Perfect Match: Die Steffi & Andre Story

Jahr
2024
Laufzeit
101 min
Genre
Release Date
Streaming
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 6. Juli 2024

"Perfect Match" will die Liebesgeschichte von Steffi Graf und Andre Agassi nacherzählen, steht dabei aber vor einem großen Problem: es ist fast nichts darüber bekannt, wie die beiden eigentlich zueinander fanden. Auch Agassis ansonsten sehr offenherzige Autobiografie liefert zu diesem Thema so gut wie keine Anhaltspunkte. Die "Lösung" des Films: kein übliches "Basierend auf wahren Begebenheiten" mit ein bisschen kreativer Freiheit. Sondern schon gleich zu Anfang per Texteinblendung das Eingeständnis, dass das nun Folgende völlig fiktiv ist. Allerdings mit dem Zusatz: "Es könnte sich aber genauso zugetragen haben." Dazu muss man klar konstatieren: Nein, könnte es nicht.

So erfindet der Film als erstes Kennenlernen der beiden eine gemeinsame Pressekonferenz, die es in Wahrheit nie gegeben hat. Okay, fiktiv halt. Richtig absurd wird es dann aber, wenn Graf und Agassi zum Mittelpunkt des Films ihre große romantische Annäherung während eines zufällig gleichzeitigen Rom-Urlaubs haben, bei dem zwei der damals bekanntesten Sportler der Welt sich völlig unbehelligt wie normale Touristen durch die Stadt bewegen, und weder von auch nur einem Fan, geschweige denn einem Paparazzi belästigt werden.

"Perfect Match" hätte interessant sein können, wenn man eine spekulative aber dabei glaubwürdige Antwort auf die Frage gesucht hätte, wie Graf und Agassi es tatsächlich geschafft haben, sich trotz permanenter Beobachtung der Öffentlichkeit quasi unbemerkt anzunähern und zu verlieben - wie kann eine Liebe erblühen mitten im Rampenlicht des Tennis-Zirkus. Stattdessen dichtet der Film sich um ein paar belegte Fakten (Peter Grafs Steuerbetrug, Agassis Showbiz-Ehe mit Brooke Shields) ein Märchen zusammen, das sich in seinen zentralen Momenten wie jede andere x-beliebige Filmromanze anfühlt, und genauso einfallslos und platt ist.

Inklusive eines wenig überzeugenden Darsteller-Ensembles, von schlimm chargierenden Gestalten wie Larry Kapust als berühmt-berüchtigter Tennis-Coach Nick Bollettieri bis hin zum grandios farblosen Leonard Scheicher als Grafs langjährigem Freund Michael Bartels. Interessant auch die eigenwillige Regie-Entscheidung, Grafs Eltern Heidi und Peter in Pfälzer Dialekt sprechen zu lassen in einem Film, der zum allergrößten Teil (zwecks leichter Vermarktung auf Amazons globaler Streaming-Plattform) auf Englisch gedreht wurde. Dieses befremdliche Bemühen um Authentizität (auch ersichtlich in der 1:1-Nachstellung von Agassis Jubel nach seinem ersten Wimbledon-Sieg) an wenigen Stellen beißt sich ziemlich mit der allgemeinen "Wir denken uns halt irgendwas aus, wie die beiden zueinander gefunden haben"-Herangehensweise des Films.

Das einzige, was "Perfect Match" vor einem totalen Absturz bewahrt, ist das engagierte und überzeugende Spiel der charismatischen Lena Klenke als Steffi Graf, die mit dem sonst als Komiker bekannten Michael Kessler auch einen soliden Gegenpart als Vater Peter zur Seite gestellt bekommen hat. Dass man von ihrem englischstämmigen Co-Hauptdarsteller Toby Sebastian als Agassi hingegen noch nie wirklich etwas gehört hat, wird nach Betrachten dieses Films auch niemanden überraschen. 

Was bleibt ist ein Film, der sich allzu offensichtlich einzig auf den glamourösen Namen seiner Hauptfiguren ausruht und sich faul damit begnügt, dass allein diese für genug Interesse sorgen werden, als dass Amazons Streaming-Publikum mal reinklickt. Mehr als das versucht man hier überhaupt nicht zu erreichen. Und das ist fast schon ärgerlich wenig. Zeitverschwendung.  

Bilder: Copyright

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