Jupiter Ascending

Originaltitel
Jupiter Ascending
Land
Jahr
2015
Laufzeit
127 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 3. Februar 2015

1999 schufen Andy und Lana Wachowski mit der "Matrix" so etwas wie den ersten Film des neuen Jahrtausends, doch 15 Jahre nach diesem legendären Meilenstein sieht es so aus, als hätten sich die beiden nerdigen Geschwister seitdem die Freiheit genommen, sich selbst in dem riesigen Comicbuch-Laden einzusperren, den sie ihre Gehirne nennen, ohne jede Absicht, da jemals wieder raus zu kommen. Konnte man ihrem ersten Post-"Matrix"-Projekt, der Adaption von Alan Moores Comic-Roman "V wie Vendetta" mit seiner politischen Dystopie noch so etwas wie einen gewissen Bezug zur Realität unterstellen, haben sich die Wachowskis danach nur noch dem reinen Eskapismus verschrieben - mit mindestens fragwürdigen Ergebnissen. Jupiter AscendingMit genug Narrenfreiheit ausgestattet, um Multi-Millionen-Budgets für Filme ausgeben zu dürfen, deren primäres Zielpublikum sie selbst zu sein schienen, servierten die Wachowskis erst die knallbunte Kinder-Anime-Animation "Speed Racer" ab und dann in Kooperation mit Tom Tykwer das völlig überfrachtete Fantasy-Episoden-Epos "Cloud Atlas" - beides Projekte, die wenig überraschend keinen sehr breiten Anklang beim Kinopublikum fanden. Die Wachowskis in ihrer schönen, bunten Seifenblase hat das indes nicht tangiert, denn mit ihrem neuen Film machen sie im Prinzip weiter wie bisher. "Jupiter Ascending" wirkt wie die Verfilmung eines selbst ausgedachteten Comicbuchs, bei dem die Wachowskis einfach darauf verzichteten, den eigentlichen Comic zu Papier zu bringen, und gleich den Film daraus gemacht haben. Und wie bei ihren anderen Filmen beweisen die Geschwister leider auch hier, dass sie die visuelle Ausgestaltung ihrer Fantasiewelten viel mehr interessiert als die Geschichte, die sie darin erzählen.

Die dreht sich diesmal um die junge Frau Jupiter Jones (Anna Kunis), Sprössling einer russischen Einwandererfamilie in den USA, deren wenig erbauliches Leben hauptsächlich darin besteht, sehr früh aufzustehen und dann mit Mutter und Tante den ganzen Tag die Wohnungen reicher Leute zu putzen. Dass sie jedoch zu deutlich Höherem berufen ist, beginnt Jupiter zu dämmern, als auf einmal ein paar Außerirdische auftauchen, die ihr offensichtlich nach dem Leben trachten, dicht gefolgt von dem genetisch manipulierten Weltraum-Soldaten Caine (Channing Tatum), der sie wiederum um jeden Preis retten will. Jupiter AscendingWas die junge Dame ebenso wie der Rest der Menschheit nämlich nicht ahnt: Die Erde ist nur ein Teil eines Universum-weiten Netzwerks an Planeten mit humanoidem Leben, die allesamt zum "Besitz" der galaktischen Königsfamilie Abrasax gehören. Nachdem deren Monarchin jüngst verstorben ist, ist nun ein Machtkampf zwischen ihren drei Kindern ausgebrochen, in dem Jupiter wiederum unwissentlich eine extrem wichtige Bedeutung zukommt.

