The Accountant

Originaltitel
The Accountant
Land
Jahr
2016
Laufzeit
130 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 18. Oktober 2016

accoun 1Niemand kennt seinen Namen, nur ab und zu taucht sein Gesicht auf unscharfen Fotos auf, die ihn zusammen mit einigen der gefährlichsten Verbrecher der Welt zeigen, für die er offenbar eine spezielle Arbeit erledigt. „Wer kann solche Auftraggeber überleben?“ fragt Steuerfahnder Ray King (J.K. Simmons) sowohl sich, als auch seine Mitarbeiterin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson), die er auf den mysteriösen Fall ansetzt. Derjenige, den sie suchen ist Christian Wolff (Ben Affleck), der einerseits autistisch veranlagt ist, dafür aber ein besonderes Talent im Umgang mit Zahlen besitzt. So genial er mit Hilfe der Mathematik die Bücher seiner Klienten frisiert und so deren Geld wäscht, so schwer tut sich Wolff jedoch im Umgang mit seinen Mitmenschen, weshalb er meist zurückgezogen in seinem karg eingerichteten Haus sitzt. Auch der Buchhalterin Dana (Anna Kendrick) erscheint er zunächst etwas merkwürdig, doch hilft er ihr dabei die Unstimmigkeiten in der Bilanz einer großen Firma für Robotik aufzuklären. Denn zur Abwechslung und zum Selbstschutz hat der Accountant diesmal einen völlig legalen Job angenommen - so scheint es zumindest.

 

accountant 2Tatsächlich entpuppt sich ausgerechnet dieser Auftrag jedoch als der brisanteste und gefährlichste in der gesamten Karriere dieses neuen Superhelden namens Christian Wolff. Wie bitte, Superheld? Ja genau, so muss man ihm im Grunde bezeichnen, denn was sich Drehbuchautor Bill Dubuque („Der Richter“) hier ausgedacht hat und was zunächst einige Jahre auf der „Black List“ der als unverfilmbar geltenden Skripte verbrachte, ist zumindest mal etwas Neues, denn einen Autisten, der gleichzeitig eine tödliche Kampf- und Killermaschine ist, das hatten wir bisher noch nicht. Da der Herr Papa des kleinen Christian ein erfahrener Army-Kämpfer war und schon früh damit begann seinen „problematischen“ Sohn zwecks besserer Lebenschancen im Nahkampf zu unterrichten, haben wir es hier nun also mit einer kuriosen Kombination zu tun, auf die man auch erst mal kommen muss.

Allzu glaubwürdig und realistisch kommt die freilich nicht daher, was nicht nur an der gewagten Charakterisierung an sich sondern auch am Spiel von Ben Affleck liegt, der zwar zunächst durchgehend mit apathisch-gleichgültigem Blick durchs Bild läuft und dabei ähnlich roboterhaft spricht wie es zu den Produkten seines aktuellen Auftraggebers passt. Wenn mit fortschreitender Handlung jedoch auch die andere, physische Seites seines Charakters in den Vordergrund tritt, sind auf einmal aber doch relativ „normale“ Gespräche mit ihm möglich.

accountant 3Was allerdings nur dann von größerer Bedeutung wäre, wenn sich Film und Geschichte selbst zu ernst nehmen würden, dass ist jedoch (ebenfalls mit fortschreitender Handlung) zusehends weniger der Fall. Man ist sich offenbar der Absurdität dieser wilden Räuberpistole absolut bewusst und sorgt daher lieber für so viel rasante und amüsante Unterhaltung, dass die Fragen nach einem realistisch-glaubwürdigen Ansatz irgendwann eh obsolet werden. Dazu tragen dann auch noch gleich mehrere Story-Twists bei, mit denen die Motivationen der einen oder anderen Figur nochmal ordentlich durchgeschüttelt bzw. komplett auf den Kopf gestellt werden. So kommt praktisch kein Leerlauf auf und Spaß macht diese merkwürdige Variante eines Buchhalters zweifellos schon, ehrlich gesagt sogar eine ganze Menge.

accoun 4Denn das Skript ist zwar ziemlich unrealistisch, aber halt nicht doof, sondern im Gegenteil äußerst clever zusammengesetzt, hier gilt im Grunde auch insgesamt die bereits gemachte Aussage „haben wir so noch nicht gesehen“. Wobei die männlichen Darsteller eindeutig die interessanteren Figuren abbekommen haben, denn während für Anna Kendrick als bedrohte Gefährtin sowie Cynthia Addai-Robinson als manipulierte Ermittlerin nicht allzu viel rauszuholen ist, dürfen J.K. Simmons als altgedienter Fahnder und vor allem Jon Bernthal („The Walking Dead“) als brutaler, aber stilvoller Auftragskiller deutlich vielschichtigere Gesichter zeigen - und mit der Hauptfigur des „Accountant“ ist eventuell auch eine neue potentielle Serienfigur geboren. Alles zusammen ergibt dann ein höchst kurzweiliges Vergnügen, dass dermaßen verrückt angelegt ist , dass man es immerhin nicht komplett voraussehen kann.

