Neues aus der Rubrik "Berufe, die es nur im Film gibt": Ray Breslin (Stallone) berät Gefängnisse in Sachen Ausbruchssicherheit, und zwar indem er sich als vermeintlicher Häftling dort einsperren lässt und dann auszubrechen versucht. Weil Breslin so verdammt gut in seinem Job ist, ist er bisher noch aus jedem Gefängnis wieder raus gekommen - dass er dafür manchmal Monate hinter Schloss und Riegel verbringen muss, gehört da zum Berufsrisiko. Als ein neuer Auftraggeber an ihn heran tritt, um ein supergeheimes Hochsicherheitsgefängnis auf Herz und Nieren zu prüfen, sagt Breslin trotz der Bedingung zu, dass sein Team und sein Geschäftspartner aus Geheimhaltungsgründen nicht erfahren dürfen, wo sich besagtes Gefängnis eigentlich befindet. Dass nun keiner weiß, wo genau er jetzt hingebracht wird, erweist sich bereits als Problem, als Breslin auf dem Transport bezeugt, wie ein anderer Gefangener brutal umgebracht wird. Als er den Auftrag darum sofort abbrechen will, muss er indes feststellen, dass der Gefängnisdirektor Hobbes (Jim Caviezel) sich vom "Abbruchcode" völlig unbeeindruckt zeigt und Breslin in seine vorgesehene Zelle wirft. Dem Ausbruchsexperten dämmert, dass er reingelegt wurde und er tatsächlich in diesem Gefängnis verrotten soll. Der Ausbruch wird zur zwingenden Notwendigkeit, wenn Breslin hier jemals wieder lebend raus kommen will. Um das zu schaffen, braucht er einen Verbündeten, und findet ihn in dem geheimnisvollen Mitgefangenen Emil Rottmayer (Schwarzenegger).
Stallone! Schwarzenegger! Im selben Film! Es gab mal eine Zeit, da hätte allein diese Tatsache ein phänomenales weltweites Medienecho und einen nicht minder heftigen Besucheransturm ausgelöst. Allerdings liegt diese Zeit ungefähr 25 Jahre zurück, und im Jahr 2013 müssen "Sly" und der ehemalige "Governator" feststellen, dass sich die Zeiten wirklich sehr geändert haben. Wäre ihr erster gemeinsamer Kinofilm (als der "Escape Plan" trotz Schwarzeneggers Auftritten bei den "Expendables" beworben wird) früher ein Blockbuster gewesen, ist es heute nur noch ein B-Film. Und die Leute kratzt es auch nicht mehr: Nicht mal zehn Millionen Dollar spielte "Escape Plan" an seinem Startwochenende in den USA ein und muss bereits als Flop verbucht werden.
Es wäre sehr wohlmeinend zu sagen, dass der Film mehr als das verdient hat, denn ernsthaft bemerkenswert ist er wirklich nicht. Abgestraft zu werden tut ihm allerdings auch Unrecht. Denn das, was "Escape Plan" tun will, tut er zumindest ganz anständig und solide. Einem wahren Genre-B-Film entsprechend sind die eigenen Ansprüche aber halt auch recht bescheiden kalibriert, großes und spektakuläres Kino sollte man also nicht erwarten. Zu den originellsten Details gehört hier bereits, dass Ober-Gangsta-Rapper 50 Cent in seiner Zweitkarriere als Schauspieler hier nicht etwa einen oberharten Knastinsassen spielt, sondern in der "Außenwelt" als Teil von Breslins loyalem Team einen zurückhaltenden Computer-Nerd gibt.
Breslins ausgefuchste Ausbruchspläne verblüffen auch nicht gerade durch ihre Genialität, zu auffällig legt sich das Drehbuch die entscheidenden Details zurecht und lässt das Drumherum dafür bequem schwammig. In Sachen Logik sollte man hier sowieso nicht so genau hinschauen, weder bei der Architektur des vermeintlich echt total ausbruchssicheren Super-Gefängnisses, noch bei den Rahmendetails, die dessen bloße Existenz erklären sollen. Das alles ist höherer Blödsinn, überoffensichtlich darauf hingebogen, dass man die angepeilte Ausbruchs-Mär so erzählen kann, wie man gerne möchte.
Wenn man sich den Spaß von so etwas nicht grundsätzlich versauen lässt, ist "Escape Plan" durchaus unterhaltsam. Und das ist, jawohl, seinen beiden Hauptdarstellern zu verdanken, deren abgeklärte Routine hier so exzellent zur Geltung kommt, dass man es fast schon als cool bezeichnen könnte. Während Stallone als tragende Hauptfigur sich noch ein bisschen mehr mühen muss, hat Schwarzenegger sichtlich entspannten Spaß an der Sache, vor allem wenn sein Rottmayer und Slys Breslin sich selbstironische Sprüche um die Ohren hauen und sich z.B. attestieren, schlauer zu sein als sie aussehen. Schwarzeneggers beste Szene entfaltet allerdings nur in der Original-Version ihre volle amüsante Note: In einer Strafzelle startet Rottmayer ein Ablenkungsmanöver, indem er einen klaustrophobischen Anfall vortäuscht und plötzlich in seiner (und Schwarzeneggers) Muttersprache zu fluchen und klagen beginnt.
Immerhin kann man dem Drehbuch zugute halten, dass es im Zwischenspiel seiner Charaktere weitaus bessere Arbeit leistet als bei der kruden Konstruktion seines Grundkonzepts, und die Backstory, mit der Breslins Motivation für seinen sehr eigenwilligen Beruf erklärt wird, ist in ihrer Auflösung richtiggehend rührend. Dass so etwas in einem Stallone/Schwarzenegger-Film als bemerkenswerter Höhepunkt angeführt wird, spricht indes auch Bände darüber, dass die Action hier so übersichtlich ausfällt, dass man sie kaum in die Genre-Bezeichnung aufnehmen mag. Ansprechend flott und gefällig inszeniert ist "Ecape Plan" trotzdem. Der schwedische Regisseur Mikael Hafström, der einst mit dem herausragenden "Evil" das Ticket gen Hollywood löste und seitdem mit verlässlicher Konstanz saubere Genre-Auftragsware abliefert ("Zimmer 1408", "The Rite", "Entgleist"), legt hier gewohnt beanstandungsfreie Arbeit hin - nicht wirklich toll, aber auch nicht wirklich schlecht.
Das bleibt dann auch das Fazit für den ganzen Film: Ehrliches, bodenständiges Mittelmaß. Kann man sich angucken, muss man aber nicht. Für einen seichten Abend mit Unterhaltung aus dem Regal der Leih-Videothek tut "Escape Plan" definitiv nicht weh. Dass man so einmal den ersten gemeinsamen Kinofilm von Stallone und Schwarzenegger resümieren würde, hätte man sich vor 25 Jahren allerdings auch nicht erträumen lassen.
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