder zu müssen. Andererseits
beraubt
er sich damit natürlich auch seiner speziellen Stärken
und Alleinstellungsmerkmale
als Komödien-Protagonist. Der anarchische und überdrehte
Humor aus "Ace Ventura"-Zeiten ist lange passé
und der älter und reifer gewordene Jim Carrey lässt es
dafür jetzt mehr menscheln, legt den Schwerpunkt
folgerichtig
lieber auf die Liebesgeschichte.
Die ist dann, nicht zuletzt dank der erneut
unwiderstehlichen Zooey
Deschanel, auch wirklich gut anzuschauen und das Paar
gewinnt recht
mühelos die Sympathien des Publikums. Aber reicht dies und
eine Handvoll brauchbarer Gags allein wirklich aus um
dessen Interesse
dauerhaft wach zu halten? Wohl eher nicht und es wird
interessant
sein zu beobachten, wohin der Weg des "kommerziellen"
Jim Carrey in Zukunft führen bzw. ob es den denn überhaupt
noch lange geben wird. Interessanter jedenfalls als dieser
nette
und harmlose Film, zu dem es einfach nicht viel mehr zu
sagen gibt,
als: Kann man schauen, tut nicht weh und ist ganz schnell
auch wieder
vergessen.
Neuen Kommentar hinzufügen