Lockout

Originaltitel
Lockout
Land
Jahr
2012
Laufzeit
95 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von René Loch / 29. März 2012

Luc Besson, Frankreichs wohl bekanntester Filmemacher der Gegenwart, wurde in den 90er-Jahren berühmt durch große Blockbuster-Unterhaltung wie „Das fünfte Element“ und Kultstreifen wie „Leon – Der Profi“. Im neuen Jahrtausend scheint es sich der umtriebige Produzent, Regisseur und Autor zur Aufgabe gemacht zu haben, anderen Filmschaffenden Drehbücher für Actionkost fernab des Mainstreams aufzulegen und einigen von ihnen damit den Weg für eine Karriere in Hollywood zu bereiten. 

So landete in etwa Louis Leterrier, nachdem er die ersten beiden „Transporter“-Filme und „Unleashed“ inszenierte, auf den Regiestühlen von „Der unglaubliche Hulk“ und „Kampf der Titanen“. Die jüngste Besson-Entdeckung hieß Pierre Morel, der für das Travolta-Vehikel „From Paris with Love“ verantwortlich zeichnete, vor allem aber mit seinem unterhaltsamen, kommerziell höchst erfolgreichem Rache-Thriller „96 Hours“ für Furore sorgte. Im Actionreißer „Lockout“, von Besson geschrieben und den Iren James Mather und Stephen St. Leger inszeniert, wird es nun mal wieder etwas futuristischer.

Maggie Grace, auch bekannt als Shannon aus „Lost“, frischt dabei ihre „96 Hours“-Rolle als entführte US-amerikanische Tochter auf. Diesmal reist sie jedoch nicht nach Paris, um Party zu machen, sondern im Jahre 2079 als idealistische Präsidententochter Emilie zum 50 Meilen von der Erde entfernten Gefängnis „MS One“. Hier sitzen die widerlichsten und schlimmsten Verbrecher, die man sich vorstellen kann, im Tiefschlaf ihre Strafen ab. Doch weil Menschenrechte ein universelles Gut sind und für jeden gelten sollten, möchte sich Emilie davon überzeugen, dass die Sträflinge hier keinen Schaden nehmen. Kurz nach ihrer Ankunft im Weltall laufen diverse Dinge jedoch schon ordentlich schief und im Handumdrehen findet sich Emilie gemeinsam mit einigen Wärtern, Ärzten und Technikleuten in der Gewalt von 500 Mördern, Psychopathen und Menschenfeinden wieder. Dem Präsidenten ist das natürlich gar nicht recht, weshalb er Snow (Guy Pearce, „Memento“), einen wohl zu Unrecht verurteilten Ex-Agenten, mit der Aussicht auf Amnestie und einem klaren Auftrag im Gepäck hinterher schickt: Rette meine Tochter!
 

Was genau Snow dazu prädestiniert, dieses Himmelfahrtskommando im Alleingang auf sich zu nehmen, bleibt nicht das einzige Rätsel, das Herr Besson ins Drehbuch geschrieben hat. Im Normalfall müssten die eiskalten Killer kurzen Prozess mit ihm machen, doch natürlich passiert das nicht. Snow gelingt es selbstverständlich, Emilie zumindest vorübergehend in seine Obhut zu bringen, doch erstens hat das Muskelpaket dort oben noch eine ganz eigene Rechnung zu begleichen und zweitens wäre da noch das Problem der Heimkehr zum Planeten Erde zu lösen.

Der Trailer zum Film versprach vieles: dumme Sprüche, eindimensionale Charaktere, schlechte Effekte, langweilige Kämpfe, kurzum: eine richtig große Lachnummer. Einige dieser Versprechen kann „Lockout“ halten, andere nicht. In Sachen Spezialeffekte haben die kurzen Ausschnitte definitiv nicht getäuscht. Mit einem 30-Millionen-Dollar-Budget „zaubern“ die beiden Regisseure beispielsweise eine vogelwilde Verfolgungsjagd auf die Leinwand, die mehr nach Computerspiel als nach Kino aussieht. Wenn Snow mit einem Roller und gefühlt 800 Stundenkilometern über die Piste rast, die Kamera mal gar nichts im Bild hat, mal sinnlos explodierende Transportmittel, und das alles dermaßen hektisch geschnitten ist, dass man sich gar nicht erst bemühen muss, irgendetwas zu erkennen, dann, ja, dann fängt man an, den Film zu mögen. So viel Mumm muss man erstmal haben, eine dermaßen groteske Nummer hinzulegen.

