Detlev Buck wollte einen Film über Liebe machen. Nicht nur ein bisschen über Liebe, denn das ist fast jeder Film, sondern über nichts außer Liebe. Die passende Vorlage dafür fand er in der wahren Geschichte des deutschen Jungjournalisten Benjamin Prüfer und seiner kambodschanischen Frau Sreykeo, die Benjamin 2003 als "Bargirl" und Teilzeit-Prostituierte in einer Disco in Pnomh Penh kennen lernte, sich in sie verliebte und sie schließlich heiratete - in dem Wissen, dass Sreykeo HIV-positiv ist. Es ist fraglos eine außergewöhnliche Geschichte, die von Benjamin zunächst in einer preisgekrönten Reportage im NEON-Magazin und dann zum Buch "Wohin du auch gehst" verarbeitet wurde. Das wiederum diente als freie Grundlage für diesen Film. Einem fraglos außergewöhnlichen Film, auch für seinen Regisseur. Die Tage, in denen Detlev Buck synonym war mit trocken-norddeutschen Komödien voller eigenwilliger Lakoniker sind jedenfalls vorbei und leben nur noch fort in Bucks schauspielerischen Stippvisiten wie zuletzt in Michael Hanekes "Das weiße Band", wo sein Kurzauftritt eine einsame humoristische Auflockerung in einem sehr düsteren Film war. Von der kauzig-komischen Atmosphäre seiner Karriere-Frühwerke wie "Karniggels" oder "Wir können auch anders" hatte sich Buck als Regisseur schon mit "Knallhart" verabschiedet, eine radikale Abkehr seines bisherigen Stils und Tonfalls. Diese neue, konsequent realistische Ernsthaftigkeit setzt er mit "Same same but different" nun fort und wagt sich erstmals aufs internationale Festivalparkett. Seine Weltpremiere feierte der Film auf den Filmfestspielen von Locarno, und nicht nur der Filmtitel ist ein Indiz für eine deutlich internationalere Ausrichtung, denn über Großteile des Films (nämlich alles, was in Kambodscha spielt) wird authentisch englisch gesprochen (und dementsprechend viel untertitelt). Das Resultat kann sich mehr als sehen lassen: Eine große, berührende, aber dabei niemals verkitschte Liebesgeschichte, deren Inszenierung viel Gefühl und internationale Hochklasse beweist. Dafür muss man auf jeden Fall Respekt zollen, und zwar sowohl Detlev Buck als auch der Drehbuchautorin Ruth Thoma, die geschickt die drohenden Stolpersteine dieser Geschichte umgeht. Ein deutscher Rucksacktourist, der sich in Kambodscha in eine Prostituierte verliebt und nach und nach sein ganzes Leben für sie umkrempelt, das riecht abwechselnd nach altruistischer Selbstaufgabe, akutem Helfersyndrom, übergroßer Naivität und unrealistischer Herzensgüte. Es zählt zu den großen Leistungen von "Same same but different", dass er all diese Dinge umschifft und klarstellt, dass sie in der Geschichte von Benjamin und Sreykeo keine Rolle gespielt haben. Dies ist die Geschichte einer Liebe, die alle Widerstände überwindet - und die waren in diesem Falle auch so groß genug, als dass es keine großen Ansprachen, pathetische Gesten oder sehnsuchtsvolles Schmachten braucht. Genauso authentisch und aufregend wie die Gefühle zwischen Benjamin und Sreykeo fängt Buck auch die vibrierende, pulsierende Atmosphäre von Südostasien ein, und zwar mit einer nachhaltigen Wirkungskraft, dass hier nichts mehr an die Behäbigkeit erinnert, die man vielleicht sonst gerne mit deutschen Filmen assoziiert. Inszenatorisch macht Buck hier jedenfalls einen weiteren Schritt nach vorne, und seine Kombination von Bildsprache und Soundtrack ist in manchen Augenblicken wahrlich virtuos. Das einzige, was an diesem Film etwas gewollt und unauthentisch wirkt, ist sein Titel, der so in der Handlung nie auftaucht. "Same same but different" soll darauf hinweisen, dass dies eine Liebesgeschichte wie so viele andere, aber eben doch ganz anders ist. Das stimmt zwar, trotzdem ist dieses Herauskehren eines programmatischen Alleinstellungsmerkmals ein Akt offensiver Selbstbehauptung, den dieser Film gar nicht gebraucht hätte. "Same same but different" ist eine fraglos außergewöhnliche Liebesgeschichte. Auch ohne gesonderten Hinweis. |
Bilder: Courtesy of Delphi Filmverleih, Copyright 2009 |
Land
Jahr
2009
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
Delphi Filmverleih
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