Ender's Game - Das große Spiel

Originaltitel
Ender's Game
Land
Jahr
2013
Laufzeit
114 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 23. Oktober 2013

ender 1Auf der Erde der Zukunft wirkt noch immer der Angriff der außerirdischen „Formics“ nach, die zwar letztlich erfolgreich zurückgeschlagen werden konnten, deren Rückkehr man aber weiterhin befürchtet. Auf der Suche nach talentierten Taktikern und starken Persönlichkeiten, welche die Menschheit bei einem neuen Krieg führen könnten, setzt das Militär vor allem auf die Förderung und Ausbildung überdurchschnittlich begabter Kinder. Unter diesen befindet sich auch der zwölfjährige Ender Wiggin (Asa Butterfield), der von allen das viel versprechendste Talent zu sein scheint. Vor allem der erfahrene Colonel Hyrum Graff (Harrison Ford) sieht in ihm einen zukünftigen Führer, der einmal die Nachfolge des legendären Commanders Mazer Rackham (Ben Kingsley) antreten könnte. Doch zunächst stellt sich für Ender die Aufgabe, nicht nur die diversen strategischen Herausforderungen am Simulator und im bewaffneten Kampf zu meistern, sondern sich auch als Führungspersönlichkeit gegenüber seinen Mitbewerbern zu etablieren.

 

ender 2Wie bitte? Zwölfjährige als Führungspersönlichkeiten im bewaffneten Kampf? In der Tat und spätestens als man sich hier nicht zu schade ist, einen brüllenden Drillsergeant im „Full Metal Jacket“-Stil auf die Kinder loszulassen, dürfte sich beim einen oder anderen Betrachter das bereits zu Beginn vorhandene Magengrummeln zu einem mittleren Geschwür entwickeln. Wo der Sprössling sich dadurch für höhere Aufgaben qualifiziert, dass er auf den bereits am Boden liegenden Gegner weiter eintritt (damit dieser auch bestimmt nie wieder einen Streit anfängt) und die Eltern dann bei der Frage, was mit ihm weiter geschieht, komplett übergangen werden („Sie haben hier nichts zu melden“), da gibt sich der faschistisch angehauchte Staat keine große Mühe diese Tendenz zu verbergen und muss die latent vorhandene Bedrohung von Außen als Rechtfertigung genügen. Doch Gemach, denn die mehrteilige Romanvorlage von Orson Scott Card hätte sich nicht zu einem modernen Science-Fiction Klassiker entwickelt, wenn nicht doch ein wenig mehr darin stecken würde.

ender 3Nachdem es einem also mehr als eine Stunde lang so geht, als befände man sich in einer Art komplett ironiefreien Variante der „Starship Troopers“, bekommt „Ender's Game“ schließlich doch noch die Kurve und stellt dann auch genau die Fragen, die sich hier förmlich aufdrängen. Da die Geschichte zudem auf eine große und gelungene Pointe zusteuert, lohnt sich daher das Ausharren im Kinosessel. Bis es soweit ist und solange sich im Vordergrund das fragwürdige Spiel um Führer und Manipulatoren abspielt, sorgen aber vor allem die prächtigen Sets (für die passenderweise ehemalige Hallen der NASA genutzt wurden) sowie die Darstellerleistungen für etwas bessere Laune.

Die schauspielerische Arbeit teilen sich dabei auf der einen Seite gestandene Routiniers wie Ben Kingsley, Viola Davis („The Help“) und Harrison Ford, wobei vor allem die Rückkehr des ehemaligen Han Solo ins Weltall dank einer eher zwielichtigen Rolle nicht ohne Reiz ist. Ihnen gegenüber steht ein Ensemble an Nachwuchsdarstellern, in dem sich Hailee Steinfeld („True Grit“) und Abigail Breslin („Little Miss Sunshine“) finden, das aber in erster Linie von Asa Butterfield angeführt wird. Der fiel vor einem Jahr als „Hugo Cabret“ auf und schultert nun in einer weiteren Titelrolle als Ender Wiggin fast den gesamten Film. Was noch dadurch erschwert wird, dass es sich bei dem jungen Genie fraglos um eines an der Schwelle zum Wahnsinn handelt, dem zudem moralische Fragen und psychische Herausforderungen auferlegt werden, die selbst einen Erwachsenen kaum ruhig schlafen lassen könnten. Sowohl Wut und Angespanntheit, als auch Arroganz und Entschlossenheit bringt der junge Schauspieler aber überzeugend auf die Leinwand und meistert seine große Aufgabe somit bravourös.

ender 4„Ender's Game“ erzeugt durchgehend eine bedrückende und unangenehme Atmosphäre und trotz der durchaus niveauvollen Auflösung der Geschichte ist damit dann nicht alles verziehen. Denn da Orson Scott Card sich einen Ruf als nicht besonders liberaler Mensch erarbeitet hat, der vehement gegen die Ehe unter Homosexuellen argumentiert und dessen ultra-konservatives Image kürzlich dafür sorgte, dass ein von ihm geschriebener Superman-Comic aufgrund von Boykottandrohungen der Händler erst einmal auf Eis liegt, stellt sich im Hinterkopf die Frage, wie sehr der Autor dann vielleicht doch mit der von ihm geschilderten, alles andere als demokratischen Weltordnung sympathisiert.

