Mit dem "Girls Club" kommt einer der Überraschungserfolge des amerikanischen Kinofrühjahres mit einiger Verspätung in die deutschen Kinos. Und das ist gut so, denn bei all den oft unterdurchschnittlichen Teenieklamotten, die uns sonst regelmäßig heimsuchen, wäre es um diese hier wirklich mal schade. Wobei man beim Plot an sich noch nicht unbedingt in frohe Erwartungshaltung gerät. Der präsentiert uns nämlich die sechzehnjährige Cady, die ihr bisheriges Leben mit den Eltern in Afrika verbracht hat und das Wort "Schule" daher nur mit Heimunterricht und Privatlehrer verbindet. Was aber "Überleben im Dschungel" wirklich bedeutet, erfährt Cady gleich am ersten Tag an einer typisch amerikanischen High School. Mit den dortigen Gegebenheiten und Regeln völlig unvertraut, ist die von den Mitschülern prompt "Africa" getaufte junge Frau auf dem besten Wege in diverse Fettnäpfchen zu treten. Daher nehmen sie kurzerhand Damian und Janis unter ihre Fittiche, zwei notorische Außenseiter im Gothic-Look. Gewarnt wird sie dabei in erster Linie vor den drei "Plastics", einer Gruppe außerordentlich hübscher und nach außen zuckersüßer Püppchen um die unangefochtene "Leaderin" Regina. Als diese dann aber Gefallen an dem attraktiven Frischling finden und sie spontan in ihre Gruppe aufnehmen, hat Cady große Bedenken. Doch ihre Freunde ermuntern sie zum Schein mitzuspielen, um so das verhasste Trio der Strahlemäuschen "von innen heraus" zu zerstören und damit einige alte Rechnungen zu begleichen. Cady willigt ein, bemerkt dabei aber nicht, wie sie innerhalb kürzester Zeit so in ihrer neuen Rolle aufgeht, dass sie dabei selbst zum arroganten "Plastic" mutiert.
Der knackige Originaltitel "Mean Girls" verdeutlicht mit zwei Worten bereits genau so deutlich, worum es hier geht, wie der eher alberne deutsche Verleihtitel: Um die fiesen Grabenkämpfe zickiger High School-Girls. Das kennen wir und ist nicht wirklich neu, wurde im Kino aber bisher eigentlich nur einmal wirklich gelungen umgesetzt, nämlich im einzig brauchbaren Film mit Miss Alicia Silverstone namens "Clueless". Der "Girls Club" ist nun natürlich weniger "Neunziger", aber mindestens genauso witzig und sogar ein bisschen intelligenter. Denn was Drehbuchautorin und "Saturday Night Live"- Star Tina Fey ihren jungen Schützlingen da so in den Mund legt, ist nicht nur frei von dem sonst in diesem Genre üblichen Fäkal- und Toilettenhumor, sondern sprudelt manchmal geradezu über vor feiner Ironie und bietet eine gar nicht mal so oberflächliche Darstellung der heutigen Teenagerbefindlichkeiten.
Der weiblichen Befindlichkeiten wohlgemerkt, denn die gleichaltrigen Kerle sind hier nicht viel mehr als Randfiguren und eigentlich auch gar nicht notwendig. Wenn Cady daher sehr zum Ärger Reginas mit deren Exfreund anbändelt, dient dies dann auch lediglich als Basis für neue Kleinkriege. Autorin Tina Fey spielt übrigens als Lehrerin gleich selbst mit und gibt den Damen somit auch vor der Kamera einige Weisheiten mit auf den Weg. Im Zentrum des Films steht aber ganz klar die erstaunliche Lindsay Lohan, die mit ihrer Präsenz beweist, dass sie tatsächlich so einen Film tragen kann und nach dem "Freaky Friday" vom letzten Jahr damit auch gleich ihren zweiten Hit abliefert. Ihre Verwandlung nach dem Motto "man muss erst selbst ein Monster werden, um ein Monster zu zerstören" führt dabei nicht nur zu zahlreichen lustigen, sondern auch zu einigen nachdenklichen Szenen. Und sorgt nebenbei dafür, dass hier tatsächlich zumindest weit genug unter die Oberfläche geschaut wird, um beide Parteien mal im Licht und mal im Schatten stehen zu lassen.
Dementsprechend präsentiert dann auch die unvermeidliche finale Läuterung ihre moralische Keule wenigstens mit einem kleinen Augenzwinkern. Das ist konsequent, das ist erfreulich und macht einen durchgehend netten und unterhaltsamen Film dann auch zu einem wirklich runden Vergnügen. Also keine Bedenken und ruhig rein in den "Girls Club".
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