Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jahr
2018
Laufzeit
110 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 27. März 2018

knopf 1Lummerland ist ein sehr kleines Land. So klein, dass König Alfons, der Viertelvorzwölfte (Uwe Ochsenknecht) eines Tages beschließt, dass der Platz dort nicht ausreicht für die Lokomotive Emma und den Jungen Jim Knopf (Solomon Gordon), der eines Tages in einem mysteriösen Paket auf die Insel gekommen war. Und so beschließen Jim und sein Freund, der Lokomotivführer Lukas (Henning Baum) gemeinsam mit Emma Lummerland zu verlassen und in die große weite Welt hinauszufahren, um dort ein paar Abenteuer zu erleben. Daran mangelt es auch nicht, denn bald erteilt man Ihnen die Aufgabe, die von Piraten entführte Prinzessin von Mandala zu finden. Auf ihrer Reise durch Gebirge und Wüsten begegnen sie dann vielen merkwürdigen Wesen, darunter der Scheinriese Tur Tur (Milan Peschel) und der kleinen Drache Nepomuk (Michael Bully Herbig).
 

knopf 2Aus diesen Bestandteilen setzt sich die fantasievolle Geschichte zusammen, mit der Michael Ende einst sein bemerkenswertes Œuvre an Kinderbüchern einleitete und dem später noch Titel wie „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ folgen sollten. Enorme Popularität erreichte „Jim Knopf“ hierzulande aber vor allem auch durch die Version der „Augsburger Puppenkiste“, die gleich mehrere Generationen von Kindern prägte, während eine Ende der Neunziger entstandene Zeichentrickserie nicht ganz so viel Eindruck hinterließ. Nun also die Realverfilmung des sehr bekannten und beliebten Stoffes, einerseits erwartbar und naheliegend, aber sicher auch von vielen mit Skepsis erwartet. Doch die ist unbegründet, denn die Adaption von Dennis Gansel („Die Welle“, „Wir sind die Nacht“) überzeugt nicht nur mit ihren Schauwerten, sondern auch durch eine liebevolle und einfallsreiche Herangehensweise.

knopf 3Wobei die aufwändige Umsetzung schon ein großes Thema ist, denn dieser „Jim Knopf“ ist eine der bisher teuersten deutschen Produktionen überhaupt, und das sieht man auch. Die Buchvorlage bietet mit ihrer Reisegeschichte durch unterschiedlichste Gegenden und Landschaften jede Menge Möglichkeiten zur visuellen Ausgestaltung und die allermeisten davon hat man anscheinend sehr gerne ergriffen. Das müssen dann keineswegs immer große bis gewaltige Bauten sein, aber im asiatisch angelegten Kaiserreich Mandala gibt es auch davon eine Menge zu bestaunen, wobei die bombastisch-bunten Kulissen der Märkte und Paläste durch ein paar hübsche Einfälle mit durchs Bild streifenden kleineren Wesen aufgelockert werden.

„Klein“ ist schon vom ersten Satz der Einführung an auch das augenfälligste Merkmal der Insel mit zwei Bergen namens Lummerland (deren bekanntes musikalisches Thema zwischendurch immer mal wieder anklingt). Wo man sich als Kind nicht wirklich gefragt hat, wozu denn so ein Mini-Staat mit einer Handvoll Einwohnern eigentlich einen eigenen König sowie einen Bahnhof samt Schienennetz braucht, und an wen wohl all die Ware aus den prall gefüllten Regalen im Laden von Frau Waas überhaupt verkauft werden soll, wollen wir das hier mal auch nicht machen. Und akzeptieren daher auch einfach mal, dass der von Uwe Ochsenknecht wirklich herrlich schusselig gespielte König Alfons eben einfach bestimmt, dass für den groß gewordenen Jim und die Lok Emma zusammen halt nicht genug Platz auf der Insel sein soll.

knopf 4Zum aufgetischten Seemannsgarn passt dann irgendwie auch die Interpretation von Lokomotivführer Lukas durch Henning Baum („Der letzte Bulle“), der seine Figur in Richtung „gutmütiger Seebär“ anlegt und nicht nur äußerlich daherkommt wie einst Bud Spencer in „Sie nannten ihn Mücke“. Wenn dann schließlich auch noch dessen Markenzeichen in Form des „Dampfhammer“-Schlags auf den Schädel des Gegners erfolgt, darf man hier schon von einer bewussten Hommage ausgehen. Die aber durchaus sympathisch rüberkommt, weil man es damit eben nicht übertreibt, sondern solch kleinen Gags und Referenzen nur sehr gezielt einsetzt. Henning Baum ist es dann auch, der den Film mit seiner Performance an sich reißt, unterstützt vom Nachwuchstalent Solomon Gordon als Jim und diversen bekannten Namen in den Nebenrollen.

knopf 5Nicht jede einzelne Etappe des Abenteuers wird ausführlich gezeigt, durch den „Tausend-Wunder-Wald“ springt man z.B. mittels gezeigter Landkarte in wenigen Sekunden durch. Dort, wo man etwas länger verweilt, ist die Mühe bei Kulissen und Hintergrund aber stets erkennbar, wie auch die vermittelte Herzenswärme in dieser Parabel über den Wert der Freundschaft stets spürbar bleibt und selbst Bösewichte ihre weichen Seiten haben. Auch hier stimmt das Timing und man entkommt dem Kitsch, indem die Dramatik öfter mal durch einen netten kleinen Witz oder Spruch gebrochen wird.

Die Realfassung von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist eine Adaption, die natürlich stark von ihrer reichhaltigen Vorlage profitiert. Aber diese Möglichkeiten dann auch richtig zu nutzen ist eine ganz eigene Kunst, und die ist hier erfreulich gut gelungen. So gut, dass der Film wirklich für Groß und Klein, für Kenner der Geschichte als auch für Neulinge hervorragend funktioniert.

Bilder: Copyright

7
7/10

Gut gelungene Verfilmung von Buch und Puppenspiel.
Auch wenn ich mich an die beiden 'Originale' nicht mehr komplett erinnern konnte, scheint die Filmversion nun doch dem Geist von Buch und der (damals) berühmten Augsburger Puppenkiste (die es übrigens immer noch gibt) ziemlich nahe zu kommen.
Der Film ist gut umgesetzt, und vor allem die beiden Hauptprotagonisten sind perfekt besetzt.
Was - vielleicht bewusst - fehlt, ist eine gewisse Doppelbödigkeit, die auch das mittlerweile erwachsene Publikum anspricht und die sich in vielen amerikanischen Produktionen findet.
Aber so ist und bleibt es primär ein gut gelungener Kinderfilm.

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