Amanda (Cameron Diaz) wohnt in L.A. und ist nicht fähig eine funktionierende Beziehung aufrechtzuerhalten. Ihr wird schnell klar, dass sie unbedingt mal Urlaub von ihrer Umgebung braucht. Zur gleichen Zeit weint sich in England Iris (Kate Winslet) die Augen aus, da ihre große Liebe sie für eine Andere sitzen gelassen hat. Die beiden Frauen begegnen sich im Internet, tauschen kurzentschlossen ihre Häuser und verreisen in ein ihnen unbekanntes Land, wo sie, wie könnte es auch anderes sein, zwei Männer treffen, die ihr Leben von Grund auf verändern könnten. Und wenn sich diese Tauschferien ihrem Ende neigen, wird nichts mehr so sein wie es vorher war.
Eines vorweg: Überraschungen gibt es in diesem Film nicht.
Die Frage "Werden sie zueinander finden?" kann man ganz
klar mit einem "Ja" beantworten und verrät dabei
nichts, was man nicht schon vom Filmplakat her erraten könnte.
Die meisten Sequenzen sind natürlich kitschig inszeniert und
bedienen nahezu im Minutentakt die gängigen Genreklischees.
Hans Zimmer stiftet dazu einen schmalzigen Soundtrack, den er sich
zum großen Teil von "Garden State" abgeschaut hat,
und die Harmonien des Scores klingen verdächtig oft nach "Sideways".
Solche Filme führen eigentlich immer dazu, dass Filmkritiker
ihre Augen verächtlich rollen und den Hollywood-Liebeskitsch
- der vornehmlich alle Jahre wieder in der Adventszeit zu uns in
die Kinos kommt - über sich ergehen lassen, während sie
mental schon den Verriss schreiben.
Tatsächlich
ist "Liebe braucht keine Ferien" eigentlich nichts weiter
als handelsübliche Dutzendware aus Hollywood, mit dem üblichen
Unterhaltungswert und den üblichen Schwächen. Liebesgeschichten
dieser Art strotzen vor Logiklöchern im Drehbuch. Doch Regisseurin
Nancy Meyers ("Was Frauen wollen",
"Was das Herz begehrt")
bildet sich nicht ein, das Genre der RomComs neu zu erfinden.
Manchmal ist das Filmegucken halt eine eigentümliche Angelegenheit.
Man weiß zwar, wie der Hase in romantischen Komödien
läuft, aber was kann man machen, wenn selbst diese einfach
gestrickten Geschichten und Bilder einen verzaubern? Ab und zu geht
es im Kino nun mal nicht um die Logik einer Geschichte. Dann geht
es nur um die Personen, die einen begeistern. Es geht um Amanda,
Iris, Graham, Miles und um ihre ersten Begegnungen. Der Film verlässt
sich auf seine Schauspieler und er tut gut daran, weil so die störende
und vorhersehbare Geschichte in den Hintergrund rückt.
Das
Darsteller-Quartett ist ein wahrer Glücksgriff. Cameron Diaz
spielt wunderbar hysterisch und erinnert in den stärksten Szenen
an die Glanzzeit einer Goldie Hawn. Kate Winslet tritt herrlich
unverkrampft auf. Und die beiden Männer? Jude Law gibt sich
very british und ist so viel ehrlicher und präsenter als Hugh
Grant es je hätte sein können, und Jack Black bleibt seinem
Image als leicht trotteliger Schmusebär treu, ohne sich durch
zuviel seines üblichen Gekaspers für eine Lovestory unmöglich
zu machen. Alle vier spielen wunderbar ironisch und schmettern sich
die bissigen und sarkastischen Dialoge mit Freude gegenseitig an
den Kopf.
Dabei trumpft "Liebe braucht keine Ferien" auch immer
wieder dann auf, wenn er die Nebenhandlung um den 80-jährigen
Drehbuchautor Arthur Abbot (grandios Eli Wallach) aufgreift. Iris
trifft Arthur und lernt durch ihn die Magie des alten - für
Arthur des wahren - Hollywood kennen. Die alten Melodramen und Klassiker
von
"Casablanca" bis "Manche mögen's heiß".
Er war einer, der die Anfänge der Filmindustrie noch miterlebt
und mitgestaltet hat. Als Arthur
von der "Writers Guild of America" geehrt werden soll
und sich zunächst vehement dagegen streubt, nutzt Nancy Meyers
diese Situation, um dem aktuellen Studiosystem und der kommerziellen
Vermarktungskette eine kleine Ohrfeige zu verpassen. Anders kann
man es sich nicht erklären, warum die letzten Szenen des Films
in England spielen, in der alten Welt. Meyers scheint Hollywood
den Rücken kehren zu wollen und nimmt vier große Schauspieler
gleich mit. Damit befindet sie sich mit Woody Allen in bester Gesellschaft.
Ja, auch der neue Film von Nancy Meyers bietet weder großartige Wendungen noch wirklich Neues. Mut zu aufregenden Erzählformen sucht man vergebens und selbst die Geschlechteraufteilung gleicht ihren vorherigen Filmen. Außerdem sind 138 Minuten Spielzeit eindeutig zu lang für den Stoff und man könnte noch viel mehr herummäkeln. Aber es darf zum Privileg des Filmkritikers gehören - wenigstens einmal im Jahr - sagen zu dürfen: Na und?
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