Was jedoch wirklich zum nicht zu leugnenden Unterhaltungswert des Streifens beiträgt, das sind dann überraschend doch Charaktere und Sprüche. Snow ist eine ultracoole Sau, bei der die Faustformel sticht: „Jeder Satz ein Treffer“. Und Emilie ist ein mutiges Naivchen, das später einen geeigneten Gegenpart zu Snow einnimmt. Die „entlaufenen“ Verbrecher schließlich sind allesamt irre und dem Morden äußerst zugetan. Alle Charaktere haben also exakt eine Eigenschaft, die sie beschreibt, und diese vertreten sie dann auch von der ersten bis zur letzten Minute (ihres Daseins) konsequent.
 

Wirklich ernst nimmt sich „Lockout“ zu keiner Minute. Dementsprechend hat man es hier auch mit der Gattung Action-Thriller zu tun, die in erster Linie Spaß machen soll. Spannung und Nervenkitzel gibt es nicht, zumal die Action-Szenen bloße 08/15-Kost sind. Ebenso wenig sollte man sich irgendwelche nennenswerten Beiträge zum Thema „Science Fiction“ erhoffen. Ein paar technische Spielereien haben es natürlich schon in den fertigen Film geschafft, aber tiefgreifende Aussagen über gesellschaftliche Zustände gegen Ende des 21. Jahrhunderts sucht man vergebens.

Das war aber auch ganz sicher nicht der Anspruch dieses kurzweiligen No-Brainers, der in erster Linie von seinen beiden gut aufgelegten Hauptdarstellern lebt. Vielleicht sollte man „Lockout“ deshalb auch weniger als (gescheiterten) Actionfilm, sondern vielmehr als (gelungenes) Buddy-Movie ansehen.

Bilder: Copyright

Erstaunlich, dass man mit keinem Satz erwähnt, wie sehr dieser Film seine Grundidee von John Carpenters "Der Klapperschlange" abkupfert, auch nach dreissig Jahren also immer noch eine Referenz im Genre. Und wenn jemand für kurzweilige B-Action steht, dann der frühe Carpenter. Da wird ein Film wie "Lockdown" wohl bei weitem nicht herankommen, aber für einen DVD-Abend mit ein paar Bier hört sich das ja gar nicht mal sooooo schlecht an.

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Warum soll man sich einen Film ansehen, der "gar nicht soooooo schlecht" ist?

Es gibt doch genügend gute.

Den möchte ich mal treffen, der

Themroc
Revanche
Nachtsonne
99 Franc
Moon
Very Bad Things
Silentium
Ghost in the Shell II
TO
The Big Blue
Muholland Drive
Jacob's Ladder
Holy Mountain
The Cell
Waking Life
Punishment Park
END CIV
The Road
und
Leolo

allesamt kennt und nach der verzweifelten und unerfüllten Suche nach guten Filmen sich jetzt der DVD-Abend-Kost mit Suffpflicht zuwenden muss...

Also: Auf Prometheus warten!

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5
5/10

Fängt an wie eine Mischung aus 'Stirb Langsam' und 'Die Klapperschlange' im Weltall mit einem (fast schon zu) coolen Guy Pearce in der Hauptrolle. Einige seiner zahllosen Oneliner sind für den ein oder anderen Lacher wirklich ganz gut, und die Ausgangssituation des Films lässt auf einen echten Knaller hoffen. Dies bewahrheitet sich leider nicht ganz. Nette Action mit einer Prise Humor und dazu noch ein geisteskranker Sträfling, der ebenfalls ein paar lustige Szenen hat, sorgen zwar für kurzweilige Unterhaltung, das letzte Quentchen fehlt dann aber letztendlich doch irgendwie, um den Film als rundum gelungen zu bezeichnen. Kann man sich reinziehen, muss man aber nicht unbedingt.

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