Dänische Delikatessen

Originaltitel
De Grönne Slagtere
Land
Jahr
2003
Laufzeit
95 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Anna Sola / 10. Februar 2011

Wenn man an die dänischen Filme der letzten Jahre denkt, bekommt man schon einen merkwürdigen Eindruck. Besonders die Mitglieder der Dogma-Gruppe verbreiteten ein trostloses Bild ihres Landes, in dem es anscheinend keine glücklichen Familien gibt und/oder die Menschen ganz einfach vom Schicksal gebeutelt sind ("Das Fest", "Italienisch für Anfänger"). Die Figuren sind meist Losertypen, die versuchen, ihr Leben zu meistern. Wo sind nur die glücklichen und erfolgreichen Dänen, oder gibt's die etwa wirklich nicht? Wollen die Regisseure mit Absicht von den sonnigen Dünen ihres Landes ablenken und filmen deshalb lieber in Plattenbauten? Passend zur Grill-Saison kommt jetzt "Dänische Delikatessen" von Regisseur Anders Thomas Jensen ins Kino. Obwohl "Dänische Delikatessen" kein Dogma-Film ist, konfrontiert uns Jensen ("Flickering Lights", sowie Drehbuch zu "Wilbur wants to kill himself" und "Stealing Rembrandt") mit einem gewohnt trostlosen Szenario, das obendrein auch noch schön makaber ist.
Svend (Mads Mikkelsen) und Bjarne (Nikolaj Lie Kaas) sind beste Freunde und arbeiten gemeinsam beim Metzger Holger. Dieser schikaniert den ständig schwitzenden Svend und den dauerbekifften Bjarne so lange, bis sie beschließen, trotz aller Selbstzweifel ihren eigenen Laden aufzumachen. Obwohl sie sich vor allem mit der Marinade riesige Mühe geben, bleiben die Kunden aus, bis ein Unfall im Kühlraum den beiden in Form des toten Elektrikers eine neue Delikatesse beschert. Der vom Misserfolg geplagte Svend fackelt nicht lange, und plötzlich steht der ganze Ort bei den Schlachtern Schlange, um eins von ihren marinierten "Hühnchenfilets" zu ergattern - schon brummt der Laden. Aber wie sollen die beiden für Nachschub sorgen? Können sie riskieren, die neugewonnenen Kunden zu enttäuschen? Ist Metzger Holger den beiden schon auf der Spur?

Da durch die unnötige Umbenennung des Films von "Die grünen Schlachter" in "Dänische Delikatessen" (in Anlehnung an Jean-Pierre Jeunets Kannibalen-Groteske "Delikatessen") schon wesentliche Plotelemente angedeutet wurden, ist hier jetzt auch nicht zuviel verraten worden. Vegetarier werden wohl die einzigen sein, die ohne mulmiges Gefühl diesen Film verlassen. Jensens schwarze Komödie überschreitet zwar einige Geschmacksgrenzen, jedoch verleihen die beiden Hauptdarsteller ihren skurrilen Figuren soviel überzeugende Menschlichkeit, dass man einfach mit ihnen Fiebern muss.
Besonders beeindruckend ist Nikolaj Lie Kaas, der neben Bjarne auch noch dessen geistig behinderten Zwillingsbruder Eigil spielt. Der wortkarge Mann mit festem Tritt zieht sich nach Ladenschluss am liebsten in sein mit Tierskeletten dekoriertes Zimmer zurück. Gerade als Bjarne beschließt, die den Bruder am Leben erhaltenden Maschinen ausstellen zu lassen, erwacht dieser aus dem Koma und konfrontiert Bjarne mit seiner Vergangenheit. Der wiederum hatte fest mit der Erbschaft als Anlage für die Schlachterei gerechnet. Natürlich wird alles noch durch Astrid (Line Kruse, "In China essen sie Hunde"), eine Totengräberin die Bjarne auf dem Friedhof kennen lernt, verkompliziert. Zwar ist auch Astrid etwas eigenartig und außerdem hart im Nehmen, dafür hat sie aber ein Herz für Eigil und will zwischen den Brüdern vermitteln. Fantastisch ist auch Mads Mikkelsen als der sich ewig selbst analysierende Svend. Ehrgeizig und Jammerlappen zugleich, versteht er es, sich und Bjarne immer weiter in Schwierigkeiten zu bringen und sich hinterher in einem endlosen Monolog selbst zu bemitleiden.
Trotz aller makabren Einzelheiten stehen das Menschliche und der Humor in diesem Film stets an erster Stelle. Auch moralisch gesehen wird der Zuschauer immer wieder auf die Probe gestellt und gezwungen, sich in die Situation der beiden Schlachter hineinzuversetzen. Die Gefühle und Konflikte wirken umso authentischer, da sie nicht im Hollywoodstil glattgebügelt werden. Neben echtem Elend zeigt Jensen die kleinen Freuden des Lebens und beweist, dass man sowohl über als auch mit seinen Figuren lachen kann.
Wer jetzt verunsichert ist: Es kann viel gelacht werden. Schon die letzte Szene allein ist das Eintrittsgeld wert, also nicht vorher gehen. "Dänische Delikatessen" machen nicht nur Lust auf Grillen, sondern auch auf mehr skurrile Filme aus Dänemark.


