Ein US-Starttermin im Januar ist so etwas wie der Sondermüllablageplatz Hollywoods. Im Januar verstopft all der Plunder, dem sowieso keine großen Erfolgschancen eingeräumt werden die US-Kinosäle, oder man holt das Teeniepublikum Woche für Woche mit billig produzierten Horrorsstreifen heran, die am Startwochenende (verhältnismäßig) richtig absahnen, um dann sang- und klanglos in der Versenkung zu verschwinden. Zu letzteren gehört dann auch eindeutig "Boogeyman - Der schwarze Mann", der sichaufgrund besagter Nichtkonkurrenz beim Amerika-Start gar als "Nr. 1-Hit aus den USA" schmücken darf, worauf der Trailer auch geflissentlich hinweist. Ein bisschen guten Zuspruch, auch wenn er noch so dubios ist, kann bei einem äußerst mäßigen Film wie diesem ja auch nicht schaden. Was für ein Abzockprodukt "Boogeyman" ist, sieht man unter anderem auch daran, dass man ihn in Erwartung von Totalverrissen der US-Presse gar nicht erst vorführte. Da war man hierzulande glücklicher, auch wenn es sich natürlich nicht gelohnt hat, denn "Boogeyman" ist der erwartete Mumpitz aus schlecht zusammengerührten Horrorklischees. Dabei fängt der Film eigentlich sehr ordentlich an, nämlich mit einer wirklich gelungenen Eingangssequenz. Der kleine Timmy liegt im Bett, völlig verängstigt vor dem schwarzen Mann, der des Nachts aus seinem Wandschrank kraucht. Das findet sein Papa natürlich völlig kindisch, bis er von eben jenem auf Nimmerwiedersehen in den Wandschrank gezogen wird. Zehn Jahre später ist der kleine Mann erwachsen, sieht mittlerweile aus wie Vorabendseriendarsteller Barry Watson ("Eine himmlische Familie") und hat immer noch ganz doll Angst vor Schranktüren. Auch weiß er nicht, ob der schwarze Mann nun echt ist oder nicht, oder ob Paps damals doch nur mal kurz Zigarettenholen ging und nicht mehr wiederkam, wie man ihm so erzählt hat. Und was empfiehlt da der Mann vom Fach, zwar Psychologe, aber offenbar doch ein Idiot vor dem Herrn: Verbringe doch einige Zeit in dem Haus, vor dem du panische Angst hast, dann wird das schon werden, Junge. Gute Idee. Nicht. Denn so geschehen merkwürdige Dinge und Tim ist sich bald nicht mehr sicher, was real ist und was nicht. Preisfrage: Gibt es den schwarzen Mann oder gibt es ihn nicht? Eines muss man dem Film lassen: Hier ist immer was los, auch wenn eigentlich nie so richtig was los ist. Die völlig inflationäre Aneinanderreihung von lahmen Möchtegern-Schockeffekten hat nicht nur etwas Amüsantes, sondern auch fast etwas Rührendes an sich. Da versucht einer - namentlich Regisseur Stephen Kay - über eine Stunde krampfhaft, aus so etwas Nichtspannendem wie halboffenen Kleiderschränken etwas Spannendes zu machen. Zumindest handwerklich kann man Kay nichts vorwerfen, er und sein Team (besonders Kameramann Booby Bukowski) versuchen wirklich alles. Ungewöhnliche Kamerawinkel, das übliche "Was huscht denn da durchs Bild?", die bewährte Mischung aus laut aufheulender dramatischer Musik und plötzlichem Soundeffekt, auch wenn eigentlich nix passiert. Richtig skeptisch darf man daher mittlerweile auch bezüglich Sam Raimis Produktionsfirma Ghosthouse Pictures sein, denn die liefern nach "The Grudge" innerhalb von nur zwei Wochen den nächsten äußerst mittelmäßigen Spukhaus-Horrorfilm ab. Wie auch Joel Silvers "Dark Castle"-Produktionsstätte (u.a. "Ghost Ship", "13 Geister") scheint sich Raimis Firma auf soliden B-Horror zu spezialisieren, der zwar nie ganz schlecht, aber eben auch nie sonderlich gut ist. Wer unterhaltsame Filme über den Schrecken aus dem Wandschrank sehen will, sollte sich lieber "Die Monster-AG" leihen und Spaß haben, anstatt für diesen müden Unsinn Geld auszugeben. |
Land
Jahr
2005
Laufzeit
89 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
United International
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