Nach seiner gefeierten und mit einem Oscar ausgezeichneten Johnny Cash-Biographie "Walk the Line" kehrt Regisseur James Mangold nun mit einem waschechten Western zurück auf unsere Leinwände. Damit reiht er sich in eine kleine Wiederbelebung dieses ur-amerikanischen Filmgenres ein: Nach Andrew Dominiks elegischem "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" und Tommy Lee Jones' wunderbarem Spätwestern "Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada" (der vor einigen Wochen leider nur in sehr geringer Zahl in die deutschen Kinos kam) haben wir es nun mit einem Remake zu tun.
Der Original "Todeszug nach Yuma" ist ein Genre-Klassiker von 1957, damals mit Glen Ford und Van Heflin als Outlaw Ban Wade und Farmer Dan Evans unter der Regie von Delmer Daves. Jetzt ist es Christian Bale (als Evans), der sich unter Einsatz seines Lebens anbietet, den Schwerstverbrecher Russell Crowe (als Wade) für ein hübsches Sümmchen zum 3:10-Uhr-Zug ins Staatsgefängnis nach Yuma zu schaffen. Der Weg allerdings ist lang und Wade ein cleveres Bürschchen, das auch gefesselt noch Gefahr für Leib und Seele darstellt und außerdem seine treue Bande zwecks Befreiung auf seinen Fersen weiß.
Im Original ein relativ preiswert produzierter B-Western, konnte "Todeszug nach Yuma" zwar nicht mit Panorama-Aufnahmen der unendlichen Prärie protzen, konzentrierte sich dafür aber beeindruckend auf die psychologischen Dimensionen seiner Figuren. Das gelang damals und heute vor allem aus einem Grund: Der Brillanz der beiden Hauptdarsteller.
Im Remake sind dies der scheinbar ewig von inneren Dämonen gejagte Christian Bale und der wunderbar kernige Russell Crowe. Bale spielt den aufgrund einer Verletzung aus dem Bürgerkrieg hinkenden Bauern Dan Evans, der seine Farm nicht für eine geplante Bahnstrecke aufgeben will und dafür seinen Stall in Flammen aufgehen sieht. Als er Zeuge der Verhaftung des berüchtigten Outlaws Ben Wade wird, ergreift er aus purer Verzweiflung die Gelegenheit und stellt sich freiwillig zur Verfügung, als ein Team gesucht wird, um den Verbrecher zum Zug nach Yuma zu eskortieren. Ein Himmelfahrtskommando, doch mit der Belohnung könnte Evans seine Schulden begleichen und seine Farm und Familie retten.
Bale baut dabei eine großartige Fassade der Unnahbarkeit um seinen Charakter auf, dem zwar durchaus die Sympathie des Publikums gehört, der aber doch auch immer etwas an sich hat, das eine viel dunklere Seite in ihm vermuten lässt. Diese kommt im Film vor allem dann zum Vorschein, wenn es zu den feinen, aber leider zu seltenen Konfrontationen zwischen Wade und Evans kommt. Dann werden aus winzigen Anspielungen auf die düstere Zeit während des Bürgerkriegs tief greifende Beleidigungen der Ehre.
Crowe ist wieder mal großartig als gemeiner aber alles andere als dummer Ganove. Seine Augen werden immer wieder zu engen Schlitzen, wenn er versucht sich mit rhetorischen Kniffen aus seiner Lage zu befreien. Sanft, intelligent und doch immer auch wild und mörderisch zugleich ist Crowe eine beeindruckende Verkörperung der Ambivalenz eines Schurken mit eigenem Ehren-Kodex geglückt.
Auch die restlichen Rollen sind wunderbar besetzt, beispielsweise Ben Foster als wunderbar fieser und gewissenloser Handlanger Wades. Und auch Hollywood-Veteran Peter Fonda ist in einer wunderschönen kleinen Nebenrolle zu sehen.
Es sind einige Kleinigkeiten, die das Gesamtbild dann doch etwas trüben. Immer wieder driftet der Film in Nebensächlichkeiten ab, bekommt dadurch eine völlig unnötige Länge und verliert den Hauptkonflikt aus den Augen. Es scheint, als ob Mangold versucht hat, das ursprüngliche nackte Psychoduell seiner beiden Hauptfiguren durch übliche Westernklischees auszuschmücken. Dadurch verliert sich leider all zu oft der eigentliche Reiz der Geschichte: Dass Evans und Wade auf ihrer Reise immer mehr Gemeinsamkeiten entdecken und eine ganz besondere Form von Respekt füreinander entwickeln.
Denn letztlich gehören sie beide zum gleichen Schlag wie alle großen, tragischen Westernhelden: Die aussterbenden Pioniere des Wilden Westens, die Outlaws und einsamen Farmer, die von der Eisenbahn und dem Fortschritt überrollt und verdrängt werden. In dieser Hinsicht bleibt "Todeszug nach Yuma" ein ganz klassischer Vertreter seines Genres, der trotz seiner Längen immer noch bis zum sehr überzeugenden Ende fesseln kann.
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