Um hier jetzt nicht unnötig rumzuspoilern, wollen wir über diese zentrale Plot-Enthüllung des Films schweigen, auch wenn der Trailer bereits mal wieder eigentlich alles verrät. Sagen wir nur so viel: Es geht halt mal wieder um das Schicksal der gesamten Menschheit, die weit weniger der Meister ihrer eigenen Existenz ist, als man das gemeinhin gern zu glauben pflegt. Dieser kleine Gedankensplitter ist indes alles, was "Jupiter Ascending" mit dem legendären Grundkonstrukt der "Matrix" gemeinsam hat. Denn wo sich damals ein faszinierendes Gedankenspiel über die Verformbarkeit unserer vermeintlichen Realität entspann, verliert sich "Jupiter Ascending" in einer mit geekiger Begeisterung zusammengesetzten SciFi-Fantasy-Mythologie, bei der man als Zuschauer mehr als genug Mühe hat, überhaupt noch durchzublicken. Da steht eine klassische Science-Fiction-Idee wie hochspezialisierte genetische Manipulation (Caine ist eine genetische Kreuzung aus Mensch und Wolf) Hand in Hand neben einer verquasten Mischung aus Astrologie und Wiedergeburt, und die Jagd nach ewiger Jugend spielt auch noch eine zentrale Rolle. Dies kombiniert mit den Intrigen innerhalb des galaktischen Monarchen-Clans, in dem sich alle aufführen wie in einem Shakespeare'schen Königsdrama und eine versteckte Agenda quasi zur Grundausrüstung einer jeden Figur gehört, und fertig ist ein Konvolut aus Plot-Versatzstücken, dem schon schwer zu folgen wäre, selbst wenn man als Zuschauer dabei vernünftig an der Hand genommen würde.

Jupiter AscendingWird man aber eben nicht. Weil die Wachowskis wie gesagt mal wieder einen Film gemacht haben, der augenscheinlich mehr für sie selbst als für irgendwen anders gedacht ist. Oder, falls dem nicht so sein sollte, dann sind die beiden dem folgenschweren Irrtum aufgesessen, dass jeder Zuschauer ihren abgedrehten und nicht unbedingt in sich logischen Hirngespinsten sofort begeistert folgen kann, darum nicht viel erzählerische Orientierung braucht und sich stattdessen mit ihnen zusammen an der wundervollen Ästhetik ihrer Fantasiewelt ergötzen will. Okay, zugegeben: Was die Produktion von "eye candy" betrifft, machen den Wachowskis nicht viele Leute etwas vor. Die Mühe und Detailverliebtheit, die hier in Set-Design, Spezialeffekte und die Ausgestaltung der zentralen Actionsequenzen gelegt wurde, ist unverkennbar, und auch wenn "Jupiter Ascending" meilenweit von der neue Maßstäbe setzenden Innovationskraft der "Matrix" entfernt ist, brillieren die Wachowskis zumindest dann wenn es darum geht, den Popcorn-Teil von Popcorn-Kino ansprechend und überzeugend in Szene zu setzen. Das ändert aber nichts daran, dass Andy und Lana ihr Publikum da bereits weit hinter sich gelassen haben - und vor lauter Begeisterung über ihre eigene Welt nicht einmal mehr daran denken, sich vielleicht mal umzudrehen um zu schauen, ob noch alle mitkommen. 

Jupiter Ascending"Jupiter Ascending" ist wahrlich nicht so kompliziert, dass man ihm nicht folgen kann. Es besteht nur die extrem große Gefahr, dass es einem die Mühe bald nicht mehr wert ist, weil man schlicht das Interesse verloren hat angesichts einer Präsentation, die sich knietief in Comic-nerdigem Fetischismus für gigantomanisches SciFi-Setdesign verliert und dem Oberbösewicht eine Rasse wandelnder Echsen als Handlanger zur Seite stellt, einfach weil die Macher das cool finden. Besagter Oberbösewicht wird derweil von Eddie Redmayne in einem derart lächerlichen Anfall von Overacting gespielt, dass man ihm vorsorglich den Oscar, den er Ende des Monats für "Die Entdeckung der Unendlichkeit" gewinnen könnte, gleich wieder wegnehmen möchte. Channing Tatum wiederum kann einem fast ein bisschen leidtun: Angesichts dessen, dass man sich diese Woche parallel in "Foxcatcher" ansehen kann, wozu dieser Mann darstellerisch eigentlich fähig ist, ist es geradezu bedauerlich zu sehen, in was für eindimensionalen Reißbrett-Rollen man verfeuert wird, wenn man sich halt gut auf einem Blockbuster-Filmposter macht. Auch Mila Kunis bleibt hier nicht viel mehr übrig, als auf Autopilot durch einen Film zu wandeln, dessen Regisseure scheinbar mehr Konzentration auf Kostümdesign denn auf Schauspielführung und Figurengestaltung verwendet haben. 

