Gold

Harold könnte eigentlich ein schönes Leben führen. Er lebt mit seiner betuchten Mutter auf einem netten Anwesen und hat nicht wirklich viel zu tun. So nutzt er seine viele Freizeit für seine makaberen Hobbies: er inszeniert Selbstmorde, er besucht Beerdigungen und seinen Psychiater.
Lässt man die Filme der fünfziger Jahre Revue passieren, stehen vor dem geistigen Auge des cinephilen Zuschauers für gewöhnlich zwei Szenen im Vordergrund: der über dem Luftschacht der New Yorker U-Bahn hochgewehte Rock der Monroe, sowie Deborah Kerr und Burt Lancaster in einer einsamen Bucht von Hawaii, wie sie sich liebend in der Gischt der anrollenden Brandung umarmen.
Sergio Leone ist wohl vornehmlich für seine Western bzw. Italo-Western oder auch Spaghetti-Western (wie sie abwertend bezeichnet werden) bekannt. Das ist nicht verwunderlich, besteht doch über die Hälfte seines wenn auch kleinen Oeuvres aus Filmen, die in diesem Genre beheimatet sind.
Mit "Unforgiven", wie Clint Eastwoods Meisterstück im Original wesentlich aussagekräftiger und gleichzeitig ambivalenter (wem wird was nicht vergeben?) heißt, gelang dem großen alten Mann des Westerns eine Hommage an den Film, der seine Karriere begründete, und gleichzeitig ein fabulöser Abgesang.
Fünf Dinge an Stanley Kubricks "Dr. Seltsam" sind schlicht unvergesslich: Die Dreier-Vorstellung von Peter Sellers, Captain Kongs Rodeo-Ritt auf der Atombombe, der von Set-Designer Ken Adam entworfene War Room, die hyperaktiven Gesichtszüge von George C. Scott als General Turgidson, und der Schluss, der mit seinem grenzenlosen Sarkasmus die Erkenntnis des Films noch einmal kongenial auf den Punkt bringt.
Seit 1942 führt die zum British Film Institute gehörende Fachzeitschrift Sight & Sound alle zehn Jahre unter namhaften Regisseuren und Kritikern um den ganzen Erdball eine Umfrage zum "Besten Film aller Zeiten" durch. Seit 1952 wird diese Liste jedes Mal von "Citizen Kane" angeführt, auch bei der letzten Fassung vom August 2002. Als generell einzige halbwegs ernstzunehmende Umfrage dieser Art hat die Sight & Sound poll ihren Anteil an der Mythosbildung "Citizen Kane", und der Unmöglichkeit, diesen Film relativ unbelastet anzusehen.
Gold-Kollege "L.A. Confidential" mag über 20 Jahre später noch einmal ein ähnliches Kunststück vollbracht haben, aber die erste und beste moderne Wiederbelebung des Film Noir im Retrostil bleibt "Chinatown". Wäre dieser Film nicht in Farbe und mit bekannten Gesichtern des 1970er Jahre-Kinos besetzt, man könnte (ähnlich wie auch im Falle von "L.A. Confidential) denken, er stamme aus der Periode, die diese Filme hervorbrachte.
Es ist einer dieser ganz seltenen Filmmomente, die einem auch bei zwanzigsten Ansehen noch eine Gänsehaut verpassen: Wenn Major Strasser in "Rick's Café Americain" mit seinen Nazi-Kompagnons "Die Wacht am Rhein" schmettert, und dann das Orchester unter Leitung Victor Laszlos die Marsellaise anstimmt, um die Deutschen in Grund und Boden zu singen, dann bleibt kein Quadratzentimeter Körperoberfläche ruhig.
Was macht einen guten Kriegsfilm aus? Die Tatsache, dass er möglichst detailliert darzustellen vermag, wie der Krieg wirklich war und ist? Wenn der Film dazu noch das Prädikat "Anti-Kriegsfilm" verdient, denkt man als Kinogänger vielleicht an ein Beispiel jüngerer Zeit: "Der Soldat James Ryan".
Der brillanteste Trick an "Amadeus", der vielleicht besten Filmbiografie überhaupt, ist, dass es gar keine Filmbiografie ist. Während sich andere Biopics stetig damit schwer tun, ihrem legendären Subjekt gerecht zu werden, ohne es jedoch gleichzeitig völlig unreflektiert zu glorifizieren, portraitiert "Amadeus" seine vermeintliche Hauptfigur aus den Augen eines anderen.