Aber wie dem auch sei, neben seiner unbestrittenen handwerklichen Qualität bietet „Ender's Game“ jedenfalls auch die seltene Möglichkeit im Kino einen hochinteressanten, komplexen SF-Stoff zu erleben, der mal nicht als kleine Independent-Produktion, sondern im Blockbuster-Format daherkommt. Und der zum Diskutieren anregt.

Bilder: Copyright

Warum die persönliche Meinung des Regisseurs über ein ohnehin öffentlich stark umstrittenes Thema wie die Homo-Ehe, hier in der Rezension Erwähnung findet und darüber hinaus auch noch die Bewertung des Films zu beeinflussen scheint, ist mir schleierhaft. Erinnert mich ein wenig an die ewig wehrende Hetzkampagne gegen den Scientologen Tom Cruise.
Was tut das zur Sache?

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Die Bewertung zu beeinflussen scheint? Woran machen Sie das fest? Man kann sich bei einem bestimmten Image eines Regisseurs durchaus bestimmte Fragen stellen. Wieso nicht? Erscheint mir vollkommen legitim.

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4
4/10

Kann nicht nachvollziehen wo bei dem Streifen die Vielschichtigkeit sein sollte. Da hat der Rezensent wohl mehr in die Handlung projiziert als der Film beabsichtigt hat. Auf mich wirkten die meisten Charaktere eindimensional, die Dialoge platt (teilweise sogar ziemlich dämlich) und die Handlung zwar schön hübsch und modern inszeniert aber leider nicht wirklich originell. Den Twist gegen Ende nominiere ich dann auch schon mal als vorhersehbarste Wendung des Jahres. Das ganze mutet wie eine kompetente aber dennoch routinierte, uninspirierte Pflichtübung aller Beteiligten an und kann dadurch jeden halbwegs anspruchsvollen Zuschauer nur enttäuschen.

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2
2/10

Bin schon lange nicht mehr mit einer so bittersüßen Mischung aus Lachkrämpfen, unglaubwürdigem Entsetzen und Fremdschämen auf meinem Sitz herumgerutscht. Kingsley und Ford gehören mittlerweile der alternden Darstellerriege an, die wohl vergessen haben, dass man Rollenangebote auch ablehnen kann. Keinen Moment kommt in diesem Film ein Gefühl von wirklicher Bedrohung oder Spannung auf und die Militärakademie, die gerne als Bootcamp wirken möchte, erweckt eher den Anschein eines straff geführten Ferienlagers mit state-of-the-art Laser Tag Anlage. Vergleiche mit Full Metal Jacket verbitte ich mir da ausdrücklich. Die ganze verhaltene PG-13 Violence tut ihr übriges, um diesen Film in die wachsende Reihe der verdrängungswürdigen, mittelmäßig-schlechten "Blockbuster" dieses Jahres einzureihen.

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5
5/10

Wieder einmal bewährt sich die Regel: "Wenn Ben Kingsley mitapielt, wird
es Mittelmaß" denn auch Ender kann einen nicht wirklich begeistern.

Nicht das der Film schlecht wäre. Er kommt nur nie wirklich in Fahrt.
Des weiteren empfindet man wenig wirkliche Symathie für Ender und man
kann die Beweggründe, warum ein Kind bei so einer Sache überhaupt mit-
machen will, nicht nachvollziehen.
Zu wenig wird auf die sozialen Komponenten eingegangen, die Motive der
Menschen dieser Zeit. Man muss sich aus den Informationsbrocken seine
eigenen Rückschlüsse ziehen und so fehlt dem Film dann auch die Atmos-
phäre. Die Effekte sind gut, aber das erwartet man heute auch einfach.

Das "Ende" überrascht dann auch nicht wirklich und man kann auch kaum
erwarten gänzlich befriedigt den Kinosaal zu verlassen. Zu viele offene
Fragen gehen einem durch den Kopf.
Oder war es am Ende doch nur Harry Potter im All ?

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9
9/10

Kann mich der Mehrheit nicht anschliessen ! Mir hat der Film sehr gut gefallen , Story und Effekte vom feinsten, würd mich sogar auf eine Fortsetzung freuen.

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Ohohoh wie kommst du auf diese regel? Ich habe grade gestern mal wieder "you kill me" gesehen und ben Kingsley ist für mich ein wirklich guter Grund einen Film zu sehen! Zu ender wurde bereits alles gesagt. Ich mag diese Seite. Danke für eure guten Beiträge!!

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7
7/10

"Starship Troopers ohne Ironie" trifft es schon recht gut.

Mich hat der Film überzeugt. Ich finde es gut, dass die gesellschaftlichen Hinter- und -abgründe nicht so in den Vordergrund gerückt werden und sich erst im Laufe des Filmes offenbaren.

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3
3/10

114 Minuten pure Langeweile. Die Bedrohung durch Außerirdische schockt nicht. Die Ausbildung und persönliche Entwicklung von Ender überzeugt nicht und ist vorhersehbar. Die Stellung des Militärs im Kontext von Gesellschaft und Familie wirkt nicht. Dazu sind alle Dialoge platt. Also im Großen und Ganzen ein schwacher Film, den man nicht sehen muss.

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