Bilder: Copyright

Tut mir leid, aber ich kann der unbesiegbaren Kampfmaschine wirklich nichts mehr Originelles abgewinnen. Egal ob sie in einem Kinderkörper steckt (Wer ist Hanna?), unter Gedächtnisverlust leidet (Bourne), Marihuana raucht (American Ultra ), im Labor entstand (Hitman), kleinwüchsig (Jack Reacher), weiblich (Salt), weiblich und drogensüchtig (Nikita), verheiratet (Mr. & Mrs. Smith), verwitwet (Kill Bill), schweigsam (Ghost Dog), schweigsam und taub (Bangkok Dangerous), lässig (Grosse Pointe Blank), schlecht frisiert (No Country For Old Men), kinderfreundlich (Leon, der Profi) oder wie in diesem Falle autistisch ist. Und ich wundere mich ernsthaft darüber, dass es Herr Robrahn noch kann.

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In der Tat, er kann. Da es eben nochmal eine neue Variante war und man diese komplett ohne Vorwissen auch nicht unbedingt kommen sieht. Aber die Aufzählung ist schon beeindruckend, Gingi. Demnächst steht dann übrigens wieder der Kleinwüchsige an :)

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10
10/10

10 Punkte für die Auflistung von Gingi. "kleinwüchsig" ha ha, sehr geil. Genau so nervig wie die ewig Unbesiegbaren sind die Superschurken die alles minutiös vorausgeplant haben und wirklich auch jede Eventualität vorausgesehen haben.
Aber ohne die Unbesiegbaren, Superschurken die alles im Voraus geplant haben, Finale Faustkämpfe und Autoverfolgungsjaden gäbe es keine Actionfilme mehr.
Ich werde mir den Accountant ansehen und hoffe es ist wirklich eine neue Variante.

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8
8/10

Schönes Ding, tolle Story (auch abgedrehte Stories dürfen toll sein) und extrem unterhaltsam inszeniert. Lassen wir den "Superheld"-Begriff mal außen vor: Das Skript stützt sich auf die Eigenschaft der unmittelbaren, unverfälschten Wahrnehmung, ohne Ablenkung - was dem "Accountant" in gewissen Situationen einfach deutliche Vorteile verschafft. Das ist nicht wirklich unglaubwürdig, wenn man die (durchaus vernünftigen) Entscheidungen seines Vaters mit einbezieht.

Den ganzen Film über fühlte ich mich irgendwie an "John Wick" erinnert, den ich ebenfalls sehr schätze, auch wenn ein direkter Vergleich natürlich hinkt.

Wurde bestens unterhalten, UND es war auch noch ein neuer Twist.

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5
5/10

So gut die Filme von Gavin O'Connor (Warrior, Gesetz der Ehre) sind, er bekommt keine vernünftige Spannungskurve hin. The Accountant ist völlig überfrachtet mit Rückblenden, Handlungsträngen und Gesprächen, die man gut hätte weglassen können. Die Liebe eines Autisten, die Zeit im Gefängnis, wieder und wieder die Szenen Racheaktion, die Ermittlerin und ihre Vergangenheit, der Farmer, die Teekanne, die Suche im Computer der Steuerfahndung WAAAH, wo ist denn der Hauptstrang der Geschichte? Dieser ist nicht einmal spannend und dazu unglaubwürdig. Und der "Twist" am Ende... ja und? Vom Gefühl her fand ich den Humor eher deplatziert, ich hätte trotz der Gefahr der unfreiwilligen Komik einen ernsten und knallharten Killer vorgezogen.
Trotz vieler Superhelden fand ich die Variante des autistischen, unscheinbaren Zahlengenies und gefühlskalten Killers interessant. Am Ende muss ich mich Gingis Kommentar anschließen. Braucht man nicht. Und bitte keine Fortsetzung.

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