10
10/10

Schwarzer Humor vom Feinsten und tooll gespielt! Empfelenswert! Man sieht den Kühlraum aus einem ganz andeerem Blickwinkel! Und Fleisch sowieso... :)

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10
10/10

ööööhm, wie die meisten, im übrigen von wem auch immer offenbar mit allerfeinstem Filmgeschmack gesegneten Leute hier ;o), sage auch ich:

OBER-GENITALER FILM ever seeeeeeeen !!!!! :o)))

Nicht nur eine Komödie, sondern auch mit richtig tiefgehenden Momenten, und auch durchaus ziemlich selbstkritisch von den Dänen, alle Achtung !

Wer hier im übrigen nicht die Stellen erkennt, an denen wir alle loslachen und es einfach nicht rafft, der ist wohl mit sog. "Plastik-Filmchen" aus den drittklassigen Studios Hollywoods, wie ich sie zu nennen pflege, besser bedient. Mag sich jeder selbst seine Beispiele dafür aussuchen, da gibt es beileibe genug...;o)

Ergänzend möchte ich aber noch zum Film anmerken: ich spreche kein Dänisch, aber ich habe mir die Tonspur mal angehört, und na ja, da wird offenbar nicht so "intoniert" gesprochen... Fazit also: der Film auf Deutsch lebt ganz erheblich von der grandiosen Synchronisation, wie eigentlich alle Filme, die ins Deutsche synchronisiert werden !!!!! Da können wir uns schon durchaus auf die Schulter klopfen ;o) Besonders Svend bekam eine superpassende Stimme und sie unterstreicht seine arme, zerrüttete Seele nur zu genial ! Superperformance des Sprechers, allerbest !!!!!!!!!!!!!!

Endbewertung: 11 / 10 Äuglein !! ;o))

zwei der unzähligen Top-Zitate aus dem Film für mich:

1. Holger: Du kommst mir hinter keine Theke, Svend, und weißt Du auch warum ? ......... DU SCHWIEEEEETZT, ja, und Du bis ekelig.....;o))))

2. Bjarne: eeehm, eeeh, d-das ist ein kleiner Schwede, den ich heute nacht im Park gefunden habeKOMMMMMMMMM.....;o)

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10
10/10

Einfach genial, Anders Tomas Jensen hats einfach drauf rabenschwarze Filme zu drehen, ein muß für jeden Freund des total kranken bitterbösen Humors.

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10
10/10

Der Film ist einfach nur genial. Es gibt nichts besseres als ihn. Ich will ihn jetzt gerade sehen, aber es geht nicht. Jeder Tag ohne Eigil ist ein verlorener Tag.

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10
10/10

Eine ganz klare 10 von 10. Nachdem mich der Klappentext erst nicht so mitgerissen hat hat es der Film danach um so mehr. Und die Gratwanderung zwischen Trgödie und Komödie. Phantastisch.

Die Leistung der deutschen Synchronsprecher übertrifft des normalerweise lausige Auftreten der deutschen Synchronstimmen in Hollywoodfilmen und Serien bei weitem. Habe selten einen Film gesehn der so gut Synchronisiert wurde.

Würde für den Film auch durchaus 11 Augen vergeben. Aber das geht ja nich. Also kann ich ihn euch nur ans Herz legen.

Besser als "In China essen Sie Hunde" "The Good Cop" und "Old Men in new Cars"

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10
10/10

total genialer film. wir haben uns todgelacht. es ist echt rabenschwarz. auf jeden fall sehenswert!

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8
8/10

also der film ist zwar echt gut aber es fehlte mir doch etwas an horror war eher nen psycho film und ne komödie ...

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10
10/10

Geniale schwarze und böse Komödie. Wir haben Tränen gelacht!

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7
7/10

Ich finde vieles im Film wirklich gelungen! Die Charaktere werden wunderbar herausgearbeitet, hier wird wirklich viel Wert auf Details gelegt. Sehr sympathisch! Auch die Geschichte ist mal was anderes, spannend und interessant.
Allerdings muss ich sagen, dass auch ich, wie viele andere hier auch, etwas hin-und-hergerissen bin. Der Film ist für eine Komödie nicht lustig genug, schwarzer Humor hin oder her, gelacht habe ich fast nicht. Für ein Drama ist er zu grotesk, kann teilweise gar nicht ernst genommen werden. Bleibt also die Frage, was für ein Film es letzlich ist? Diese Einordnung fällt schwer und zu einem absoluten Top-Film gehört das meiner Ansicht nach doch. Aber auch wenn man nicht genau weiß, was es eigentlich ist, eines ist klar:
Es ist ein kreativer, eigenwilliger, bewegender und guter Film!

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