Es ist kaum anzunehmen, dass die Wachowskis ausgerechnet mit diesem Film doch nochmal einen echten Hit landen. Dafür bietet "Jupiter Ascending" einfach nichts, worauf eine breitere Zuschauermenge wirklich anspringen könnte. Allein "handwerklich solide" sein ist in den Produktionsmaßstäben, in denen die Geschwister immer noch operieren können, einfach nicht genug. Weswegen dieser Film vor allem eine Frage aufwirft. Nämlich ob es die Wachowskis noch einmal schaffen jemanden zu finden, der gut 100 Millionen Dollar locker macht, damit sie noch eine ihrer Nerd-Fantasien auf die Leinwand bringen können. Angesichts ihres Post-"Matrix"-Outputs muss man inzwischen konstatieren, dass das einfach keine gute Investition mehr ist. 

Bilder: Copyright

4
4/10

Jupiter Jones nur als Band! Ein bisschen Star Wars, ein wenig Twilight, hier und da auch Game of Thrones und und und. Alles sehr mittelmäßig, klischeehaft und bemerkenswert humorlos. Wäre nicht mal als Premiere im Free TV zu empfehlen. Schade, auch mir beim Zuschauen die Frage durch den Kopf, wie man einen so hervorragenden Film wie Matrix und danach nur noch Filme auf diesem Niveau schaffen kann.

Permalink

7
7/10

Ganz so schlimm ist der Film nicht.

Er hat leider einige Längen, es sei denn, man steht auf
ewige Verfolgungsjagden und Kämpfe.
Er verschenkt auch oft das Potenzial, witzig zu sein und
die Schauspieler scheinen auch eher eine Routine abzuspulen.

Die Grundstory ist eigentlich interessant und ausbaufähig,
aber auch hier hat man das Gefühl einen halben Film zu sehen.

Für Science Fiction Fans ist der Film zu empfehlen, alle
anderen sollten auf die TV Premiere warten.

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8
8/10

Also ich fand es ehrlich gesagt wirklich nicht so schlimm wie viele Kritiker es gesehen haben.

Zum einen sind Mila Kunis und Channing Tatum ein total schickes Pärchen,zum anderen hat der Film einige Action Szenen die ich so noch nie gesehen habe.

Mir scheint es ein wenig so als ob die Wachowski's sich vorgenommen haben "Jodorowski's Dune" nun doch noch umzusetzen... ein Film wie ein LSD Trip. Kompletter Kontrollverlust, nichts macht wirklich Sinn, alles folgt Strikt der "in-the-moment" Logik von Comicbildern.

Aber da das so Konsequent durchgezogen ist und die Bilder größtenteils für wich genommen fantastisch sind hatte ich ehrlichgesagt nicht wirklich was dagegen einzuwenden sonder lies mich gern mit den Millionen Details bombardieren die in den Film reingepackt wurden.

Ein bisschen ist mir das Gender-stereotyping aufgestossen – Frau ist Frau, Mann ist Mann und Bösewicht ist ein vermutlich schwul-asexuelles Muttersöhnchen. hm, und es gibt vielleicht ein paar zu viele Rettungsszenen in denen der Hundemann die Frau durch die Gegend schippert...

Ist aber auch eine Menge zum Träumen dabei – Würde auch gern mal so wie die zwei über die Dächer von Chicago hoverbooten. Hach! :)

Jedenfalls Gegenüber Matrix Revolutions und Speed Racer doch eine eindeutige Steigerung.

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