Amerika - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das gilt vor allem in Hollywood. Dort werden im Gerichtssaal stets gerechte Urteile gefällt, während in Wirklichkeit oft Unschuldige hingerichtet werden. High School-Schüler bestellen Cocktails in der Strip-Bar, wo sonst selbst 24-jährige ihr wässeriges Bud Light nur unter Vorzeigen des Ausweises bestellen können. Die Schüler schwänzen und fahren zum Strand, um wilde Parties zu feiern, dabei ist es in New Jersey verboten, am Strand auch nur die Klamotten zu wechseln. Kino ist halt lustiger als Realität, das war eigentlich immer so. Dies will uns auch der Regisseur von "The Girl Next Door" beweisen.
Streber und Biedermann Matthew (Emile Hirsch, "The Emperor's Club") steht kurz vor seinem High School Abschluss und sorgt sich vor allem darum, ein Stipendium für die Georgetown Universität zu bekommen. Matt gehört nicht zu den beliebten Schülern, sondern hängt mit seinen Freunden Eli (Chris Marquette) und Klitz (Paul Franklin Dano) rum, die sich außer für Wissenschaft hauptsächlich für Pornografie interessieren, da sie bei den Cheerleadern eh keine Chance haben. Da kommt der Spaß schon mal zu kurz, bis Danielle (Elisha Cuthbert, "Old School", "24") ins Haus nebenan einzieht. Matts Träume scheinen sich zu erfüllen: Sie ist blond, sexy und hat es sich in den Kopf gesetzt, ihn zu rehabilitieren. Dass Matt in Wirklichkeit gar kein "Nerd" ist war natürlich schon am Anfang klar, denn Emile Hirsch ist viel zu gutaussehend für diese Rolle (man vergleiche zum Beispiel mit Ur-Nerd Anthony Michael Hall in "Breakfast Club" oder "Sixteen Candles"). Doch der Weg zum Happy End ist steinig, denn Dank Elis Fachwissen findet Matt bald heraus, dass Danielle früher ein Pornostar war, und das ausgerechnet jetzt, wo er gerade an einer Rede über Moralität schreibt....
Die zweite Teenager-High School-Sex-Komödien-Welle, angefangen 1999 mit "American Pie", nimmt anscheinend kein Ende. Dabei sollte die Tatsache, dass es schon eine Parodie namens "Nicht noch ein Teenie-Film" gibt, langsam eben dieses Ende einläuten. Erste Liebe, High School, Nerds gegen Coole, wer geht mit mir zum Prom? - alle diese Themen wurden schon in den 80ern von John Hughes und Cameron Crowe hinreichend bearbeitet, und zwar sehr viel origineller. Aber offenbar meinen die Produzenten, dass man diese weitaus besseren Filme der heutigen Generation nicht mehr zumuten kann, statt dessen gibt es einen billigen Abklatsch und bald womöglich auch noch Remakes. Nichts könnte schlimmer sein als ein Remake von "Pretty in Pink" mit Hillary Duff oder "Ferris macht blau" mit Joshua Jackson. Aber das nur am Rande...
"The Girl Next Door" strotzt nur so von pubertären Witzen, schlüpfrigen Doppeldeutigkeiten und peinlichen Situationen. Der Inhalt brachte dem Film in Amerika sogar ein R-Rating ein, das ironischerweise allen Teenagern unter 17 den Eintritt verwehrt (zumindest ohne Begleitung der Eltern). Dabei müsste das Zielgruppenalter eher bei 14 liegen. Wie war das noch mit der Doppelmoral?
Obwohl die erste Hälfte von "The Girl Next Door" denkbar flach, klischeehaft und berechenbar ist, geht es in der zweiten zumindest etwas bergauf. Verantwortlich dafür sind vor allem Matts Freunde Eli und Klitz, die als einzige für Komik sorgen, und weitaus mehr schauspielerisches Talent zeigen als Hirsch, der sich eher auf seine Rehaugen verlässt. Auch Danielles Produzent/Exfreund Kelly (Timothy Olyphant), der sie für die Branche zurückgewinnen will, tut sein Bestes, um der Geschichte etwas Kick zu geben. Am Ende überschlägt sich alles in dem Versuch, das Publikum doch noch zu überraschen und Matt cool, aber moralisch einwandfrei dastehen zu lassen. Hilft aber nichts. Also lieber Eintrittsgeld sparen, Freunde einladen, und "Breakfast Club" oder "Say Anything" gucken.
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