Die Ankündigung, dass inmitten der aktuell grassierenden Remake-Welle bekannter Horror-Klassiker nun auch ein neuer Dracula ins Haus steht wird sicher nicht bei jedem sofort den Pulsschlag erhöhen. Der Blick auf den Regisseur lässt allerdings aufhorchen, denn bei Luc Besson weiß man: Das wird mit Sicherheit kein Arthouse-Werk, sondern ein ziemlich wildes und buntes Stück Kino mit einigen verrückten Ideen. Und so ist es dann auch, wir haben hier z.B. eine Vampirgestalt, der dank des von ihm entwickelten Parfums die Frauen reihenweise zu Füßen liegen und die dabei in einen wahren Lustrausch geraten. Der sich von einer Truppe lebendig gewordener Steinfiguren bedienen lässt und seinen ganzen Elan in eine bis zum Pathos und Edelkitsch überhöhte Romanze investiert, die letztlich der einzige Antrieb für all seine Pläne, Taten und Morde ist.

Die über mehrere hundert Jahre laufende Suche nach der Reinkarnation seiner Geliebten und die Herkunft des Obervampirs als ehemals sterblicher Fürst und Krieger Vladimir wurden natürlich schon öfter thematisiert, mal mehr (Coppolas Dracula), mal weniger („Dracula Unhold“) erfolgreich und beeindruckend. Bessons Beitrag fährt nun natürlich ordentlich auf in Sachen Set Pieces, Kulissen und Kostüme, hat selbstverständlich keinerlei Scheu vor dem intensiven Einsatz unterschiedlich gelungener digitaler Effekte und überdrehter Charaktere. Was aber halt auch dafür sorgt, dass diese zwei weiteren Stunden mit dem blutgierigen Grafen extrem und unterhaltsam geraten. Es wird getanzt, gewütet und geliebt, selbst die Helfer und Dienstboten treiben es wild und bieten ihren Darstellern Gelegenheit für die ein oder andere intensive bis überdrehte Performance.

Nur einer macht in diesem Zirkus einfach nur wieder mal das was er eigentlich immer tut – und stiehlt dabei dennoch allen die Show: Christoph Walz als von der Kirche beauftragter Priester zur Vernichtung der Vampirgestalt spielt diese Rolle mit all der Lakonie, Überheblichkeit und dennoch erkennbaren Liebenswürdigkeit, die jeden Auftritt seines Van Helsing-Verschnitts zu einem Höhepunkt macht. Da verblasst dann auch der keineswegs schlechte Caleb Landry Jones in der Rolle der eigentlichen Titelfigur und tritt kurz zurück ins zweite Glied. Das Ergebnis ist ein wilder Mix aus Fantasy mit ein bisschen Horror, einer Prise Muse und sogar unerwartet viel Humor. Ob das alles als im klassischen Sinne „gut“ bezeichnet werden kann bleibt zwar eher zweifelhaft, kurzweiliges Entertainment ist es aber allemal geworden.
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