Rubbeldiekatz

Jahr
2011
Laufzeit
108 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 13. Dezember 2011

Der junge Theaterschauspieler Alexander (Matthias Schweighöfer) ist zwar beim treuen Publikum seiner kleinen Bühne sehr populär, aber richtig Geld für sich und seine beiden Brüder Jürgen und Basti (Detlev Buck, Maximilian Brückner) sowie Dauermitbewohner Jan (Denis Moschitto) springt dabei nur selten heraus. Da er gerade in der Klamotte Rubbeldiekatz„Charleys Tante“ in der Titelrolle auftritt, befinden sich aktuell auch nur Bilder im Frauenoutfit auf seiner Homepage, was immerhin erklärt warum er eines Tages ein Angebot für eine in Berlin drehende Hollywood-Produktion erhält – weil man ihn für eine Frau hält. Gut, denkt sich das Quartett, für zwei Drehtage wird das schon gut gehen und man die Filmcrew irgendwie täuschen können. Allerdings verkauft sich Alexander bzw. „Alexandra“ beim ersten Meeting sogar so gut, dass „ihre“ Rolle spontan ausgeweitet und zur weiblichen Hauptfigur ausgebaut wird. Deutlich erhöhter Schwierigkeitsgrad also für Alex und seine wild rotierenden Brüder. Die Tatsache, dass der Mann in Stöckelschuhen sich dann auch noch mindestens unsterblich in seine Filmpartnerin, den berühmten Filmstar Sarah Voss (Alexandra Maria Lara) verliebt, trägt ebenfalls nicht dazu bei, die ganze Sache einfacher zu gestalten.

Detlev Buck ist wieder da und zwar der „alte“ Buck, der einst mit Komödien wie „Männerpension“ ein großes Publikum erfreute, sich zuletzt aber in ambitionierten Dramen wie „Knallhart“ oder „Same Same but Different“ versuchte. Und er kommt nicht alleine, denn beim Drehbuch von „Rubbeldiekatz“ ließ sich der Meister diesmal von Anika Decker assistieren, die auch die Grundidee der Geschichte hatte und sich in den letzten Jahren mit ihren Geschichten über Keinohrhasen und Zweiohrküken einen Namen in der Branche machte. Droht damit nun also etwa die schleichende Schweiger-Isierung des kauzigen Norddeutschen? Zumal auch noch Matthias Schweighöfer mit von der Partie ist, ebenfalls mit Hasen-Erfahrung versehen und außerdem mit seinem nach ähnlichem Schema gestrickten Regiedebüt „What a Man“ erst vor kurzem an der Kinokasse sehr erfolgreich.

Rubbeldiekatz„Bedingt“ lautet die Antwort, denn in der Tat lässt sich ab und zu ein gewisser Déjà-Vu-Effekt zum derzeit beim deutschen Publikum erfolgreichsten aller Rezepte nicht verleugnen. Das betrifft vor allem den Ablauf der Handlung, die Verwicklungen und Hindernisse beim Zusammenführen der beiden Liebenden und auch den typisch schluffigen aber trotzdem liebenswerten Kerl der Geschichte. Vor allem zu Beginn ist Schweighöfer darin halt ganz Schweighöfer, aber immer wenn er in die Maske von „Alexandra“ schlüpft ändert sich das zwangsläufig und es wird interessant. Weil er sowohl Spiel als auch Stimme und Haltung verändern muss, sich nicht mehr auf seine gewohnten Mechanismen verlassen kann. Und vor allem weil er rein optisch als Frau so sehr überzeugt wie kaum ein Schauspieler zuvor, sei es „Tootsie“ (mit deren Story es hier gewisse Ähnlichkeiten gibt), „Mrs. Doubtfire“ oder die beiden Grazien Jack Lemmon und Tony Curtis aus dem Klassiker „Manche mögen's heiß“. Doch, diese Maske hat in jedem Fall schon mal ein Kompliment verdient und Darsteller Schweighöfer darf sich davon ein gutes Stück anheften.

Obwohl man sehr wohl kritisieren kann, dass das Ganze auf den reinen Plot bezogen eher überraschungslos und gelegentlich sogar etwas holprig erzählt wird, macht „Rubbeldiekatz“ doch überwiegend Freude. Und das liegt dann eben doch auch an den kleinen Brüchen und Störfeuern, die unverkennbar auf den hier als Regisseur und Nebendarsteller aktiven Buck zurückzuführen sind. So hat er mit der Sippe der reichlich planlosen „Honk“-Brüder (plus RubbeldiekatzMündel) eine höchst amüsante Truppe eingebaut, welche ohne Zweifel die besten Szenen stiehlt. Das reicht von solch genialen Einfällen, dass alle nur über ein einziges gemeinsames Bankkonto verfügen und daher zur Sicherheit auch jeder nur eine Ziffer der Geheimzahl kennt (lediglich Anführer Jürgen kennt zwei) bis hin zu einem komplett sinnbefreiten gemeinsamen Grillen im winterlichen und schneebedeckten Park, welches schließlich für den glücklichen Alexander im Bett der schönen Sarah endet, für den Rest allerdings im orientierungslosen, drogenumnebelten Delirium.

Szenen wie diese könnten den Zuschauer sowohl begeistern als auch verstören, sind dann aber doch so fein dosiert, dass sie einen respektablen Publikumserfolg eigentlich nicht ernsthaft gefährden sollten. Denn  obwohl gelegentlich sicher ein wenig klischeehaft, ist er doch insgesamt ziemlich gut und interessant gelungen, dieser kleine Bastard aus Mainstream- und Underground-Kino, aus „Keinohrhasen“ und „Wir können auch anders“. Und Filmtitel mit einem gewissen Erklärungsbedarf sind ja seit einiger Zeit auch kein Hinderungsgrund mehr für Massenappeal. „Kokowääh?“ - Nö, dann doch lieber „Rubbeldiekatz“.

Bilder: Copyright

1
1/10

Warum war es eigentlich nötig, "Tootsie" nach dreissig Jahren nochmals zu verfilmen mit schlechterem Drehbuch und schlechteren Schauspielern? Und dann den kalten Kaffee als etwas gänzlich Neues zu präsentieren?

Permalink

2
2/10

Wirklich lahm.

diese "Männer im Frauenkleid" - Witze sind soooo alt. "Ach wärst Du doch ein Mann, dann wär ich total verliebt in dich. Ich fühl da echt komisch. ... Ach du bist doch ein Mann. ... Toll. Happy End."

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